ROUNDUP/Aktien New York Schluss: Rücksetzer wegen US-Bonitätsabstufung verpufft
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NEW YORK (dpa-AFX) - Die Abstufung der US-Kreditwürdigkeit durch Moodys hat die Anleger in New York am Montag nicht lange beeindruckt. Der Leitindex Dow Jones Industrial drehte im Handelsverlauf ins Plus und schloss 0,32 Prozent höher mit 42.792,07 Punkten. Der marktbreite S&P 500 verabschiedete sich 0,09 Prozent fester mit 5.963,60 Punkten. Für den Auswahlindex NASDAQ 100 ging es letztlich um ebenfalls 0,09 Prozent auf 21.447,05 Punkte hoch. In der vergangenen Woche hatte vor allem die Tech-Börse Nasdaq deutlich zugelegt.
Benoit Anne, Anleiheexperte bei MFS Investment Management, verwies darauf, dass der Schritt von Moody's keine Überraschung und "technisch gesehen eine späte Angleichung an die Einstufung der anderen Ratingagenturen" sei. Mit Moody's verloren die USA auch bei der letzten großen Ratingagentur die Spitzennote für die Bonität. Auslöser ist die hohe Staatsverschuldung. Dieser Schritt "war längst überfällig", schrieb Dirk Chlench, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg. Denn die Vereinigten Staaten verzeichneten trotz guter Konjunktur Jahr für Jahr hohe Finanzierungsdefizite. Die Schulden des Gesamtstaats seien mittlerweile auf rund 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts geklettert und Besserung sei nicht in Sicht
US-Präsident Donald Trump versuche dieser Tage, ein umfassendes Steuergesetz durch den Kongress zu bringen, fuhr Chlench fort. Sollte ihm dies gelingen, dürfte es die heimische Staatsverschuldung um einige Billionen Dollar weiter in die Höhe treiben. Diesen besorgniserregenden Fiskalzahlen stünden allerdings die Größe, die Widerstandsfähigkeit und die Dynamik der US-Wirtschaft entgegen. Auch Mark Haefele, Chief Investment Officer bei der UBS, wollte die Bedeutung der Moody's-Abstufung nicht zu hoch hängen. Er erwartet "keine größeren direkten Auswirkungen auf die Finanzmärkte".
Mit dem Schritt von Moodys könnte es für die USA etwas teurer werden, sich Geld auf dem Kapitalmarkt über Staatsanleihen zu besorgen. Die Renditen an den internationalen Anleihenmärkten zogen zeitweise an, was prinzipiell die Attraktivität von Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren schmälert.
Vor allem Technologietitel leiden unter einem Renditeanstieg, denn höhere Zinsen drücken den Wert der erwarteten Gewinne der oft stark wachsenden Unternehmen. Im Nasdaq 100 war mit dem Elektroautobauer Tesla einer der sogenannten "Magnificent 7" - also der wichtigsten US-Tech-Unternehmen - mit minus 2,3 Prozent einer der größten Verlierer. Auch Apple-Aktien reihten sich mit einem Kursrückgang um 1,2 Prozent im Index weit hinten ein. Bereits vergangene Woche hatte die Forderung von Trump an den Tech-Riesen, mehr Geräte in den USA statt in Indien zu bauen, etwas auf die Stimmung gedrückt.
Die Papiere von JPMorgan (JPMorgan ChaseCo) reagierten mit einem Rücksetzer auf skeptische Unternehmensaussagen und verloren am Ende 1 Prozent. Die größte US-Bank stellt sich wegen der politischen Ankündigungen von Donald Trump auf schlechtere Geschäfte im Investmentbanking ein. Dies zog auch Goldman Sachs in Mitleidenschaft: Die Titel des dort stark vertretenen Instituts sanken um 1,1 Prozent.
Für die Papiere des Social-Media-Unternehmens Reddit ging es nach einer Abstufung durch die Bank Wells Fargo um 4,6 Prozent nach unten. Die Analysten verwiesen auf die Konkurrenz durch die Alphabet (Alphabet A (ex Google))-Tochter Google. Der Suchmaschinenbetreiber setze "aggressiver" KI-Funktionen ein, was der Online-Plattform schaden könnte.
Dagegen sprangen die Aktien von Novavax um 15 Prozent hoch. Der Impfstoffhersteller erhielt mit Verspätung eine US-Zulassung für seinen Corona-Impfstoff. Dies war auch ein positives Signal für Konkurrenten, da US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. als Impfskeptiker gilt und zuvor die Wirksamkeit des Medikaments angezweifelt hatte: Moderna und Biontech (BioNTech (ADRs)) legten um 6,2 beziehungsweise 5,4 Prozent zu.
Für die Titel von UnitedHealth ging es an der Dow-Spitze um 8,2 Prozent bergauf. Damit setzte der Krankenversicherer die am Freitag eingeläutete Erholung vom zuvor erreichten tiefsten Stand seit mehr als 5 Jahren fort - begünstigt durch Aktienkäufe des neuen Konzernchefs Stephen Hemsley, des Finanzchefs John Rex und weiterer Manager./gl/he
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---