Euro am Sonntag-Titel

So wird 2013: Viel Optimismus für den DAX

aktualisiert 13.12.12 17:44 Uhr

DAX, Gold, Euro, Öl, Zinsen - €uro am Sonntag hat die wichtigsten Investmenthäuser nach ihren Prognosen befragt. Die meisten erwarten für den DAX neue Höchststände.

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von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Für den DAX wird 2013 auf ­jeden Fall ein besonderes Jahr: Im Juli feiert der Deutsche Aktienindex sein 25- jähriges Bestehen. Vielleicht ja mit einem Rekord. Fast jedes zweite der von uns befragten Finanzinstitute geht davon aus, dass der DAX zum Jahresende 2013 über dem bisherigen Allzeithoch aus dem Juli 2007 liegen wird. Damals verzeichnete der Index mit 8105,69 Punkten den höchsten Schlusskurs seiner Geschichte.

Weitere Ergebnisse der großen Kapitalmarktumfrage von €uro am Sonntag: Gold wird im kommenden Jahr die Marke von 2000 US-Dollar in Angriff nehmen. Ölpreis und Euro verharren in etwa auf aktuellem ­Niveau. Die Zinssätze der Notenbanken bleiben niedrig. Die deutsche Wirtschaft stemmt sich erfolgreich gegen die Eurokrise. China bleibt das Zugpferd der Weltkonjunktur. Insgesamt also ein optimistischer Ausblick auf 2013. Und doch lohnt es sich, auf die Details zu achten.

Das Lager der Bullen wird von der Commerzbank angeführt. Die Frank­furter Strategen haben für den DAX ein Kursziel von 8500 Punkten errechnet. Das wäre ein Zuwachs von rund zwölf Prozent. Zwei Faktoren werden von den Commerzbankern hervorgehoben: die Geldpolitik der Notenbanken und die Aussicht auf anziehende Frühindikatoren der Wirtschaft.

Niedrige Zinsen waren schon in diesem Jahr wichtiger Kurstreiber der Aktienmärkte. Die zehnjährige Bundesanleihe, eines der wenigen als sicher geltenden Investments, bringt derzeit eine mickrige Rendite knapp über einem Prozent — abzüglich Inflation eine sichere Art, Geld zu verlieren. Das führt dazu, dass Anleger nach Alternativen suchen. Aktien sind deutlich stärkeren Kursschwankungen ausgesetzt, bieten aber auch jetzt noch attraktive Dividenden — die DAX-Unternehmen auf Basis der aktuellen Schätzungen im Schnitt eine Dividendenrendite von dreieinhalb Prozent. Deutlich mehr also als Staatsanleihen der solide finanzierten Staaten.

Aktien ohne Alternative
Zusätzlich wächst die Hoffnung, dass die europäische Notenbank die Eurozone durch ihre Stützungsmaßnahmen weiter stabilisieren kann. „Dann wäre der Boden dafür bereitet, dass die für Deutschland viel zu niedrigen EZB-Zinsen das Wachstum hierzulande schrittweise anfachen“, erklärt der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer. Man erwarte deshalb, dass die deutsche Wirtschaft nach einem harten Winter Mitte kommenden Jahres wieder zu ordentlichen Zuwachsraten zurückkehrt. Das würde den DAX beflügeln, so Krämer.

Genauso optimistisch im Hinblick auf den DAX ist das Bankhaus Donner & Reuschel in Hamburg. Auch dort geht man von einer allmählichen Abschwächung der Staatsschuldenkrise aus. Dadurch achteten Investoren verstärkt auf fundamentale Bewertungs­kennziffern: „Aktien sind im Vergleich zu klassischen Anlagealternativen — Renten, Immobilien und Rohstoffen — moderat bewertet“, erklärt Carsten Mumm, Leiter der Vermögensverwaltung des Bankhauses.

