APA ots news: Österreich erzielt in schwierigem Umfeld ein Leistungsbilanzplus

06.05.25 10:08 Uhr

Aktuelle Entwicklungen der österreichischen Außenwirtschaft

Wien (APA-ots) - Österreich erzielte im Jahr 2024 trotz schwieriger

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internationaler

Rahmenbedingungen einen Leistungsbilanzüberschuss von 11,7 Mrd EUR

bzw. 2,4 Prozent des BIP. Dieses Ergebnis resultiert einerseits aus

dem Güterhandel, der - bei deutlich geringeren Ein- und Ausfuhren -

per Saldo ein höheres Plus ergab als im Jahr zuvor. Andererseits

sorgte der Tourismus neuerlich für stabile Einkünfte und erreichte

gemessen an der Zahl der Ankünfte wieder jenes Gästeniveau, das vor

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Ausbruch der Pandemie verzeichnet worden war. Die anhaltenden

Leistungsbilanzüberschüsse der letzten zwei Jahrzehnte ermöglichten

entsprechende Kapitalveranlagungen im Ausland, die 2024 zu einem

historischen Rekordstand der dort gehaltenen Finanzaktiva führten.

"Das Leistungsbilanzplus des Jahres 2024 in Höhe von 11,7 Mrd EUR

(2,4 Prozent des BIP) wurde in einem äußerst herausfordernden,

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rezessiven Wirtschaftsumfeld sowie unter dem Eindruck budgetärer

Belastungen und eines gebremsten Welthandels erzielt. Es reiht sich

in eine lange Serie von Überschüssen ein und belegt damit die

langfristig hohe Wettbewerbsfähig der heimischen Exportwirtschaft.

Getragen ist das Leistungsbilanzplus von Tourismus und Güterhandel -

wenngleich Ein- und Ausfuhren deutlich zurückgegangen sind", erklärte

Edeltraud Stiftinger, Vize-Gouverneurin der Oesterreichischen

Nationalbank (OeNB), im Rahmen der heutigen Pressekonferenz. "Die

derzeit von den USA ausgehenden globalen Handelskonflikte schlagen

sich im Ergebnis des Jahres 2024 nicht nieder, werden Österreichs

Außenhandel künftig aber sowohl direkt als auch auf indirektem Weg -

insbesondere durch über Deutschland verlaufende Lieferketten -

treffen", ergänzte Stiftinger. "Schätzungen der OeNB lassen erwarten,

dass die bisher angekündigten Zollmaßnahmen der USA die reale

Wertschöpfung Österreichs um bis zu 0,3 Prozent verringern wird."

Das Ergebnis aus dem Handel Österreichs mit Gütern und

Dienstleistungen trug im Jahr 2024 mit 13,8 Mrd EUR oder 2,9 Prozent

zum Bruttoinlandsprodukt bei (Außenbeitrag). Die Güterexporte sanken

nominell um 8,1 Mrd EUR auf 189,5 Mrd EUR (-4,1 Prozent), die Importe

gingen sogar um 12 Mrd EUR auf 181,6 Mrd EUR (-6,2 Prozent) zurück.

"Österreichs Exporteur:innen mussten 2024 empfindliche Einbußen in

vielen wichtigen Branchen hinnehmen, allen voran im Maschinenbau und

der Fahrzeugindustrie", erläuterte Johannes Turner, Direktor der OeNB

-Hauptabteilung Statistik.

Der Euroraum, insbesondere Deutschland, ist insgesamt mit Abstand

der wichtigste Partner Österreichs im Handel mit Gütern und

Dienstleistungen. In der Rangliste der wichtigsten Exportzielländer

liegen die USA mit einem Ausfuhrvolumen von 18 Mrd EUR (6,5 Prozent

des Gesamtwerts) hinter Deutschland (90 Mrd EUR, 33 Prozent) auf

Platz 2. Angesichts zahlreicher internationaler Lieferketten, z. B.

über die deutsche Automobilindustrie, ist die USA jedoch auch

indirekt für Österreich als Exportmarkt sehr bedeutsam.

Der Tourismus bleibt eine zentrale Säule der österreichischen

Außenwirtschaft. Er hat sich im Jahr 2024 international deutlich von

den Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie erholt und erreichte,

gemessen an den Ankünften ausländischer Besucher:innen, wieder das

Niveau vor Ausbruch der Pandemie. Die Reiseverkehrseinnahmen ergaben

24,3 Mrd EUR, d. h., ein:e ausländische:r Besucher:in gab in

Österreich durchschnittlich rund 213 EUR pro Nächtigung in Österreich

für Übernachtung, Verpflegung und touristische Nebenaufwände aus.

Gleichzeitig stiegen die Reiseverkehrsausgaben der

Österreicher:innen im Ausland (+11,2 Prozent) stärker als die

Einnahmen aus dem internationalen Tourismus im Inland. Dies spiegelt

den anhaltenden Nachholbedarf an Auslandsreisen infolge der Pandemie

wider. Im Ergebnis erwirtschaftete Österreich dennoch einen stabilen

Einnahmenüberschuss im Ausmaß von 8,6 Mrd EUR. Österreichs

Reiseverkehr ist traditionell durch ausländische Besucher:innen

geprägt, die einen Anteil von 74 Prozent an den Nächtigungen

erreichen. Innerhalb Österreichs variiert die Bedeutung ausländischer

Besucher:innen je nach Bundesland aber stark, von 23 Prozent im

Burgenland bis zu rund 90 Prozent in Tirol und Vorarlberg.

Im grenzüberschreitenden Kapitalverkehr wurden forderungsseitig

44,3 Mrd EUR und auf Seite der Verbindlichkeiten 36,6 Mrd EUR

investiert. Österreichs Direktinvestitionen im Ausland entwickelten

sich - entgegen dem internationalen Trend - positiv (+11,6 Mrd EUR).

Umgekehrt flossen aus dem Ausland 10,7 Mrd EUR zu. Damit lagen die

aktiven Transaktionen etwa im Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2024 (

12,8 Mrd EUR), passivseitig sogar deutlich darüber (7,3 Mrd EUR). Das

grenzüberschreitende Wertpapiergeschäft war durch einen hohen Aufbau

von Verbindlichkeiten (32,1 Mrd EUR) geprägt und vor allem durch die

Emission von Bank- und Staatsanleihen getrieben.

Österreichs Finanzaktiva im Ausland erreichten Ende 2024 mit rund

1.190 Mrd EUR einen historischen Höchststand, die Verbindlichkeiten

lagen bei rund 1.073 Mrd EUR. Österreichs Nettovermögen stieg infolge

des Leistungsbilanzüberschusses sowie durch Bewertungseffekte

ebenfalls auf einen Rekordwert von +117 Mrd EUR. Zum Zeitpunkt des EU

-Betritts 1995 wies Österreich gegenüber dem Ausland noch ein

ausgeprägtes Defizit in Höhe von 26 Mrd EUR auf, das 2002 mit knapp

47 Mrd EUR seinen Höhepunkt erreichte. In weiterer Folge ermöglichten

Leistungsbilanzüberschüsse sowie Bewertungsgewinne aber einen

kontinuierlichen Aufbau des Nettovermögens.

Lesen Sie dazu den aktuellen OeNB-Blog: Indirekte wirtschaftliche

Verflechtungen mit den USA

Rückfragehinweis:

Oesterreichische Nationalbank

Pressesprecherin

Mag.a Marlies Schroeder, MiM

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Statistik Hotline

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