Bundesadler aus dem Fitnessstudio
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Ulrich Kirstein mit der Presseschau
Nachdem der Handelskonflikt zwischen den USA und China zumindest für die nächsten 90 Tage beigelegt scheint, ging es an den Märkten zu Wochenbeginn steil bergauf, der Dax kratzte sogar kurzfristig an der 24.000-Punkte-Marke. Offensichtlich lassen sich die Marktteilnehmer immer wieder von Neuem von Donald Trumps zurückhaltender Diplomatie überraschen. Halten konnte er dieses Niveau nicht (der Dax), zur Wochenmitte sackte nicht nur der deutsche Leitindex ab, auch die US-Indizes schwächelten.
Familienzuzug
Ansonsten läuft die Berichtssaison weiter mit viel Licht, aber auch Schatten. Die Deutsche Börse führt die Dax-Familie in einem eigenen Index mit dann 140 Werten zusammen: "Deutsche Börse startet noch eine weitere Dax-Variante", berichtet Capital und die Börsen-Zeitung freut sich: "Einen Dax für jeden Investor". "Bestätigt - Inflationsrate sinkt auf 2,1 Prozent", überrascht uns das Handelsblatt mit einer guten Nachricht und die Süddeutsche Zeitung hat auch noch eine good news parat: "ZEW: Konjunkturerwartungen besser als erwartet". Die Steuern fließen hingegen nicht mehr wie gewohnt, nicht nur im Bund, auch im Freistaat: "Sinkende Steuereinnahmen in Bayern: Düstere Prognosen bei anhaltender Wirtschaftsflaute - und steigenden Kosten", warnt die tz. In der Türkei werden zumindest wieder Friedensgespräche geführt, was den Rüstungsaktien schon mal einen Dämpfer versetzt. Doch der Ausgang ist offen, oder wie die Süddeutsche Zeitung prophezeit nicht einmal das: "Die Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine sind zum Scheitern verurteilt". Euro am Sonntag erinnert unterdessen an die zumindest vorläufige Einigung zwischen China und den USA: "Atempause im Handelsstreit - Die Gewinner für Ihr Depot".
Rally der Superstars
Wurde der Bundesadler in letzter Zeit gerne als Pleitegeier verunglimpft oder gar zur Henne gerupft, erhöht ihn Focus Money nun zum Super-Adler: "80% Gewinn mit Deutschland", heißt es dazu und weiter "Die besten Aktien, ETFs, Fonds - Superstars und Geheimtipps". Blütenträume der besonderen Art offeriert hingegen Börse Online, windet der Titel doch einen Lorbeerkranz mit 100-Euro-Schein-Blättern. Der Siegerkranz umrankt die "12 besten Aktien" aus einer exklusiven "Ergebnisprognose 2026". Der Aktionär lässt einen gelben Pfeil einer Luftschlange gleich in die Höhe ringeln: "Rally ohne Ende" und "Mega-Erholung nach Zollschock - so ist Ihr Depot top aufgestellt". Außerdem schafft es Serhou Guirassy auf die Titelseite, zumindest in Rückansicht, im Dortmund-Trikot. Aber nicht als Börsen-Guru, sondern: "Heiße Fußball-Wette - Turbo bietet 90%-Gewinnchance". Hoffen wir mal, dass sich das mit dem Gewinnen auch am Samstag auf dem Platz zeigt.
