Bundesbank hebt Wachstumsprognosen für 2016 und 2017 an

Kurzfristig beurteilt die Bundesbank die Wachstumsaussichten der deutschen Wirtschaft als gut.
Die Deutsche Bundesbank hat ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum in Deutschland im laufenden und kommenden Jahr angehoben. Wie aus der jetzt veröffentlichten gesamtwirtschaftlichen Prognose hervorgeht, sieht sie den Konsum zunächst weiterhin als wichtigsten Wachstumstreiber, der allerdings 2018 und 2019 an Schwung verlieren dürfte. Die außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen beurteilt die Bundesbank eher schwächer als zuletzt. Gleichwohl dürften die Unternehmen wieder mehr investieren. Für das laufende Winterhalbjahr erwartet sie aber eine kräftige Belebung der Industriekonjunktur.
Bundesbank erwartet für 2016 und 2017 Wachstum von je 1,8 Prozent
Für 2016 rechnet die Bundesbank mit einem kalenderbereinigten Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,8 Prozent. Im Juni hatte sie ein Wachstum von 1,6 Prozent vorausgesagt. Die Prognose für 2017 wurde auf ebenfalls 1,8 (1,6) Prozent erhöht. Für 2018 und 2019 erwartet die Bundesbank 1,6 (1,7) und 1,5 Prozent Wachstum. Die deutsche Wirtschaft expandiert damit durchgängig stärker als die Produktionspotenzial.
Dessen Wachstum schwächt sich laut Bundesbank von 1,4 Prozent im laufenden Jahr über 1,3 Prozent in den beiden folgenden Jahren auf 1,2 Prozent 2019 ab. "Dahinter steht zum einen die Annahme rückläufiger Wanderungsüberschüsse. Zum anderen werden die dämpfenden Einflüsse der heimischen Demografie auf das Erwerbspersonenpotenzial der Tendenz nach immer größer", heißt es in dem Bericht.
Die Bundesbank erwartet, dass die Unternehmen wegen der gestiegenen Kapazitätsauslastung 2016 mehr investiert haben und dies auch 2017 fortsetzen werden. Die wichtigste Wachstumsquelle liegt jedoch weiterhin anderswo. "Hauptstütze ist die lebhafte Binnennachfrage, die von der günstigen Arbeitsmarktlage und von steigenden Einkommen der privaten Haushalte profitiert", erläuterte Bundesbankpräsident Jens Weidmann die neue halbjährliche Konjunkturprognose. In den kommenden Jahren würden sich die sehr vorteilhaften Rahmenbedingungen für den privaten Konsum allerdings etwas weniger günstig entwickeln.
Außenhandel kann Konsumrückgang mittelfristig nicht ausgleichen
Weidmann verwies diesbezüglich darauf, dass die Beschäftigung demografisch bedingt weniger dynamisch zulegen werde, also weniger Menschen zusätzlich für eine Erwerbstätigkeit bereitstünden, was dämpfend auf den Konsumzuwachs wirke. "Zudem schmälern steigende Energiepreise die Kaufkraft der Verbraucher", so Weidmann. Die Auslandsgeschäfte, die im kommenden Jahr noch unter dem verhaltenen Wachstum des Welthandels leiden, dürften sich zwar im Einklang mit den Absatzmärkten der deutschen Exporteure langsam verstärken, "aber dies wird voraussichtlich keinen vollständigen Ausgleich für die weniger schwungvolle Binnenkonjunktur bieten", so Weidmann.
Die Bundesbank hält das starke US-Wirtschaftswachstum im dritten Quartal für einen Ausreißer und sieht die USA weiterhin in einem nur moderaten Aufschwung. Das Wachstum in Großbritannien wird sich ihrer Einschätzung nach ungeachtet der zuletzt robusten Entwicklung abschwächen, und für die Schwellenländer erwartet die Bundesbank eine leichte Steigerung des Wachstumstempos.
Bundesbank sieht für Winterhalbjahr kräftige Konjunkturbelebung
Für das vierte Quartal 2016 und das erste Quartal 2017 erwartet sie "eine merkliche Belebung der exportorientierten Industrie". Die Kapazitätsauslastung im verarbeitenden Gewerbe sei im Oktober gestiegen, und die Auslandsbestellungen seien "kräftig aufwärtsgerichtet". Zudem habe sich die Stimmung bei den Unternehmen zuletzt deutlich aufgehellt. "Daher dürfte die deutsche Wirtschaft im gegenwärtigen Winterhalbjahr wieder mit viel Schwung wachsen", prognostiziert die Bundesbank. Für 2017 ergibt sich daraus nach ihrer Berechnung ein statistischer Überhang von 0,7 Prozent.
Der am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsdruck dürfte laut Bundesbank insgesamt etwas weniger stark als bisher erwartet zunehmen. Zwar hob sie die Inflationsprognose für 2016 auf 0,3 (0,2) Prozent an, doch wurden die Vorhersagen für 2017 und 2018 auf 1,4 (1,5) und 1,7 (1,8) reduziert. 2019 sieht die Bundesbank die Inflation bei 1,9 Prozent.
FRANKFURT (Dow Jones)
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