gamigo will wachsen und peilt 15 Millionen Emissionserlös an
Der Onlinespiele-Spezialist gamigo AG will eine Unternehmensanleihe platzieren und damit 15 Millionen Euro einnehmen. Wofür gamigo das Geld benötigt und wie die Computerspielefirma täglich Geld verdient, beantwortet Unternehmenschef Remco Westermann im Gespräch mit finanzen.net.
Finanzen.net: Die gamigo AG vermarktet Computerspiele aus dem Segment der sogenannten Massively Multiplayer Online Games (MMOGs). Herr Westermann, was sind das für Computerspiele und was ist das Besondere daran?
Remco Westermann: MMOGs sind internetbasierte Spiele, die von vielen Spielern gleichzeitig und oft über einen langen Zeitraum gespielt werden. Das Besondere an diesen Spielen ist die Interaktion und Kommunikation zwischen den Spielern als zentraler Bestandteil. Auch durch die soziale Komponente sind Online-Spiele inzwischen ein Massenphänomen und ein Wachstumsmarkt. Fachleute gehen von etwa 14 Millionen Spielern in Deutschland aus. Ein großer Vorteil der so genannten Freemium Online Games ist, dass es keine Barriere gibt. Jeder kann sich einfach anmelden und spielen.
Das Internet boomt, die Zahl der Breitbandanschlüsse in Deutschland ist in den vergangenen zwei Jahren deutlich angestiegen und Online-Spiele profitieren davon. Wie verdient gamigo Geld mit solchen Spielen?
Gamigo vertreibt und vermarktet Online-Spiele in Europa und Nordamerika. Mit mehr als zehn Millionen Spiele-Accounts und Erfolgs-Games wie Last Chaos, Fiesta Online oder Cultures Online ist gamigo eine feste Größe bei Onlinespielen. Unsere Haupteinnahmequelle stellt der Verkauf von virtueller Währung bei unseren Erfolgsspielen dar. Dabei erwerben die Spieler Güter, die den Spielespaß erhöhen und es ihnen ermöglichen, innerhalb der Spiele erfolgreich zu sein. Darüber hinaus wollen wir künftig Erlöse mit Werbung und Merchandising erzielen.
Die gamigo AG will sich mit einer Anleihe frisches Geld besorgen. Die Zeichnungsfrist beginnt am 05. Juni. Wie sind die Konditionen der Anleihe?
Unsere Mittelstandsanleihe mit der Wertpapier-Kennnummer A1TNJY weist bei einer Laufzeit von fünf Jahren einen attraktiven Zinskupon von 8,5 Prozent auf. Kupontermin ist vierteljährig. Die erste Zinszahlung erfolgt bereits am 1. Juli 2013. Durch die vierteljährliche Zinszahlung beträgt die effektive Rendite der Anleihe ca. 8,775 Prozent p.a. Noch zu erwähnen ist, dass unsere Anleihe zahlreiche Schutzbestimmungen für Anleihegläubiger aufweist.
Wie sehen diese Schutzbestimmungen aus? Nennen Sie doch bitte ein Beispiel!
Die Dividendenzahlung an die Aktionäre darf zum Beispiel 25 Prozent des Jahresüberschusses bzw. des Free Cashflows nicht übersteigen. Sonst steht den Anleihegläubigern ein außerordentliches Kündigungsrecht zu. Darüber hinaus haben die Anleihegläubiger auch eine bevorzugte Stellung gegenüber einigen anderen Gläubigern, deren Darlehen nachrangig sind.
Derzeit sind die Zinsen so niedrig wie schon seit Jahren nicht mehr, dennoch wollen Sie das Geld über eine Anleihe einnehmen. Warum? Was macht eine Anleihe für gamigo so viel interessanter?
Mit den uns aus der Anleihe zufließenden Mitteln können wir unsere Marktstellung ausweiten, um unseren Umsatz und damit unsere Profitabilität zu erhöhen. Insbesondere können wir sich uns bietende Gelegenheiten, wertschaffende Akquisition zu tätigen, flexibel nutzen. Ein Bankkredit ist häufig eine sehr bürokratische Angelegenheit mit mitunter auch zeitlich langen Entscheidungswegen. Durch eine Anleihe können wir sehr viel flexibler und erfolgsorientierter agieren.
Und es ist eine klare Win-Win-Situation; gerade weil die Zinsen so niedrig sind, sind Unternehmensanleihen wie unsere eine interessante Möglichkeit für Anleger um einen höheren Zinssatz zu erzielen.
