Interview

Schlote Holding GmbH: der weltweit größte Getriebegehäusebearbeiter im Premiumsegment

12.11.19 08:00 Uhr

Schlote Holding GmbH: der weltweit größte Getriebegehäusebearbeiter im Premiumsegment | finanzen.net

Der im niedersächsischen Harsum beheimatete Automobilzulieferer Schlote Holding plant die Emission seiner ersten Unternehmensanleihe. Finanzen.net führte anlässlich dieses Vorhabens ein Interview mit Jürgen Schlote, dem Geschäftsführer der Gesellschaft.

Finanzen.net: Am deutschen Kapitalmarkt ist die Schlote Holding GmbH bislang noch nicht in Erscheinung getreten. Wären Sie so freundlich, Ihr Unternehmen in zwei oder drei Sätzen kurz vorzustellen?

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Jürgen Schlote: Wir sind ein strategischer Partner und Serienlieferant für die Automobil- und Zulieferindustrie. Vorrangig sind wir in der komplexen, hochpräzisen Gehäusebearbeitung sowohl für manuelle als auch automatisierte Getriebe tätig.

Der Autobranche weht in diesem Jahr aus den unterschiedlichsten Richtungen heftiger Wind entgegen. Warum sollten Anleger dennoch an die Erfolgsgeschichte des Autozulieferers Schlote Holding glauben?

Erfolgsgeschichte trifft es sehr gut, denn wir haben uns in den vergangenen 50 Jahren eine hohe Expertise bei Verbrennungs- und ebenso bei Hybridantrieben erarbeitet. Heute sind wir der weltweit größte Getriebegehäusebearbeiter im Premiumsegment und die erste Adresse für OEMs und Tier 1/Tier 2, die zusätzliche Bearbeitungsgeschäfte auslagern wollen. Wir profitieren dabei auch von unseren modernsten, weltweit führenden Produktionslinien, die in der Branche die Standards setzen. Für die Zukunft sehen wir uns bereits sehr gut aufgestellt, denn die für das weitere organische Wachstum erforderlichen Investitionen sind schon weitgehend abgeschlossen. Unser Know-how in der Komponentenfertigung können wir flexibel und jederzeit im jeweils von den OEMs oder Tier 1 geforderten Bereich anwenden - und zwar unabhängig von der Antriebsart. Schon jetzt sind wir Alleinlieferant bei rund 40 % unserer Aufträge. Dieser Anteil wird bis 2022 voraussichtlich auf bis zu rund 50 % steigen.

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Welche fundamentalen Rahmendaten hinsichtlich Umsatz- und Ergebnisentwicklung können Sie für die vergangenen Jahre ausweisen?

Seit 2005 haben wir den Konzernumsatz nahezu verdreifacht auf 254 Mio. Euro und die Rohertragsmarge um 29 Prozentpunkte auf rund 50 % gesteigert. Beim Vergleich von 2017 und 2018 wird deutlich, dass wir in allen Bereichen auf einem renditestarken Wachstumspfad unterwegs sind. Das EBITDA 2018 stieg um 27,1 % auf 36,0 Mio. Euro und das EBIT von 4,4 Mio. Euro auf 12,7 Mio. Euro.

Ihr Unternehmen beschäftigt sich auch mit der Zukunftstechnologie ‚Hybrid-Antriebe‘. Wie schätzen Sie die Perspektiven dieser Antriebsart im Allgemeinen und die sich daraus ergebenden Chancen für Ihre Firma im Besonderen ein?

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Wir beschäftigen uns nicht nur damit, sondern haben uns schon in den vergangenen Jahren auf diese Transformation eingestellt. Deshalb sind wir in diesem Bereich mit unseren Hauptkunden BMW inklusive Jaguar und Rover sowie Volkswagen schon jetzt sehr gut aufgestellt. Nach unserer Einschätzung wird der Markt in naher Zukunft mehr und mehr Hybridantriebe aufnehmen. Daran besteht aus unserer Sicht kein Zweifel. Das wird nicht zuletzt durch den spürbaren Anstieg belegt, den wir bei allen vertraglich gesicherten Hybrid-Aufträgen verzeichnen.

Die Unternehmensanleihe kann voraussichtlich bis zum 19. November gezeichnet werden. Mit welchen Konditionen ist sie ausgestattet?

Die Anleihe hat eine Laufzeit von fünf Jahren und bietet einen Kupon von 6,75 % p.a. bei halbjährlicher, nachträglicher Zahlung. Die Covenants beinhalten u. a. Klauseln zu Kontrollwechsel, Negativverpflichtung und Drittverzug.

Verfügt das Papier über erwähnenswerte Besonderheiten, die es von herkömmlichen Mittelstandsanleihen unterscheidet?

Wir haben eine vergleichsweise harte Ausschüttungsbegrenzung aufgenommen, nach der keine Ausschüttung erfolgt, solange die wirtschaftliche Eigenkapitalquote unter 25 % liegt. Ab 25 % darf die Ausschüttung maximal 25 % betragen. Wir haben bisher nie ausgeschüttet, sondern alle Gewinne bewusst im Unternehmen belassen. Ein weiterer Covenant besteht in einer Transparenzverpflichtung. Bei Nichteinhalten erfolgt ein Zinsaufschlag von 1 % für die nachfolgende Zinsperiode.

Wofür sollen die 25 Millionen Euro an frischem Kapital konkret verwendet werden?

Geplant sind Investitionen in Bearbeitungen alternativer Antriebstechnologien verwenden - hier vor allem Hybridantriebe und mittelfristig auch reine E-Antriebe. Weitere Maßnahmen beinhalten die Working-Capital-Finanzierung sowie die Verbesserung unseres Finanzergebnisses über eine Refinanzierung von Verbindlichkeiten, vorrangig hochverzinslicher Darlehen eines Finanzinvestors, der auch Gesellschafter ist.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schlote.

Zur Person:
Jürgen Schlote gehört der Unternehmensgruppe seit 1989 an und ist unmittelbar und mittelbar mit 44,93 % an der Emittentin beteiligt. Die Schlote Gruppe blickt auf eine 50-jährige Historie zurück. Seit 2005 hat sich der Umsatz nahezu verdreifacht auf zuletzt 254 Mio. Euro, während sich die Rohertragsmarge um 29 Prozentpunkte auf rund 50 % verbesserte.



Bildquellen: Schlote