Kleine Werte, große Chancen - US Nebenwerte

US-Nebenwerte bieten weiterhin Potenzial. An der Börse ging das zuletzt ein wenig unter, gerieten amerikanische Nebenwerte in den vergangenen Wochen doch etwas unter Druck. Für mittel- und langfristig orientierte Anleger könnte sich daher nun ein Blick auf die Small- und Mid-Caps besonders lohnen.
"Thema verfehlt, setzen, sechs!" - könnte man derzeit den vielen Berichterstattern zurufen, die im Umfeld des Amtsantritts von Donald Trump über die guten Aussichten von US-Nebenwerten berichtet haben, doch das ist nicht die ganze Wahrheit! Seit Dezember 2024 ist der Russell 2000, quasi das amerikanische Pendant zu den deutschen Nebenwertenindizes MDAX und SDAX, ordentlich unter Druck gekommen. Notierte er zu Beginn des Dezembers noch im Bereich von 2.400 Punkten, sind es aktuell nur noch um die 2.000 Zähler. Das ist einerseits erklärbar, denn der US-Aktienmarkt ist ja insgesamt in den zurückliegenden Monaten unter Abgabedruck geraten, weil man sich an der Börse Sorgen über die US-Zollpolitik macht. Andererseits sollten ja die US-Nebenwerte gerade von der Einführung neuer Handelszölle profieren, so die damalige Argumentation der Berichterstatter. Also doch "Thema verfehlt, setzen, sechs"?
Amerikanische Nebenwerte profitieren vom inländischen Konsum
Vielleicht nicht. Schließlich führt die Börse ein gewisses psychologisches Eigenleben, am Ende entscheiden aber auch Fakten. Und Fakt ist: Donald Trump steuert mit seinen Handelszöllen eine Stärkung des amerikanischen Binnenkonsums an. Denn die US-Zölle bewirken nicht nur eine Verteuerung ausländischer Waren, die in den USA zum Kauf angeboten werden, was wiederum heimische US-Produkte attraktiver macht; sondern Trump will über zusätzlichen Zolleinnahmen auch den US-Konsumenten entlasten - die Zolleinnahmen sollen zur Quer-finanzierung von Steuersenkungen herangezogen werden, so die Idee im Weißen Haus. Einen ersten Schritt in diese Richtung wurde auch schon unternommen. Im April stimmte das Repräsentantenhaus einem Haushaltsplan der Regierung zu, der Steuersenkungen aus der ersten Amtszeit von Präsident Trump verlängert und ausweitet.
Kleine und mittlere US-Unternehmen sind das Rückgrat der Wirtschaft
Von einer Stärkung des amerikanischen Binnenkonsums profitieren aber gerade die vielen kleineren und mittleren US-Unternehmen, die, wie in Deutschland, das Rückgrat der US-Wirtschaft bilden. Die sogenannten KMU generieren über 40 Prozent der Wirtschaftsleistung in den USA, sorgen für zwei Drittel der Jobs im privaten Sektor und agieren meist inlandsorientiert. Handelszölle spielen für amerikanische Nebenwerte eher eine untergeordnete Rolle, auch wenn sie natürlich von ihnen indirekt betroffen sein können, weil etwa importierte Grundstoffe teurer werden. Ein weiterer Vorteil für die KMU: Wenn die Zinsen fallen, profitieren sie überproportional davon. Denn anders als die großen Konzerne, die sich häufig auch über Anleihen am Kapitalmarkt Fremdkapital besorgen, bleiben Small- und Mid-Caps oft nur Bankkredite, die jedoch in Zeiten hoher Zinsen sehr teuer sind. Fallen die Zinsen, verbessert sich für die KMU das Finanzierungsumfeld nachhaltig. Zwar hat die US-Notenbank zu weiteren Zinssenkungen erst einmal eine abwartende Haltung eingenommen, doch mit den zurückliegenden Zinssenkungen bietet sich den KMU derzeit schon ein verbessertes Umfeld.
Das Thema wurde nicht verfehlt - amerikanische Nebenwerte sind interessant
Trotz Handelszölle - oder gerade auch wegen - können US-Nebenwerte ein Blick wert sein und vor allen Dingen sollte man investiert bleiben. "Setzen, sechs" trifft es also nicht wirklich, das "Thema" wurde nicht verfehlt, auch wenn die aktuelle Performance erst einmal enttäuscht. Die ist dann aber wirklich vor dem Hintergrund der allgemeinen Turbulenzen am Aktienmarkt zu sehen, und nicht als Beleg einer "Themaverfehlung". Denn in Zeiten wachsender Unsicherheit neigen Anleger und Investoren zu undifferenzierten Verkäufen. Erst zu einem späteren Zeitpunkt wird der Fehler erkannt
und revidiert.
von Dr. Markus C. Zschaber, Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft in Köln, www.zschaber.de
Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Ihren Meinungen und Online-Anlagestrategien finden Sie auf https://www.v-check.de/
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