Verdacht der Kursmanipulation: Landgericht München lässt Anklage zu

von Thomas Schmidtutz, Euro am Sonntag

München. Zwei der vier Angeklagten bleiben weiter in Haft, teilte das Gericht heute mit. Bei den beiden Inhaftierten handelt es sich nach früheren Informationen dieser Zeitung um den ehemaligen Chef der Münchner Vermögensverwaltung TFB, Tobias Bosler (41), sowie den früheren Sprecher des Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Markus Straub (42). Sie sitzen bereits seit über einem Jahr in U-Haft. Neben den beiden Hauptangeklagten müssen sich zudem der Börsenbriefschreiber Stefan F. (47) sowie der ehemalige SdK-Sprecher Christoph Ö. (43) vor Gericht verantworten. Der erste Verhandlungstag ist für den 12. Januar vorgesehen. Das Verfahren gegen die Angeklagten Stefan F. und Bosler ist teilweise abgetrennt worden.

Die Staatsanwaltschaft wirft den vier Angeklagten Marktmanipulation im großen Stil sowie teilweise Insiderhandel vor. Der Hauptangeklagte muss sich zudem wegen des Verdachts des Betrugs verantworten. Nach Erkenntnissen der Ermittler sollen die vier Angeklagten mit Kursmauscheleien in den Jahren 2005 und 2006 rund 21 Millionen Euro Gewinn vor Steuern und Gebühren eingestrichen haben. Zunächst waren die Behörden von einem Gewinn von mindestens rund 16,7 Millionen Euro ausgegangen. Der Prozess dürfte damit zu den bislang größten Verfahren in Deutschland wegen des Verdachts der Kursmauschelei gehören.

Zu den manipulierten Werten gehörten nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft unter anderem Petrohunter, Medec, Swiss Solar, Cine Media, Metrodome, Absolute Capital Management oder NascaCell. Die Papiere sollen laut Ermittlern über Börsenbriefe wie Small Cap Scout (SCS), International Stock Picker (ISP) oder Performaxx Research angepriesen worden sein. Teilweise soll das weit verzweigte Netzwerk gegen Bezahlung auch den Abverkauf von Aktien für Dritte organisiert haben und dazu eigens Adresslisten mit teils mehreren Millionen E-Mail-Adressen erworben haben.

Die Staatsanwaltschaft München I hatte in einer Razzia am 21. September 2010 rund 50 Privat- und Geschäftsräume in Deutschland und Österreich untersucht, darunter auch Büros der Münchner VEM Aktienbank. Über sie soll Bosler einen Gutteil seiner Transaktionen abgewickelt haben. Insgesamt richteten sich die Ermittlungen gegen rund 30 Beschuldigte. Neben Bosler und Straub waren nach Informationen dieser Zeitung zwischenzeitlich auch der Geschäftsführer eines Münchner Researchhauses sowie ein Börsenbriefschreiber in U-Haft, kamen dann aber wieder auf freien Fuss.