Versicherer mögen keine Aktien

Wenn es eine Investorengruppe gibt, der die Entwicklung der Aktienmärkte ...
... in den vergangenen fünf Jahren weitgehend egal sein konnte, dann den deutschen Lebensversicherungen. Seit dem Platzen der New-Economy-Blase zur Jahrtausendwende haben diese Kapitalsammelstellen ihre Aktienquoten drastisch zusammengestutzt. Betrug die durchschnittliche Quote im Jahr 2000 noch 26,4%, ist sie 2009 auf mickrige 2,3% abgeschmolzen. Dies lässt sich nur zum Teil damit erklären, dass sich Aktien während der vergangenen Dekade deutlich schlechter als Anleihen entwickelten und ihr Gewicht in den Portfolien schon allein deshalb sank.
Vielmehr wurden die niedrigen Aktienquoten zu einem Gutteil bewusst herbeigeführt. Nicht immer geschah dies freiwillig. Im Frühjahr 2003 zwangen z. B. die Stresstests der BaFin einige Versicherer dazu, Aktien in großem Stil abzustoßen, um das Risikoprofil ihrer Portfolien anzupassen.
Seither wurden im Durchschnitt nicht einmal mehr zweistellige Quoten erreicht. Was in der Finanzkrise durchaus Vorteile hatte, könnte sich jetzt als Bumerang erweisen. Vielen Lebensversicherungen fällt es im derzeitigen Niedrigzinsumfeld zunehmend schwerer, wenigstens noch den Garantiezins zu erwirtschaften. Andererseits sind sie seit der Griechenlandkrise dafür sensibilisiert, dass selbst vermeintlich sichere Staatsanleihen keineswegs frei von Risiken sind.
Die Anlagealternativen sind also dünn gesät, renditestarke allemal. Vielleicht ringt sich der eine oder andere Versicherungskonzern ja doch dazu durch, den Aktienanteil anzuheben – nicht nur zum eigenen Vorteil. Denn im Unterschied zu Privatanlegern müssen Versicherungen die Kurse nicht nur passiv hinnehmen, sondern beeinflussen sie durch ihre Transaktionen ganz erheblich. Schon eine um 1% höhere Quote würde die Nachfrage nach Aktien um einen zweistelligen Milliardenbetrag erhöhen.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.