Luxussektor feiert Comeback: LVMH entfacht Rebound-Kursrallye – Wie Hermès, Kering und Burberry von kreativer Renaissance profitieren!

Erholungssignale nach monatelanger Durststrecke

Der europäische Luxusgütersektor erlebt eine bemerkenswerte Wiederbelebung, nachdem monatelange Unsicherheit und schwächelnde Konsumlaune die Branche in eine tiefe Krise gestürzt hatten. Die französische LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton liefert dabei den entscheidenden Katalysator für eine branchenweite Erholung, die Investoren neue Zuversicht schenkt. Nach mehreren Quartalen mit rückläufigen Verkaufszahlen gelingt dem weltgrößten Luxuskonzern die Rückkehr zu organischem Wachstum – ein Signal, das die gesamte Branche elektrisiert und für massive Kursgewinne sorgt.

Die Börsenreaktion fällt eindeutig aus

Die Aktie von LVMH, dem Mutterkonzern von Louis Vuitton, schnellt an der Pariser Börse um beeindruckende 12 % in die Höhe. Doch die Euphorie beschränkt sich keineswegs auf den Branchenprimus. Der Schweizer Uhrenkonzern Swatch verzeichnet einen Kurssprung von 6,3 %, während Richemont, die Holdinggesellschaft hinter Cartier, um 5,4 % zulegt. Der Kering-Konzern, Eigentümer der Traditionsmarke Gucci, gewinnt sogar 7,8 %, und Hermès klettert um 5,7 %. Selbst die britische Marke Burberry kann sich dem Aufwärtssog nicht entziehen und legt um 6 % zu. In Italien feiern Brunello Cucinelli mit einem Plus von 6 % und Salvatore Ferragamo mit einem spektakulären Sprung von 11 % eine Renaissance an der Mailänder Börse.

Diese Kursexplosion markiert einen potenziellen Wendepunkt für die Luxus-Industrie

Diese litt in den vergangenen Monaten unter einer toxischen Mischung aus Handelskonflikten, schwächelnder Nachfrage in Schlüsselmärkten wie China und einem allgemeinen Vertrauensverlust der wohlhabenden Kundschaft gelitten hatte. Die Zollpolitik der Trump-Regierung hatte zusätzlichen Druck auf die Gewinnmargen ausgeübt, während die Dollar-Schwäche und rekordhohe Goldpreise die Kostenseite belasten. Doch nun scheinen sich erste Anzeichen einer Stabilisierung zu manifestieren, getragen von kreativen Impulsen durch neue Designerteams und einer vorsichtigen Wiederbelebung der Konsumfreude. Und so gelangen wir auch schon zu der Betrachtung unserer Luxusfavoriten, die man nun zumindest auf der Watchlist haben sollte.

LVMH am Wendepunkt – Rückkehr zu Wachstum nach durchwachsenem Halbjahr

Der Turnaround bei LVMH markiert zweifellos die wichtigste Entwicklung im Luxussegment. Im dritten Quartal steigen die Erlöse organisch um 1 % auf 19,1 Mrd. Euro (entspricht etwa 22,1 Mrd. USD), nachdem der Konzern in der ersten Jahreshälfte noch Umsatzrückgänge hinnehmen musste. Analystenschätzungen hatten lediglich Einnahmen von 18,2 Mrd. Euro (circa 21,1 Mrd. USD) vorhergesagt – LVMH übertrifft diese Erwartungen damit deutlich und sendet ein starkes Signal an den Markt. Besonders bemerkenswert gestaltet sich die geografische Verteilung der Erholung. In den beiden bedeutendsten Absatzmärkten des Konzerns – den Vereinigten Staaten und Asien ohne Japan – kehrt das Wachstum zurück. Die USA verzeichnen ein Plus von 3 %, während der asiatische Raum um 2 % zulegt. Finanzvorständin Cécile Cabanis betont in der Analystenkonferenz, dass vor allem die lokale Nachfrage die Geschäftsentwicklung vorantreibt und nicht etwa der Tourismus. Diese Beobachtung gilt selbst für China, wo die Luxusnachfrage seit Jahren schwächelt und wo viele Marktteilnehmer mit einer anhaltenden Konsumzurückhaltung gerechnet hatten.

