EZB/Villeroy de Galhau: Nächster Schritt eher Zinssenkung

19.06.25 11:36 Uhr

Von Paul Hannon

DOW JONES--Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung von EZB-Ratsmitglied Villeroy de Galhau ihren Leitzins in den nächsten sechs Monaten eher senken als anheben. Dies aber unter der Voraussetzung, dass die Eurozone nicht vor einem neuen großen Schock wie einer Eskalation des militärischen Konflikts im Nahen Osten stehe. Die EZB hatte ihren Leitzins Anfang des Monats zum achten Mal gesenkt und angedeutet, dass sie sich dem Ende dieser Lockerungsserie nähere. Seitdem hat Israel eine Reihe von Angriffen auf den Iran gestartet, der daraufhin Vergeltung geübt hat. Der Konflikt hat den Ölpreis stark in die Höhe getrieben, was die Inflation in der Eurozone ankurbeln könnte.

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In einer Rede in Italien sagte de Galhau, dass die Reaktion der Zentralbank auf diese Entwicklungen von den Auswirkungen auf die Inflationserwartungen bestimmt werden sollte, die sich bisher nicht verändert hätten. Er fügte an, die jüngste Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar werde dazu beitragen, die Auswirkungen der höheren Ölpreise auf die Inflation teilweise auszugleichen. "Ohne einen größeren exogenen Schock, einschließlich möglicher neuer militärischer Entwicklungen im Nahen Osten, könnte sich die Geldpolitik in den nächsten sechs Monaten eher in Richtung einer akkommodierenden Geldpolitik bewegen", so Villeroy.

Anleger sehen nach seinen Worten ein größeres Risiko, dass sich die Inflation unter dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB einpendelt, als dass sie über diesem Ziel bleibt. "In einem solchen Kontext müssen wir bei allen unseren kommenden Sitzungen wachsam und beweglich bleiben", sagte er. "Ein neutraler Zinssatz (neutral rate) und ein Spitzenzins (terminal rate) sind zwei verschiedene Dinge."

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