Hinzu komme die hohe Liquidität im Markt und die Stimmungslage unter Investoren. „Als sich der DAX in der Vergangenheit auf 8000 Punkte bewegt hat, war die Stimmung euphorisch. Davon ist diesmal nichts zu spüren. Das spricht dafür, dass viele Anleger nicht investiert sind.“ Wirtschaftlich steht Europa vor ­einem schwierigen Jahr. Das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone wird nach Einschätzung der Experten stagnieren. Positive Ausnahme werde erneut Deutschland mit einem Zuwachs von 0,7 Prozent sein. Die Wirtschaft der USA dürfte ebenfalls zulegen. Das Plus ist mit zwei Prozent größer als in Deutschland, aber nach US-Verhältnissen eher bescheiden.

Weltmacht China
Die größte Dynamik dürfte erneut von China ausgehen. Die Investmentprofis trauen der aufstrebenden Wirtschaftsmacht acht Prozent Wachstum zu. Selbst nach den Maßstäben eines Schwellenlands wäre das ein beachtlicher Wert, der auch für den Westen Gewicht hat. Denn China ist für viele europäische und US-Unternehmen ein wichtiger Absatzmarkt geworden.

Die regional sehr unterschied­liche Dynamik sollte sich auch in den Kurschancen der einzelnen Aktien niederschlagen. Unternehmen, die vor allem für den europäischen Markt produzieren, hätten es weiterhin schwer, kalkuliert die Commerzbank. Unternehmen mit hohen Ertragsanteilen außerhalb Europas, insbesondere in den USA und den Schwellenländern Asiens, dürften hingegen auch im kommenden Jahr klar im Vorteil sein.

Auch Firmenkäufe dürften die Kurse nach langer Zeit wieder antreiben. Im Schatten von Banken- und Staatsschuldenkrise hatten sich Unternehmen darauf konzentriert, die eigenen Finanzen in Ordnung zu bringen. Eine Beruhigung der Eurokrise sollte die Investitionsfreude wieder steigern und vermehrt zu Übernahmen führen.

Und wenn doch alles anders kommt? Die meisten Prognosen sehen den DAX zwischen 8000 und 8500 Punkten. Aus dem Rahmen fällt die Société Générale, eine französische Bank. Dort traut man dem DAX zum Ende des kommenden Jahres lediglich 7250 Punkte zu. Es ist die einzige Prognose, die dem DAX Verluste prophezeit.

Dessen ungeachtet zeichnet auch die Société Générale ein insgesamt positives Bild der Weltwirtschaft: Der Streit der amerikanischen Parteien über die Haushaltskonsoli­dierung werde geschlichtet werden, Chinas Wirtschaft eine harte Landung vermeiden und Europa, wenn auch mühsam, Fortschritte bei der Bewältigung der Schuldenkrise machen.

Warnung aus Frankreich
Dieses Umfeld müsste eigentlich für den DAX sprechen, die Société Générale aber stellt eine andere Rechnung auf: Die sich abzeichnende Entspannung der Krisenherde werde dazu führen, dass Anleger ihre Depot umschichten und verstärkt auf ausgebombte Vermögenswerte aus den Randstaaten der Eurozone setzen.

Dadurch werde sich der Euro Stoxx 50 besser entwickeln als der amerikanische S & P 500. Innerhalb Europas rechnet die Société Générale damit, dass die Indizes der Randstaaten im kommenden Jahr dank der niedrigeren Bewertung der dortigen Aktien und steigender Risikobereitschaft der Anleger Kerneuropa schlagen werden. Auch deutsche Staatsanleihen, die Festung Schutz suchender Anleger, würden demnach unter Druck geraten.

Zumindest in einem Punkt deckt sich die Vorhersage der Société Générale mit den Aussagen der anderen Profis: Die Durchschnittsprognose sieht für den Euro Stoxx 50, gemessen an den aktuellen Indexständen, ein etwas höheres Potenzial als für den DAX. Auch die US-Indizes werden den Experten zufolge besser abschneiden. Dieser Vergleich besitzt aber nur eingeschränkte Aussagekraft, da nicht alle Banken zu jedem Index ein Kursziel abgeben.

Die beste Prognose
Jahresprognosen sind reizvoll, aber natürlich mit Unsicherheiten behaftet. Schließlich können innerhalb von zwölf Monaten viele un­erwartete Ereignisse auftreten. Vor allem politische Entwicklungen sind schwer vorherzusagen. Die Sparprogramme in den Krisenstaaten Südeuropas etwa sind eine harte Be­lastungsprobe für die politischen Systeme. Das wohl schlimmste politische Szenario: eine deutliche Ver­schlechterung der Wirtschaftslage in Frankreich.

