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Börse Frankfurt-News: Anleihen: Ruhe vor dem Sturm?

04.07.25 13:25 Uhr

Börse Frankfurt-News: Anleihen: Ruhe vor dem Sturm? | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Noch geht es gemächlich zu, die Renditen bewegen sich seitwärts. Doch der kommende Mittwoch könnte das ändern, wie es heißt. Ein neuer Trend: britische Staatsanleihen, denn sie bringen mehr Rendite. Gefragt sind auch Mercedes-Benz, EnBW und Werder Bremen.

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4. Juli 2025. Der Feiertag in den USA - der "Independence Day" - sorgt heute auch hierzulande für wenig Ausschläge im Anleihehandel. Doch auch die anderen Tage der Woche verliefen in ruhigen Bahnen, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet. "Die Impulse fehlen", stellt der Händler fest. Das könne sich nächste Woche allerdings ändern. Denn am 9. Juli, dem Mittwoch, endet die neunzigtägige Frist von US-Präsident Donald Trump für Verhandlungen zur Verhinderung "reziproker" Zölle. "Es könnte durchaus eine Überraschung drohen", meint Daniel.

Die Seitwärtsbewegung der Renditen setzt sich fort. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten diese Woche zwar kurzzeitig mit über 2,6 Prozent. Hintergrund waren die verabschiedeten Steuersenkungen in den USA, wie Arthur Brunner von der ICF Bank berichtet. Am Freitagmittag liegt die Rendite aber wieder 2,54 Prozent und damit in etwa auf dem Niveau der Vorwoche.

US-Zinssenkung umstritte

Ein Höhepunkt dieser Woche: die am gestrigen Donnerstag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten. Im Juni stieg die Beschäftigtenzahl stärker als gedacht, die Arbeitslosenquote ging deutlicher zurück. Der Arbeitsmarkt scheint niedrigere Zinsen somit nicht zu brauchen. Gegen Zinssenkungen spricht auch das diese Woche auf den Weg gebrachte große Fiskalpaket des US-Präsidenten. "Es wird die Staatsverschuldung auf neue Höhen treiben. Zudem erhöhen die zusätzlichen Zollsätze die Inflationsrisiken", bemerkt Helaba-Analyst Ralf Umlauf. US-Notenbankchef Jerome Powell hat auf der Konferenz im portugiesischen Sintra seine Geldpolitik verteidigt. Ohne die Effekte der Trumpschen Zollpolitik hätte die US-Notenbank die Zinsen längst gesenkt, erklärte er.

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Britische Zehnjährige: Rund 4,5 statt 2,5 Prozent

Ebenfalls Thema: die Renditeaufschläge, die Europas Peripherieländer gegenüber Deutschland zahlen müssen. "Die Spreads italienischer Staatsanleihen sind diese Woche unter die psychologisch wichtige Marke von 90 Basispunkten gefallen, womit sie nur noch etwas höher sind als die Aufschläge französischer Staatsanleihen", erklärt Commerzbank-Analyst Erik Liem. Er erwartet zwar, dass sich die Spreads über den Sommer hinweg weiter einengen und sich die italienischen Aufschläge den französischen angleichen werden. "Allerdings dürften die Risikoaufschläge insgesamt im späteren Verlauf des Jahres eher wieder anziehen, wenn die EZB ihre Zinssenkungen beendet und die fiskalischen Probleme wieder mehr in den Mittelpunkt rücken."

Mal verkauft, mal gekauft werden Brunner zufolge US-Staatsanleihen. "Klar gesucht sind neuerdings britische Staatsanleihen", ergänzt der Händler. Der Grund: der Renditeaufschlag gegenüber Bundesanleihen, im zehnjährigen Bereich mittlerweile bei 193 Basispunkten.

Immer gesucht: Bekannte Namen

Im Handel mit Unternehmensanleihen kommen etablierte Unternehmen wie Mercedes-Benz (DE000A3LH6U5, DE000A2YPFU9) und EnBW 2031 (XS2862984510) gut an, wie Daniel berichtet - alle mit Fälligkeit 2031. Die Renditen liegen aktuell bei 2,84 Prozent für beide Mercedes-Bonds sowie 2,93 Prozent für den von EnBW. Zugegriffen werde auch bei einer im Februar emittierten Anleihe des italienischen Nahrungsmittelherstellers NewPrinces mit Fälligkeit 2031 und aktuell 4,26 Prozent (XS2958536976).

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Werder Bremen-Bond gefragt

Brunner meldet gute Nachfrage nach der im Mai emittierten Anleihe von SV Werder Bremen mit Kupon von 5,75 Prozent und Fälligkeit 2030, die aktuell zu 104,5 Prozent gehandelt wird (DE000A4DFGZ7). Ebenfalls gesucht und mittlerweile zu 106 Prozent gehandelt: Hörmann Industries mit Kupon von 7 Prozent und Fälligkeit 2028 (NO0012938325). Eher verkauft werde diese Woche Semper idem Underberg mit 5,5 Prozent bis 2028 (DE000A30VMF2) - ohne Nachrichten.

Neuemissionen gab es diese Woche fast nur mit Stückelung von 100.000 Euro, wie die Händler außerdem berichten.

Von Anna-Maria Borse, 4. Juli 2025, © Deutsche Börse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)