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Börse Frankfurt-News: Zinsanstieg setzt sich fort (Anleihen)

12.05.17 14:43 Uhr

Börse Frankfurt-News: Zinsanstieg setzt sich fort (Anleihen) | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 12. Mai 2017. Sichere Anleihen sind nicht mehr so gefragt, die Risikoaufschläge für Europas Peripherie sind geschrumpft.

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Auch nach dem Sieg von Macron dominierte das Thema Frankreich-Wahl. "Mit dem positiven Ergebnis ging der Markt endgültig in den ‚Risk-on'-Modus über", berichtet Arthur Brunner von der ICF Bank. "Die als sicher geltenden Bundesanleihen verbuchten Verluste, Unternehmensanleihen waren gefragt."

Der Euro-Bund-Future notiert am Freitagmittag bei 160,42 Prozent und damit unter den 161 Prozent vor einer Woche und deutlich unter dem 2016 erreichten Rekordhoch von fast 169 Punkten. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt bei 0,42 Prozent, vor einer Woche waren es 0,38 Prozent.

Klaus Stopp von der Baader Bank hält für die kommenden Tage und Wochen weitere Rücksetzer im Euro-Bund-Future für möglich. Das bedeute aber nicht, dass es nie wieder zu steigenden Notierungen komme. "Die Trendwende ist aber eingeläutet, und das Tal der Tränen aus Sicht der Investoren zumindest am langen Laufzeitende durchschritten."

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Frankreich: nicht nur Jubel

Die Risikoaufschläge für Anleihen aus Europas Peripherie gingen nach der Wahl zurück und signalisierten Entspannung. Der neue französische Präsident kommt am Markt ohne Zweifel gut an. Laut Patrick Harms von der HSH Nordbank bietet Macron "das perfekte Bild von einem, der angetreten ist, um das von kultureller und politischer Spaltung, Massenarbeitslosigkeit und Terrorismus gebeutelte Land wieder nach vorne zu bringen". Diese Aufgabe könne sich aufgrund der zahlreichen Widerstände aber als extrem schwierig entpuppen.

Auch in Deutschland gefallen nicht alle Ideen Macrons, so hat er sich für Gemeinschaftsanleihen der Eurozone stark gemacht. "Angesichts des Reformstaus in vielen Peripherieländern und ihrer bereits hohen Schuldenquote wird der Vorstoß vor allem in den nördlichen Euroländern auf wenig Gegenliebe stoßen", meint Harms. Stopp zufolge ist Macron "zum Erfolg verdammt". "Festzuhalten bleibt, dass die Gefahr einer tiefen politischen und ökonomischen Krise für die gesamte EU zunächst abgewendet ist, für Macron der eigentliche Weg aber erst jetzt beginnt."

Gesuchte Hybridanleihen

Unternehmensanleihen werden rege nachgefragt, Brunner zufolge macht sich aber wieder einmal die Verknappung bemerkbar - Folge auch der Anleihekäufe durch die EZB. Gut an kommen laut Brunner Hybridanleihen, etwa von VW (WKN A1ZE21). "Mit in der Spitze 109,45 Prozent lag der Kurs sogar höher als kurz vor Bekanntwerden des Dieselskandals im September 2015", stellt der Händler fest. "Daran ändert auch die Meldung nichts, dass die Staatsanwaltschaft jetzt auch gegen VW-Chef Müller ermittelt." Eine nachrangige Anleihe der Nord/LB mit Zins von 3,5 Prozent und Laufzeit bis 2026 (WKN NLB8K6) sei gerade bei Privatanlegern beliebt. "Die Risiken von Schiffsfinanzierungen werden ausgeblendet." Unter Druck geriet die Anleihe des französischen Öldienstleisters CGG (WKN A1ZG86), nachdem bekannt wurde, dass dieser seine Zinszahlungen nicht leisten kann. Der Kurs wurde vorerst ausgesetzt.

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Spekulationen treiben unterdessen die Notierungen von IKB-Anleihen in die Höhe, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet. Der Kurs einer Anleihe (WKN A0BDRX) kletterte von 41,55 Prozent am gestrigen Donnerstag auf 45,55 am Freitagmittag, auch ein anderes Papier (WKN 859275) verteuerte sich deutlich. "Es wird offenbar auf eine Rückzahlung zu 60 Prozent in drei Jahren gesetzt."

Eterna-Anleihe beliebt

Bei mittlerweile 106,8 Prozent notiert die neue Anleihe von Eterna Moden (WKN A2E4XE), die im März zur teilweisen Refinanzierung einer alten Anleihe begeben worden war, der Rest wurde über ein Schuldscheindarlehen abgedeckt. "Die Anleihe wird zum Selbstläufer", bemerkt Brunner. Das Papier läuft bis 2022 und hat einen Zins von 7,75 Prozent.

Viel Ärger gibt es derzeit um die noch ausstehenden SolarWorld-Bonds (WKN A1YCN1, A1YDDX). Der Hersteller von Solaranlagen meldete diese Woche Insolvenz an. Es bestehe "keine positive Prognose" mehr, hieß es vom Unternehmen. Noch Ende März hatte SolarWorld Entwarnung gegeben.

Neues von Hella und Apple

Mit einer Neuemission in kleinanlegerfreundlicher Stückelung kam der Autozulieferer Hella an den Markt, wie Daniel meldet: Die Anleihe (WKN A19HBR) im Volumen von 300 Millionen Euro läuft sieben Jahre und bietet einen jährlichen Zins von 1 Prozent. "Die Nachfrage ist aber nur verhalten."

Neue US-Dollar-Bonds mit Stückelung von 2.000 US-Dollar gibt es von Apple, wie Brunner meldet. Insgesamt 750 Millionen US-Dollar sammelt der Konzern am Markt ein - mit sechs Anleihen, zwei davon sind Floater. Die festverzinslichen Papiere laufen zehn, sieben, fünf und drei Jahre und bieten 3,2 Prozent, 2,85 Prozent, 2,3 Prozent und 1,8 Prozent. "Warum Apple das bei einem Barvermögen von 257 Millionen US-Dollar macht, versteht man nicht wirklich", bemerkt Brunner. "Angeblich benötigt Apple das Geld in den USA für Aktienrückkäufe."

von: Anna-Maria Borse 12. Mai 2017, Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter.

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