LVMHs Geschäftssegmente zeigen eine weitgehend positive Entwicklung

Lediglich der für LVMH so zentrale Bereich Mode und Lederwaren verzeichnet noch einen Rückgang von 2 % im Vergleich zum Vorjahresquartal. Dieser Sektor, der Flaggschiffmarken wie Louis Vuitton und Dior umfasst, repräsentiert etwa die Hälfte der Konzernumsätze und gilt als Herzstück des Geschäftsmodells. Doch der selektive Einzelhandel, worunter insbesondere die Kosmetikkette Sephora fällt, brilliert hingegen mit einem Umsatzsprung von 7 % gegenüber dem Vorjahr. Auch die Sparte Uhren und Schmuck, die über 12 % zum Gesamtumsatz beisteuert, zeigt sich robust. Konzernchefin Cabanis äußert sich auch optimistisch über die Wirkung von Innovationen und Handelsinitiativen: "Insgesamt sehen wir, dass wir mit jeder Initiative, Innovation oder neuen Einzelhandels-Disruption sofort eine Verbindung, Interesse und Begeisterung schaffen. Die Konsumenten reagieren sehr schnell." Diese Aussage deutet darauf hin, dass der Konzern seine Fähigkeit wiedererlangt hat, Begehrlichkeiten zu wecken und Kaufimpulse auszulösen – eine Kernkompetenz, die in der jüngsten Schwächephase zeitweise verloren schien.

Die Prognose für das vierte Quartal bleibt vorsichtig

Das Management weist darauf hin, dass die Vergleichsbasis anspruchsvoll ausfallen dürfte, da das Vorjahresquartal solide Verkaufszahlen aufwies. Ermutigend erscheint jedoch der Ausblick auf das kommende Geschäftsjahr, das insgesamt leichtere Vergleichswerte bieten sollte und damit das Umsatzwachstum begünstigen könnte. Ein bedeutender Faktor für die mittelfristige Entwicklung dürfte die kreative Neuausrichtung mehrerer Konzernmarken sein. Dior, Celine, Fendi, Givenchy und Loewe haben kürzlich neue Kreativdirektoren installiert, deren frische Visionen während der Pariser Modewoche für Aufsehen sorgten. Obwohl Cabanis einräumt, dass es zu früh sei, um die Auswirkungen der jüngsten Schauen auf die Verkaufszahlen zu beurteilen, bezeichnet sie die Dynamik als ermutigend. Der Konzern scheint damit auf die seit Anfang 2024 diagnostizierte Kreativitätskrise zu reagieren, die als einer der Hauptgründe für die Branchenturbulenzen gilt, was insgesamt ein positives Zeichen ist.

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Hermès: Der Musterschüler setzt Erfolgskurs fort

Während viele Wettbewerber mit deutlich größeren Nachfrageproblemen kämpfen, glänzt Hermès weiterhin als leuchtender Stern am Luxushimmel. Der französische Traditionskonzern hat seine Rivalen wie LVMH, Kering und Chanel in der anhaltenden Branchenschwäche deutlich hinter sich gelassen und demonstriert eindrucksvoll die Stärke seines einzigartigen Geschäftsmodells. Analysten von Deutsche Bank bezeichnen Hermès als das qualitativ hochwertigste und am stärksten differenzierte börsennotierte Luxusgüterunternehmen. Das Erfolgsgeheimnis von Hermès liegt in seinem rigiden Ansatz zur Mengensteuerung. Anders als Wettbewerber, die durch aggressive Expansion und Überproduktion in Schwierigkeiten geraten sind, praktiziert der Konzern eine bewusste Verknappung bei ausgewählten Produkten. Dieses Modell ermöglicht eine wesentlich bessere Kontrolle über Volumen, Preisgestaltung und Margen als bei der Konkurrenz. Die legendären Birkin- und Kelly-Taschen des Hauses erfreuen sich anhaltend hoher Nachfrage und stützen durch ihren Kultstatus auch die Verkäufe in anderen Produktkategorien – ein Effekt, den die Analysten der Deutsche Bank als entscheidenden Wettbewerbsvorteil hervorhebt.

Die jüngste Frühjahr-Sommer-Kollektion, die Chefdesignerin Nadège Vanhee präsentierte, unterstreicht die kreative Konstanz des Hauses

Vanhee, die seit über einem Jahrzehnt für die Damenbekleidung verantwortlich zeichnet, schickte Models in hohen Reitstiefeln über einen mit Sand und zerbrochenen Muscheln bedeckten Laufsteg. Die Kollektion umfasste BH-Tops aus Leder, gesteppte Seidenmäntel und Kleider mit Racing-Rücken in einer von gedämpften Beige- und Khaki-Tönen dominierten Farbpalette, akzentuiert durch leuchtende Rottöne bei Lederhosensets, Handtaschen und Schal-Motiven. Diese kreative Kontinuität unterscheidet Hermès fundamental von Konkurrenten, die durch den häufigen Wechsel ihrer Designteams versuchen, neuen Schwung in ihre Marken zu bringen. Während Dutzende von Labels wie Dior, Chanel und Gucci neue Designer verpflichtet haben, um die Verkäufe wiederzubeleben, profitiert Hermès von der langjährigen Vision Vanhees und der daraus resultierenden Kohärenz der Markenbotschaft. Damit ist nu die Annahme zulässig, dass der Konzern im falle einer tatsächlichen fundamentalen Sektor-Erholung weiterhin schneller als die Konkurrenz wachsen werde. Diese These basiert auf der überlegenen Marktposition, der Preissetzungsmacht und der Fähigkeit, auch in schwierigen Zeiten begehrlich zu bleiben. Für Investoren, die auf Qualität und Beständigkeit setzen, bleibt also Hermès damit die erste Wahl im Luxussegment.

