Eine Krise jagt die nächste

Außenpolitische Krisen scheinen dieses Jahr unser ständiger Begleiter zu sein. Kaum ist die Aufregung über Trumps Importzölle etwas verklungen, schon folgt der nächste Schocker mit dem Iran. Der Nahe Osten kommt ohnehin nicht zur Ruhe.
Die Börse nimmt es erstaunlich gelassen hin. Da hätte man mehr Ausschläge befürchten können. Selbst der Ölpreis ist schon wieder im Rückwärtsgang, nachdem die Situation in Nahost zumindest nicht zu eskalieren scheint.
Der Aktienmarkt zeigt zudem richtig Stärke und will nach oben. Die aktuellen Nachrichten sind da mal mehr oder weniger ein Hemmnis, aber kein Hindernis. Vor allem der deutsche Aktienindex DAX spurtet in diesem Börsenjahr allen anderen davon. Während der DAX seit Jahresanfang satt im Plus liegt, können der MSCI Welt und der S&P 500 mit minus 5 Prozent bzw. minus acht Prozent auf Euro-Basis nicht glänzen.
Der DAX hat in den letzten Wochen massiv von seiner hohen Gewichtung von Industrie und Banken profitiert, was ihm über Jahre hinweg zuvor zum Nachteil gereichte. Die US-lastigen Indizes hingegen werden durch Mittelabflüsse aus USA gedrückt. Aber auch der wiedererstarkende Euro trägt dazu bei, dass die Performance zwischen DAX- und US-Werten auseinandergeht. Der mittelfristige Trend sowie auch die Zinsperspektiven sprechen ebenfalls für einen zukünftig deutlich stärkeren Euro.
Die Europäische Zentralbank EZB hat ihre Serie an Zinssenkungen mittlerweile beendet. US-Notenbankchef Powell sieht angesichts der erwarteten Auswirkungen aus den bereits in Kraft getretenen und möglicherweise noch folgenden Zöllen wenig Veranlassung, die Zinsen zu senken. Die Fronten sind klar: Powell hält am Zinsniveau fest, um einen Inflationsschub zu verhindern. Trump dagegen fordert niedrige Zinsen, um die Staatsverschuldung im Zaum zu halten. Außerdem hofft er auf eine boomende Wirtschaft: Die könnte er als eigenen Erfolg verbuchen und der Fed die damit einhergehende Inflation anlasten.
Mit seiner Einflussnahme auf die Fed könnte Trump auch noch die letzte Bastion von Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft zerstören. Bis zum Ende seiner zweiten Amtszeit im Mai nächsten Jahres wird es Powell somit schwer haben. Denn sein möglicher Nachfolger steht schon bereit: Scott Bessent. Allein der Umstand, dass dieser Finanzminister ist, erschwert die Trennung von Geld- und Finanzpolitik. Bessent zeigt als Finanzminister keine offensichtlichen Schwächen, aber er neigt dazu, Trump nach dem Mund zu reden.
von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Ihren Meinungen und Online-Anlagestrategien finden Sie auf https://www.v-check.de/
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