Ist das Solar-Märchen ausgeträumt?

Es war einmal … eine Branche, die von Politikern, Ökonomen, Umweltbewussten und Investoren gleichermaßen geliebt wurde.
Die zukunftsträchtige Arbeitsplätze und gigantische Renditen verhieß, und zwar ökologisch korrekt und ökonomisch nachhaltig.
Mit „Es war einmal“ beginnen Märchen. Doch einige Jahre schien es so, als würde die märchenhafte Rechnung auch in der harten Wirklichkeit aufgehen. Die Solarbranche boomte, Arbeitsplätze entstanden, Investoren kassierten Traumrenditen im vier- oder fünfstelligen Prozentbereich. Lenker von Solarfirmen wurden in Talkshows als Vorbilder gepriesen.
Mittlerweile ist der Lack von so manch funkelnder Solaranlage abgeblättert. Die chinesische Konkurrenz mischt den Markt auf, der deutsche Staat kürzt die Subventionen. Nicht jeder kommt mit dem plötzlichen Gegenwind zurecht. Conergy rutschte bereits 2007 in die Verlustzone. Q-Cells, Solon, Centrosolar, BGI Ecotech, Solar-Fabrik, Solarhybrid und Sunways hat es wohl 2009 erwischt. Solarworld, Phoenix Solar, Centrotherm, SMA Solar, Roth & Rau, Colexon, SAG Solarstrom und Systaic werden wohl mit (teils heftigen) Gewinnrückgängen davonkommen. Für Ex-TecDAX-Vertreter Solon bürgt seit Mittwoch sogar der deutsche Staat.
Ist die Solar-Industrie überhaupt noch eine Wachstumsbranche? Für Aktionäre eher nicht: Die Charts der meisten Solaraktien sehen mittlerweile arg zerrupft aus, erinnern stark an das Muster einer geplatzten Blase – nicht die einzige auffällige Parallele zu den einst gepushten Internetaktien.
Kursgewinne von ein paar tausend Prozent wird es bei deutschen Solaraktien wohl nie mehr geben. Bleibt zu hoffen, dass für möglichst viele Solarfirmen auch in ein paar Jahren noch der Satz zutrifft, mit dem Märchen normalerweise schließen: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.