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17.06.25 13:06 Uhr

Trügerische Erholung: Mehr Firmenpleiten in Mittel- und Osteuropa

Mainz (ots) - Trotz der wirtschaftlichen Erholung hat sich die Lage vieler

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Unternehmen in Mittel- und Osteuropa im Jahr 2024 verschärft - die Zahl der

Insolvenzen nahm in weiten Teilen der Region zu. Dieses widersprüchliche Bild

zeichnet der jährliche Insolvenzbericht des internationalen Kreditversicherers

Coface.

Die Region Mittel- und Osteuropa (MOE) verzeichnete 2024 ein durchschnittliches

BIP-Wachstum von 2,6 Prozent, eine deutliche Verbesserung gegenüber dem mageren

Plus von 0,8 Prozent im Jahr 2023. Der moderate Aufschwung wurde durch stark

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sinkende Inflationsraten angetrieben. Die Teuerung für die Gesamtregion ging von

11,2 Prozent im Jahr 2023 auf 4,6 Prozent im Jahr 2024 zurück. Gründe dafür

waren niedrigere Energiepreise und eine Stabilisierung der Lieferketten. Bei

einem robusten Anstieg der Nominallöhne führte dies zu stärker anziehenden

Reallöhnen und damit zu einer erhöhten Kaufkraft. Dies übersetzte sich

insbesondere in Polen, Ungarn und Rumänien in erhöhte private Konsumausgaben.

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"Spätfolge früherer Krisen"

Die wirtschaftliche Erholung spiegelte sich jedoch nicht in einer höheren

Widerstandsfähigkeit der Unternehmen wider. Zwar ging die Zahl der Insolvenzen

in der MOE-Region von 50.248 im Jahr 2023 auf 45.938 im Jahr 2024 zurück - ein

Rückgang von 9 Prozent. Doch dieser scheinbar positive Trend ist trügerisch,

denn regulatorische Anpassungen in Ungarn verzerren das Gesamtbild erheblich.

Lässt man Ungarn außen vor, stieg die Zahl der Firmenpleiten von 29.771 im Jahr

2023 auf 30.680 im Jahr 2024 - ein Anstieg um 3 Prozent. "Nach Turbulenzen im

Jahr 2023 deuteten die makroökonomischen Indikatoren auf eine Erholung hin. Doch

viele Unternehmen, vor allem im Verarbeitenden Gewerbe und im Transportwesen,

mussten bereits zu viele Schocks verkraften", erklärt Coface-Volkswirt Mateusz

Dadej. "Der Anstieg der Insolvenzen deutet auf tiefgreifende strukturelle

Schwächen hin und ist eine Spätfolge früherer Krisen."

Insolvenzen 2024: Ein uneinheitliches Bild

Ungarn verzeichnete 2024, nach einem vorübergehenden Anstieg in den Jahren 2022

und 2023, aufgrund gesetzlicher Änderungen den stärksten Rückgang bei

Unternehmensinsolvenzen (-25,5 Prozent zum Vorjahr). Auch Serbien und Bulgarien

wiesen rückläufige Insolvenzzahlen aus (-12,1 Prozent bzw. -5,7 Prozent

gegenüber 2023), die auf eine stabilere wirtschaftliche Entwicklung

zurückzuführen sind. Im Gegensatz dazu stieg die Zahl der Insolvenzen in

Slowenien (+32,4 Prozent), Lettland (+24,6 Prozent), Estland (+10,2 Prozent) und

Kroatien (+7,3 Prozent) kräftig an. Gründe hierfür waren eine schwache

Binnennachfrage aufgrund steigender Kosten und strukturelle Herausforderungen,

insbesondere im Baugewerbe und im Handel. Rumänien verzeichnete einen Anstieg

der Unternehmensinsolvenzen um 9,4 Prozent, wobei vor allem mittelständische und

große Firmen unter Druck gerieten. Polen meldete 19 Prozent mehr Firmenpleiten

als 2023, was größtenteils auf die dauerhafte Einführung von

Restrukturierungsverfahren aus der Pandemiezeit zurückzuführen ist. Sie erlauben

eine einfachere Anmeldung einer Insolvenz bei anhaltenden Liquiditätsproblemen

und werden daher häufiger genutzt. In der Tschechischen Republik (+1,9 %) und

der Slowakei (-3,5 %) blieb die Entwicklung weitgehend stabil. In Litauen

verharrte die Zahl der Insolvenzen nahezu auf Vorjahresniveau (-1 %), wobei

insbesondere das Baugewerbe und der Einzelhandel betroffen waren.

Transport, Verarbeitendes Gewerbe und Bau: Schlüsselbranchen unter Druck

Mehrere zentrale Wirtschaftszweige zeigten sich 2024 besonders anfällig für

Insolvenzen. Der Transportsektor kämpfte mit einem rückläufigen Frachtaufkommen

und anhaltendem Kostendruck. Das Verarbeitende Gewerbe sah sich mit rückläufigen

Auftragszahlen und Arbeitskräftemangel konfrontiert, während der Bausektor von

steigenden Zinsen und rückläufigen Investitionen, insbesondere in

Wohnbauprojekte, betroffen war. Diese Sektoren verzeichneten einen

überdurchschnittlichen Anstieg der Insolvenzwachstumsraten.

Ausblick 2025: vorsichtiger Optimismus

"Für 2025 erwartet Coface eine leichte Verbesserung der Insolvenzentwicklung",

sagt Mateusz Dadej und ergänzt: "Die Freigabe zurückgehaltener EU-Mittel und die

Erholung des Privaten Konsums werden dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Allerdings stellen die angespannten Kreditkonditionen und die Unsicherheiten im

Welthandel, insbesondere die eskalierenden Handelsspannungen zwischen den USA

und der EU, ein erhebliches Abwärtsrisiko für unser Szenario dar."

Der vollständige Insolvenzbericht zum Download: https://www.coface.de

Pressekontakt:

Coface, Niederlassung in Deutschland

Sebastian Knierim - Pressesprecher -

Tel. 06131/323-335

mailto:sebastian.knierim@coface.com

http://www.coface.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/51597/6057355

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