Sie wollen mit der Anleihe bis zu 15 Millionen Euro einnehmen. Wofür brauchen Sie das Geld?
Wir wollen sowohl organisch wie auch anorganisch wachsen. So planen wir, unser Spiele-Portfolio mit Online-Spielen und mit Spielen für mobile Endgeräte zu erweitern. Zudem wollen wir die bestehenden Spielelizenzen auf weitere Länder erweitern. Darüber hinaus sollen die Marketingaktivitäten verstärkt und die technische Plattform und damit die Effizienz verbessert werden. Insbesondere wollen wir mit den Mitteln der Anleihe auch wertschaffende Akquisitionen finanzieren. Dabei dürften sich in den kommenden Monaten günstige Gelegenheiten ergeben, die wir natürlich nutzen wollen.
Die Haupteinnahmequelle der gamigo AG ist der Verkauf von virtuellen Gütern innerhalb der Online-Spiele. Dieses Konzept scheint allmählich an seine Grenzen zu stoßen wie die Bilanzen des weltgrößten Anbieters solcher Spiele Zynga zeigen. Wie schätzen Sie die Zukunftsperspektiven der Branche ein und wie kann gamigo auch weiterhin erfolgreich sein?
Die Zukunftsperspektiven der Branche sind für Publisher, die wie gamigo aufgrund ihrer Größe Skaleneffekte nutzen können und welche die hohen Anforderungen an IT-Sicherheit und -Stabilität erfüllen, hervorragend. Laut Expertenschätzungen wird der Markt durch steigende Bandbreiten sowie durch Spiele für mobile Endgeräte weiter kräftig wachsen. Anders als Zynga konzentrieren wir uns auf etwas komplexere Multiplayer-Online-Spiele, wo mit virtuellen Gütern sehr gute Renditen zu erzielen sind und die Zahl der Spieler sowie die Umsätze stark wachsen.
Während die gamigo jetzt nur Geld verdient mit dem Verkauf von virtuellen Gütern, werden natürlich auch Erlöse durch Werbung und Merchandising immer wichtiger werden. Gamigo weist eine sehr gute Positionierung in einem schnell wachsenden Markt auf. Hinzu kommen unser optimiertes Geschäftsmodell und wachsende Skaleneffekte.
Darüber hinaus kenne ich mich persönlich sehr gut im Online- und Mobile-Bereich aus, habe dort viele Jahre gearbeitet und Unternehmen geführt. Von daher bin ich sehr zuversichtlich, dass gamigo in den kommenden Jahren erfolgreich sein wird.
Herr Westermann, herzlichen Dank für das Gespräch.
Zur Person:
Remco Westermann, der im November 2012 zum Vorstandsvorsitzenden der gamigo AG berufen
worden ist, verfügt über eine umfangreiche Berufserfahrung im Bereich "Neue Medien". Seine berufliche Laufbahn umfasst, nach seinem BWL-Studium mit einem Master of
Science-Abschluss, unter anderem die Gründung und den Vorstandsvorsitz bei der börsennotierten
Bob Mobile AG (später Cliqdigital AG) sowie den Aufbau des Anbieters für mobile Dienste Zed. Darüberhinaus war Westermann in leitenden Positionen bei Sonera, Balance Point und Rost & Co. aktiv. Er hält zwar keine unmittelbaren Aktien an der
gamigo AG, Westermann hält jedoch 90 Prozent der Geschäftsanteile der Jarimovas GmbH, welche ihrerseits sämtliche Aktien an der gamigo-Alleinaktionärin Samarion SE hält.
Zur gamigo AG:
Die gamigo AG betreibt und vermarktet international Computerspiele aus dem Segment der Massively Multiplayer Online Games (MMOGs). Dabei handelt es sich um Computerspiele, die den
Spielern eine virtuelle Welt bieten und von sehr vielen (häufig mehreren tausend) Spielern
gleichzeitig über das Internet gespielt werden können. Derzeit verfügt die gamigo-Gruppe über
mehr als zehn Millionen Spielkonten. Die Spiele der gamigo-Gruppe werden täglich im Schnitt von mehr
als 70.000 Nutzern gespielt. Die Lizenzen zu diesen Spielen werden
von verschiedenen Spieleentwicklern weltweit erworben.
Das Interview mit dem Chef der gamigo AG Remco Westermann führte unser Redakteur Markus Gentner.