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APA ots news: OeNB-BLOG: Kein Trumpf gegen Trump: Auswirkungen des Zollabkommens zwischen der EU und den USA auf Österreich
Wien (APA-ots) - Am 27. Juli 2025 einigten sich die EU und die USA über
die
grundsätzliche Ausgestaltung eines neuen Handelsabkommens. Ziel der
EU war es, einen unmittelbar drohenden Handelskrieg abzuwenden und
noch höhere US-Importzölle (30 %) ab dem 1. August zu verhindern. In
diesem Beitrag erläutern wir, was diese Vereinbarung umfasst, welche
Branchen besonders betroffen sind und welche ökonomischen Effekte
kurzfristig zu erwarten sind.
Im Mittelpunkt des Abkommens steht ein einheitlicher Zollsatz von
künftig 15 % auf nahezu alle Waren, die aus der EU in die USA
exportiert werden. Darunter fallen insbesondere Fahrzeuge und
Pharmazeutika. Für Stahl- und Aluminiumerzeugnisse gilt weiterhin der
erhöhte Zollsatz von 50 %. Hingegen wird kein Zoll auf Flugzeuge,
Flugzeugkomponenten sowie bestimmte Medikamente, Chemikalien,
landwirtschaftliche Produkte, seltene Erden und Chip-
Herstellungsausrüstungen eingehoben.
Neben der Erhöhung der US-Zollsätze akzeptiert die EU:
-
in den kommenden Jahren amerikanische Energieprodukte (vor allem
Flüssigerdgas) um 750 Mrd US-Dollar zu kaufen
-
bis zu 600 Mrd US-Dollar in den USA zu investieren, worunter aber
auch Importe der Rüstungsindustrie und KI-Chips fallen.
-
die Zölle der EU auf Fahrzeuge und landwirtschaftliche Produkte
aus den USA stark zu reduzieren bzw. vollständig abzuschaffen.
Die Reaktionen auf die Vereinbarung sind geteilt. Politische
Vertreter:innen begrüßen die Vereinbarung. Sie sorge für mehr
Planungssicherheit, verhindere eine Spirale wechselseitiger
Zollerhöhungen und trägt zumindest unmittelbar zu keinen weiteren
sicherheitspolitischen Spannungen zwischen den USA und Europa (
Ukraine, etc.) bei. Andere wiederum kritisieren den Kompromiss und
meinen, dass die EU ihn sich teuer erkauft habe. Außerdem hat die EU
versprochen, mehr Produkte aus den USA zu kaufen und dort zu
investieren. Das mache die EU wirtschaftlich stärker von den USA
abhängig.
Mittels des globalen Input-Output-Modells der OeNB (siehe unseren
Blog vom 7.5.2025) haben wir die unmittelbaren Auswirkungen der nun
geltenden US-Zölle auf die Wirtschaftsleistung in Österreich und der
EU simuliert.
Das österreichische Bruttoinlandsprodukt (BIP) sinkt durch die
Zollerhöhungen um 0,2 %. Das ist ein moderater Rückgang. Einzelne
Branchen sind aufgrund der hohen Bedeutung der USA als Absatzmarkt
und der Höhe der Zölle jedoch deutlich stärker betroffen. Am
stärksten sinkt die Wirtschaftsleistung in den Branchen Herstellung
von pharmazeutischen und medizinischen Erzeugnissen (-2,1 %),
Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (-1,4 %) und
Metallerzeugung und -bearbeitung (-0,8 %).
Für die EU zeigt sich ein gleich starker BIP-Rückgang wie für
Österreich. Irland ist mit einem Rückgang von 1,2 % am stärksten
betroffen. Das liegt an den hohen Pharmazieexporten in die USA. Aus
diesem Grund sind Dänemark (-0,4 %) und Belgien (-0,3 %) ebenfalls
überdurchschnittlich betroffen.
Diese Ergebnisse zeigen nur die unmittelbaren Rückgänge aufgrund
der internationalen Produktions- und Lieferverflechtungen. Ein
weiterer dämpfender Faktor ist das hohe Ausmaß an Unsicherheit, das
durch die unberechenbare US-Zollpolitik hervorgerufen wird. Unserer
Einschätzung nach bringt die Vereinbarung zwar kurzfristig etwas mehr
Planungssicherheit. Das Abkommen muss aber noch im Detail verhandelt
werden und die US-Handelspolitik könnte weiterhin unberechenbar
bleiben. Deshalb bleibt die Unsicherheit bestehen, was mittelfristig
zu höheren Wachstumsverlusten führen könnte.
(Autoren des Blogs : Martin Schneider, Richard Sellner, beide
OeNB)
Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten müssen nicht zwingend mit
den Ansichten der OeNB bzw. des Eurosystems übereinstimmen.
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Mag. Marlies Schroeder, MiM
Telefon: +43-1-404 20-6900
E-Mail: marlies.schroeder@oenb.at
Website: https://www.oenb.at
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