Unhappy Birthday, Neuer Markt!

Der eine oder andere alte Börsenhase dürfte zur Wochenmitte kurz innegehalten und eine „Gedenkminute“ für den Neuen Markt eingelegt haben.
Am 10. März 2000, vor zehn Jahren, erreichte der Nemax 50 sein Allzeithoch, exakt an seinem dritten Geburtstag. Viele Geburtstage sollte er nicht mehr erleben – schon 2003 läutete das Totenglöckchen.
Wer Aufstieg und Niedergang des Neuen Marktes nicht selbst miterlebt hat, kann sich in den damals selbstverständlich scheinenden New-Economy-Irrsinn nur schwer einfühlen. Firmen mit berechenbarem Kurs-Gewinn-Verhältnis? Altmodische Loser, denn sie investieren ja nicht in künftiges Wachstum. 50% Zeichnungsgewinne am ersten Tag oder 100% Kursgewinn binnen einer Woche? Zu wenig, mein Nachbar protzt mit 300%! Was die Firma macht, in die er investiert hat? Keine Ahnung, aber interessiert das irgendwen?
Langjährige Börsianer lehnen sich heute mit wohligem Schauern zurück und fragen sich: Ist das damals wirklich passiert? War ich damals wirklich dabei, als Unternehmen, die noch nie einen Cent verdient hatten, an der Börse plötzlich Milliarden Euro „wert“ waren? Nur weil sie einer der hippen Branchen Internet, Telekom oder Biotech angehörten?
Doch, all das ist wirklich passiert. Genau wie der unrühmliche Rest des New-Economy-Märchens: Nach dem umjubelten Allzeithoch kollabierten die Aktienkurse um durchschnittlich (!) 96%. Wenig später wurde der Neue Markt endgültig zu Grabe getragen.
Seine schäbigen Reste geistern noch heute durch die Kurslisten: Neue-Markt-Zombies, die zwar längst pleite sind, aber nach fast 100% Kursverlust immer noch an der Börse notieren, z. B. Biodata, Infomatec, Metabox oder Kabel New Media. Es gibt nur wenige Überlebende, die ihre Höchstkurse aus dem verrückten Frühjahr 2000 wiedergesehen haben – z. B. unser Musterdepotwert United Internet.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.