APA ots news: OeNB-BLOG: Kein Trumpf gegen Trump: Auswirkungen des...

31.07.25 11:43 Uhr

APA ots news: OeNB-BLOG: Kein Trumpf gegen Trump: Auswirkungen des Zollabkommens zwischen der EU und den USA auf Österreich

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Wien (APA-ots) - Am 27. Juli 2025 einigten sich die EU und die USA über

die

grundsätzliche Ausgestaltung eines neuen Handelsabkommens. Ziel der

EU war es, einen unmittelbar drohenden Handelskrieg abzuwenden und

noch höhere US-Importzölle (30 %) ab dem 1. August zu verhindern. In

diesem Beitrag erläutern wir, was diese Vereinbarung umfasst, welche

Branchen besonders betroffen sind und welche ökonomischen Effekte

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kurzfristig zu erwarten sind.

Im Mittelpunkt des Abkommens steht ein einheitlicher Zollsatz von

künftig 15 % auf nahezu alle Waren, die aus der EU in die USA

exportiert werden. Darunter fallen insbesondere Fahrzeuge und

Pharmazeutika. Für Stahl- und Aluminiumerzeugnisse gilt weiterhin der

erhöhte Zollsatz von 50 %. Hingegen wird kein Zoll auf Flugzeuge,

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Flugzeugkomponenten sowie bestimmte Medikamente, Chemikalien,

landwirtschaftliche Produkte, seltene Erden und Chip-

Herstellungsausrüstungen eingehoben.

Neben der Erhöhung der US-Zollsätze akzeptiert die EU:

-

in den kommenden Jahren amerikanische Energieprodukte (vor allem

Flüssigerdgas) um 750 Mrd US-Dollar zu kaufen

-

bis zu 600 Mrd US-Dollar in den USA zu investieren, worunter aber

auch Importe der Rüstungsindustrie und KI-Chips fallen.

-

die Zölle der EU auf Fahrzeuge und landwirtschaftliche Produkte

aus den USA stark zu reduzieren bzw. vollständig abzuschaffen.

Die Reaktionen auf die Vereinbarung sind geteilt. Politische

Vertreter:innen begrüßen die Vereinbarung. Sie sorge für mehr

Planungssicherheit, verhindere eine Spirale wechselseitiger

Zollerhöhungen und trägt zumindest unmittelbar zu keinen weiteren

sicherheitspolitischen Spannungen zwischen den USA und Europa (

Ukraine, etc.) bei. Andere wiederum kritisieren den Kompromiss und

meinen, dass die EU ihn sich teuer erkauft habe. Außerdem hat die EU

versprochen, mehr Produkte aus den USA zu kaufen und dort zu

investieren. Das mache die EU wirtschaftlich stärker von den USA

abhängig.

Mittels des globalen Input-Output-Modells der OeNB (siehe unseren

Blog vom 7.5.2025) haben wir die unmittelbaren Auswirkungen der nun

geltenden US-Zölle auf die Wirtschaftsleistung in Österreich und der

EU simuliert.

Das österreichische Bruttoinlandsprodukt (BIP) sinkt durch die

Zollerhöhungen um 0,2 %. Das ist ein moderater Rückgang. Einzelne

Branchen sind aufgrund der hohen Bedeutung der USA als Absatzmarkt

und der Höhe der Zölle jedoch deutlich stärker betroffen. Am

stärksten sinkt die Wirtschaftsleistung in den Branchen Herstellung

von pharmazeutischen und medizinischen Erzeugnissen (-2,1 %),

Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (-1,4 %) und

Metallerzeugung und -bearbeitung (-0,8 %).

Für die EU zeigt sich ein gleich starker BIP-Rückgang wie für

Österreich. Irland ist mit einem Rückgang von 1,2 % am stärksten

betroffen. Das liegt an den hohen Pharmazieexporten in die USA. Aus

diesem Grund sind Dänemark (-0,4 %) und Belgien (-0,3 %) ebenfalls

überdurchschnittlich betroffen.

Diese Ergebnisse zeigen nur die unmittelbaren Rückgänge aufgrund

der internationalen Produktions- und Lieferverflechtungen. Ein

weiterer dämpfender Faktor ist das hohe Ausmaß an Unsicherheit, das

durch die unberechenbare US-Zollpolitik hervorgerufen wird. Unserer

Einschätzung nach bringt die Vereinbarung zwar kurzfristig etwas mehr

Planungssicherheit. Das Abkommen muss aber noch im Detail verhandelt

werden und die US-Handelspolitik könnte weiterhin unberechenbar

bleiben. Deshalb bleibt die Unsicherheit bestehen, was mittelfristig

zu höheren Wachstumsverlusten führen könnte.

(Autoren des Blogs : Martin Schneider, Richard Sellner, beide

OeNB)

Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten müssen nicht zwingend mit

den Ansichten der OeNB bzw. des Eurosystems übereinstimmen.

Rückfragehinweis:

Oesterreichische Nationalbank

Mag. Marlies Schroeder, MiM

Telefon: +43-1-404 20-6900

E-Mail: marlies.schroeder@oenb.at

Website: https://www.oenb.at

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