Investmenthäuser neigen mit ihren Prognosen oft zu chronischem Optimismus. Im vergangenen Jahr allerdings waren die Finanzprofis in unserer Kapitalmarktumfrage zu vorsichtig: Das durchschnittliche Kursziel für den DAX lag bei 6430 Punkten — sollte es bis Jahresende keine dramatischen Bewegungen mehr geben, wäre der DAX rund 1000 Punkte besser als von den Finanzprofis vorausgesagt.

Die beste Prognose für den DAX gab im vergangenen Jahr die HSH Nordbank ab. Sie taxierte den DAX auf 7400 Punkte — fast eine Punktlandung. Dieses Mal sehen die Nordbanker den DAX zum Jahresende 2013 bei 8200 Punkten. Auch nach dieser Prognose würde es für den Leitindex im Jubiläumsjahr also zu einer neuen Bestmarke reichen.
Ausblick 2012 - Die Prognosen der Banken (pdf)

Investor-Info

ETF und Zertifikate
Ideen aus Deutschland
Wer breit in Aktien investieren will, kann das am kostengünstigsten über börsengehandelte Indexfonds tun. Den DAX mit den 30 wichtigsten deutschen Unternehmen bildet beispielsweise ein ETF von Comstage (ISIN: LU0378438732) ab. Wer lieber auf Nebenwerte setzt, kann das mit einem ETF von iShares auf den MDAX (ISIN: DE0005933923). Sollten Unternehmen im kommenden Jahr verstärkt auf ­Firmenjagd gehen, könnte ein Indexzertifikat (German Mergers & Acquisitions) der HVB profitieren. Es bildet 20 deutsche Unternehmen ab, die als Übernahmekandidaten gelten. Bei diesem Produkt (ISIN: DE000HV7TPD2) fungiert der Finanzen Verlag, in dem €uro am Sonntag erscheint, als Indexberater.

DWS Deutschland
Besser als der DAX
Unter den Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland ragt das Produkt der DWS hervor. Im Fokus stehen DAX-Titel wie BASF, Bayer und SAP. Ergänzt wird das Portfolio durch Nebenwerte. Mit dieser Strategie konnte der DWS Deutschland (ISIN: DE0008490962) den DAX deutlich abhängen. Über die vergangenen drei Jahre lag die Rendite bei mehr als 40 Prozent. Dividenden werden nicht ausgezahlt, sondern reinvestiert.

Templeton Global Bond
Staatsanleihen mit Rendite
Deutsche Staatsanleihen gelten als sicher, werfen aber kaum Rendite ab. Wer mit Anleihen wirklich Geld verdienen will, muss in risikoreichere Titel investieren. Ein gutes Gespür beweist der weltweit ­anlegende Anleihefonds von Templeton (ISIN: LU0170474422). Größte ­Positionen waren zuletzt Staatsanleihen aus Irland, Ungarn und Malaysia. Über die vergangenen drei Jahre hat der Fonds rund 20 Prozent an Wert gewonnen. Erträge werden nicht ausgeschüttet.

Gold
Krisenwährung
Aus Angst vor Inflation sind viele Anleger in Gold geflüchtet. Die Krisenwährung konnte 2012 nicht an die Kursgewinne der Vorjahre anknüpfen. Sollten sich die Prognosen unserer Kapitalmarktumfrage bestätigen, wäre Gold aber weiterhin ein Investment wert. Anleger können über ETCs, das sind mit phy­sischem Gold hinterlegte Schuldverschreibungen, an der Kursentwicklung des Edelmetalls teilhaben, etwa mit einem Produkt auf Xetra-Gold (ISIN: DE000A0S9GB0). Einige Analysten setzen für 2013 auf ein Comeback von Goldminenaktien wie Barrick Gold (ISIN: CA0679011084). Diese Unternehmen konnten vom steigenden Goldpreis kaum profitieren, da steigende Förderkosten die Gewinne belasten.