Feier- oder Streichtage
Ausgerechnet in Bayern, wo die Kirchtürme in den blauen Himmel zwiebeln, fordert die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) nichts weniger als: "Wir brauchen mehr Arbeit, weniger Feiertage". Zur Disposition stehen Ostermontag, Pfingstmontag oder der zweite Weihnachtsfeiertag. Pfarrer und Ministranten bekommen also weniger Arbeit, alle anderen dafür umso mehr. Einen Tag mehr arbeiten würde uns nicht weiter belasten, warum nicht den Festtagsbraten im Büro verdauen, so die Devise des Wirtschaftsverbandes? Am ehesten in Frage käme, so berichtet Die Welt, der Pfingstmontag. Angeblich soll uns an Pfingsten der Heilige Geist beglücken, warum nicht seinen Input möglichst schnell und konsequent in der Arbeit umsetzen als auf dem Sofa vertrödeln? Wobei, Arbeitnehmer seien beruhigt, vor der Abschaffung eines kirchlichen Feiertages in Bayern steht immer noch die CSU. Laut Gewerkschaftsbund gibt es beispielsweise in Bayern und Baden-Württemberg die meisten, in Hamburg, Bremen oder Niedersachsen die wenigsten Feiertage. Die wirtschaftliche Ertragskraft verhält sich dazu im Übrigen umgekehrt, das sollte zu denken geben!
Abwesend
Haben Sie schon einmal länger über Ihre Abwesenheitsnotiz nachgedacht oder verwenden Sie wie der Autor dieser Zeilen grundsätzlich die vorhergehende und tauschen nur die Daten aus? Wir waren uns bisher auch nicht bewusst, dass auf Messers Schneide steht, ob die Notiz nicht gar als unfreundlicher Akt vom Empfänger empfunden wird. Impulse klärt uns über das Umfahren dieser Empfindlichkeiten mit "Gelungene Beispiele und peinliche Fehler in Abwesenheitsnotizen" auf. Ein "ich bin dann mal weg", funktioniert eher wenig und man sollte beim Formulieren auf jeden Fall auch geistig noch anwesend sein. Schon der Betreff sei heikel, eine "Abwesenheitsnotiz" könnte im Spam landen, insofern sollte man eher zu "Ich bitte um etwas Geduld" greifen. Diese wird jedoch unseren Empfindens nach allzu sehr auf die Probe gestellt, handelt es sich um ein einjähriges Sabbatical. Vielleicht eher ein "Kollege macht gleich"?
Erdbeeren
Wenn Adam ein Deutscher gewesen wäre - was zugegebenermaßen mehr als unwahrscheinlich ist - hätte er sich vielleicht dem von Eva gereichten Apfel verweigert und wir lebten immer noch im Paradies. Wobei es dann wiederum keine Deutschen geben würde, es bleibt schwierig. Jedenfalls ist des Deutschen Lieblingsfrucht eben nicht der Apfel, sondern die Erdbeere, wie Die Welt unter der Überschrift "Deutschland liebt Erdbeeren" berichtet. Aber vielleicht wäre die Erdbeere auch die logischere Paradiesvariante gewesen, galt sie doch schon den Römern als Liebesfrucht der Göttin Venus. Der Deutschen Lieblingsfrucht ist eine Umfrage von Yougov nachgegangen, bei der der Apfel aber immerhin den zweiten Platz einnimmt, gefolgt von Himbeere und Kirsche. Das Schlusslicht bilden, wenig verwunderlich, Stachelbeere und Rhabarber, schließlich hat noch niemand "ich bin so wild nach deinem Stachelbeermund" gesummt. Apropos summen: "Aber bitte mit Sahne", so essen Erdbeeren nur 33 Prozent der Befragten am liebsten, die meisten essen sie einfach nur pur. Um doch noch einen wirtschaftlichen Aspekt herauszuklauben, ziehen wir das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft zu Rate und erfahren, dass im Wirtschaftsjahr 2023/24 die Bundesbürger nicht weniger als 280.000 Tonnen Erdbeeren verbraucht haben. Nach Verbrauch ergibt sich jedoch gewichtsabhängig eine andere Rangfolge: Äpfel, Bananen, Trauben und Erdbeeren.
Ulrich Kirstein ist Pressesprecher der Börse gettex. Der Betriebswirt und Kunsthistoriker schreibt über Literatur und Börse, interviewt alle 14 Tage in Börse am Donnerstag den Leiter Marktsteuerung und hat u.a. mit Christine Bortenlänger Börse für Dummies und Aktien für Dummies verfasst.