Zeigt der Euro Stoxx die Zukunft?

Wenn sich deutsche Anleger schnell einen Überblick über die Verfassung ...
... des gesamten Aktienmarktes verschaffen wollen, werfen sie meistens einen Blick auf den DAX. Und der deutsche Leitindex vermittelt auch nach den Mai-Turbulenzen ein technisch halbwegs ordentliches Bild: Der flache Trendkanal seit November ist intakt, die 200-Tage-Linie steigt.
Dennoch könnte dieser Blick auf den DAX als Gesamtmarktindikator trügerisch sein. Der Chart des Index eine Etage höher, des Euro Stoxx 50, sieht zum Heulen aus: Einem Doppeltop mit Hochpunkten im Januar und April folgte ein steiler Absturz, der auch die vermeintlich robuste Unterstützung bei 2625 Punkten ausradierte. Schon seit Anfang Mai notiert der europäische Leitindex unter seiner 200-Tage-Linie, die zudem seit drei Wochen fällt.
Obwohl DAX und Euro Stoxx 50 immerhin 12 ihrer 30 bzw. 50 Aktien gemeinsam haben, senden beide Indizes seit Februar eine völlig andere Botschaft: Während selbst hartgesottene Optimisten den Kursverlauf des Euro Stoxx 50 nicht mehr als Hausse verkaufen können, geht diese Einstufung beim DAX noch ohne größere Verrenkungen durch.
Die Diskrepanz lässt aufhorchen, denn von 2008 bis Januar 2010 waren die Verlaufskurven des Euro Stoxx 50 und des DAX-Kursindex praktisch deckungsgleich. Das letzte Mal, dass der DAX sich von seinem großen europäischen Bruder absetzen konnte, war im Jahre 2007. Kurz vor Beginn der Finanzkrise und einem Sturz von mehr als 50%!
Auch 2007 hielt sich der DAX monatelang in unmittelbarer Nähe seiner Mehrjahreshochs, während der Euro Stoxx 50 dies nicht schaffte und ab der zweiten Jahreshälfte zusätzliche Schwächesignale sendete. Wir befürchten daher, dass das aktuelle Eigenleben des DAX auch diesmal weniger ein Zeichen von Stärke ist, sondern eher ein Menetekel dafür, was deutschen Blue Chips noch bevorsteht.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.