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Kering und Gucci: Hoffnung auf kreative Erneuerung

Der Kering-Konzern, der neben Gucci auch Marken wie Bottega Veneta und Boucheron unter seinem Dach vereint, gehört zu den großen Gewinnern der aktuellen Sektor-Rebound-Rallye, wobei seine Aktie mittlerweile ein neues Lokalhoch markierte. Diese Kursexplosion speist sich u.a. aus der Hoffnung, dass neue Designervisionen den lange ersehnten Turnaround einleiten könnten. Die während der Mailänder Modewoche präsentierten Kollektionen der Häuser Gucci und Bottega Veneta haben bei Investoren für Begeisterung gesorgt. Charles Louis Scotti, Analyst bei Kepler Cheuvreux, erklärt die Euphorie: "Die Investoren sind sehr zufrieden mit den neuen Kollektionen, die während der Modewochen präsentiert wurden, denn einer der Gründe für die Branchenturbulenzen seit Anfang 2024 waren unter anderem Kreativitätskrisen." Diese Diagnose trifft den Kern des Problems, mit dem sich insbesondere Kering konfrontiert sah. Doch die Konzernführung hatte erkannt, dass ausgetretene Designpfade und fehlende Innovationskraft die Markenattraktivität untergraben hatten und greift nun aktiv durch, um dem eingeschlafenen Geschäft erneut mehr Glanz und Schick zu verleihen.

Der hohe Goldpreis belastet die Margen

Für Kering kommt erschwerend hinzu, dass der Konzern stärker von der Schmucksparte abhängig ist als reine Modehäuser. Die rekordhohen Goldpreise, die kürzlich die Marke von 4.000 USD je Unze überschritten haben, setzen die Gewinnmargen unter Druck. Die Kombination aus Goldpreis-Rallye, US-Zöllen und schwächerem Dollar stelle daher weiterhin eine dreifache Belastung dar, die nur durch schrittweise Preiserhöhungen an die Kunden weitergegeben werden könne. Die Schmuckmarken des Konzerns, insbesondere Boucheron, haben in jüngster Zeit ihre Modekollegen übertroffen, was die Bedeutung dieser Sparte unterstreicht. Doch die Notwendigkeit, Kostensteigerungen vorsichtig zu handhaben, um die Nachfrage nicht zu beeinträchtigen, bleibt für Kerings Management weiterhin eine heikle Gratwanderung.

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Ausblick: Vorsichtiger Optimismus trotz persistenter Risiken

Abschließend lässt sich sagen, dass die aktuelle Rallye im Luxussektor Hoffnungen auf eine nachhaltige Erholung nährt, doch Vorsicht bleibt geboten. Die makroökonomischen Rahmenbedingungen bleiben herausfordernd: Die Handelspolitik der Trump-Regierung schafft anhaltende Unsicherheit, China als Schlüsselmarkt zeigt noch keine überzeugende Wiederbelebung der Konsumfreude, und die Währungsturbulenzen belasten die Gewinnübersetzung.

Positiv stimmen jedoch mehrere Faktoren: Die kreativen Impulse durch neue Designerteams könnten tatsächlich die diagnostizierte Kreativitätskrise überwinden helfen. Die Bereitschaft mehrerer Marken, ihre Preisstrukturen zu überarbeiten und erschwinglichere Optionen anzubieten, könnte neue Käuferschichten erschließen. Und die Tatsache, dass selbst in schwierigen Märkten wie China die lokale Nachfrage Lebenszeichen zeigt, nährt die Hoffnung auf eine schrittweise Normalisierung.

Für Anleger bedeutet dies: Die Bewertungen im Sektor haben sich nach der monatelangen Korrektur verbessert, doch eine Rückkehr zu den euphorischen Bewertungsniveaus früherer Jahre erscheint verfrüht. Selektives Vorgehen bleibt angebracht: Qualitätstitel wie Hermès bieten Stabilität und defensive Qualitäten, während Turnaround-Kandidaten wie LVMH, Burberry oder Kering höhere Renditechancen bei entsprechend erhöhtem Risiko versprechen. Die kommenden Quartalsberichte werden zeigen, ob die in den Aktienkursen antizipierte Erholung durch harte Zahlen untermauert werden kann – oder ob die aktuelle Rallye lediglich eine Bärenmarkterholung darstellt.

Eines scheint jedoch klar: Die Luxusindustrie hat das Bewusstsein wiedererlangt, dass kreative Exzellenz und Markenbegehrlichkeit die Eckpfeiler des Geschäftsmodells bleiben. Konzerne, die diese Tugenden wiederbeleben können, dürften als Gewinner aus der aktuellen Transformationsphase hervorgehen.

Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid besitzt aktuell Aktien von LVMH, die im Text mitangesprochen werden.