RWI senkt Wachstumsprognosen für Deutschland

11.12.25 09:59 Uhr

Von Andreas Plecko

DOW JONES--Das RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat seine Konjunkturprognose für Deutschland erneut nach unten korrigiert. Für das Jahr 2025 erwartet das Institut nur noch ein minimales Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent, gefolgt von 1,0 Prozent im Jahr 2026 - in beiden Fällen eine Reduzierung um 0,1 Prozentpunkt gegenüber der Sommerprognose. Für 2027 wird unverändert mit einem Zuwachs von 1,4 Prozent gerechnet. Diese Zurückhaltung resultiert aus einer bereits im dritten Quartal 2024 stagnierten Wirtschaftsleistung, für die sich auch zum Jahresende keine spürbare Wende abzeichnet.

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Maßgeblich für die gedämpften Erwartungen sei das Ausbleiben der erhofften finanzpolitischen Impulse. Die Mittel aus dem 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität würden entgegen ersten Annahmen erst im Verlauf des kommenden Jahres und zudem weniger kräftig wirksam. Bürokratische Hürden, langwierige politische Abstimmungen und eine hohe Abgabenlast bremsten die Effekte ab. Dies führe dazu, dass Unternehmen richtungsweisende private Investitionen aufschöben, da wirksame Anreize für eine gesteigerte Standortattraktivität im Inland fehlten.

Zusätzlich gerate der Außenhandel, traditionell eine Stütze der deutschen Konjunktur, zunehmend unter Druck. Die Exporte seien zuletzt spürbar zurückgegangen, insbesondere in die USA, was auf eine weiter sinkende Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportwirtschaft hindeute. Erschwerend kämen US-Zölle in Höhe von 15 Prozent auf EU-Importe hinzu. Da die US-Handelspolitik weiterhin schwer kalkulierbar bleibe und neue Barrieren drohten, fehle dem Wachstum auch von dieser Seite die nötige Dynamik.

Das RWI warnte zudem, dass die derzeitige politische Fragmentierung die Wirksamkeit staatlicher Ausgabenprogramme erheblich schwächt: In einem Umfeld schwindender stabiler Mehrheiten erzeuge ein staatlicher Euro deutlich weniger als einen Euro zusätzliche Wirtschaftsleistung, da das Vertrauen in die Planbarkeit sinke. RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt mahnte daher, dass staatliche Investitionen private Aktivitäten auf Dauer nicht ersetzen könnten. Um die schwindende Wettbewerbsfähigkeit umzukehren, seien statt reiner Ausgabenprogramme zwingend umfassende strukturelle Reformen notwendig.

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Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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December 11, 2025 04:00 ET (09:00 GMT)