GEX im verflixten siebten Jahr

Die Story klingt so plausibel wie verheißungsvoll:
Eigentümerdominierte Aktiengesellschaften sind stärker auf den langfristigen Erfolg ausgerichtet statt auf kurzfristige Gewinnmaximierung. Überteuerte Firmenzukäufe oder übermütige Expansionen sind ihnen oft zu riskant. Diese nachhaltige Strategie zahlt sich langfristig meist in einer Überrendite aus.
Warum also nicht einen Index aus Familienunternehmen auflegen? Das dachten sich 2005 auch die kreativen Köpfe der Deutschen Börse AG. Um die Idee noch besser zu vermarkten, verpassten sie dem German Entrepreneurial Index (GEX) den werbewirksamen Untertitel „Mittelstandsindex“. In den ersten Jahren lief der Neuling flott, bis Mitte 2007 kam eine anständige Outperformance zusammen.
Doch 2011, im verflixten siebten Jahr, ist der Wurm drin. Insbesondere die Entwicklung der vergangenen zwei Monate ist erschreckend: Während viele Indizes einen nennenswerten Teil der im August-Crash erlittenen Verluste wettmachten, klebt der GEX am Boden. Die Underperformance zu DAX oder MDAX beträgt seit Jahresbeginn 21 bzw. 25 Prozentpunkte.
Jetzt rächt es sich, dass die Erfinder dem GEX auch eine merkwürdige Regel ins Stammbuch schrieben: Der Börsengang darf nicht länger als zehn Jahre zurückliegen. Diese Restriktion halten wir seit jeher für willkürlich. Schließlich wirtschaften eigentümerdominierte Firmen wie Fielmann, Fuchs Petrolub oder SAP ab dem elften Börsenjahr nicht plötzlich schlechter.
Doch statt dieser AGs sind dann eben sieben solarmarktnahe Firmen und sechs Companys aus China für die Rendite des deutschen Mittelstandsindex mitverantwortlich. Doch gerade diese Titel liefen zuletzt mehr schlecht als recht. Wir raten daher dazu, Aktien von eigentümerdominierten Unternehmen selbst auszuwählen, statt ein fertiges Indexprodukt zu kaufen, gerade wenn dessen Zusammensetzung diskussionswürdig ist.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.