Porträt: Verschrotter, Machiavelli, Cover-Boy - Italiens Premier Renzi

War der italienische Regierungschef Matteo Renzi einst ein Hoffnungsträger, der das Land aus der Krise holen sollte, sind viele Italiener seiner Hauruck-Art inzwischen überdrüssig.
Andere kritisieren, dass der Chef der Sozialdemokraten nie vom Volk gewählt wurde, sondern sich Anfang 2014 mit dem Sturz seines Vorgängers Enrico Letta quasi "nach oben geputscht" hat. Stress ist der Modus, in dem Renzi zu Höchstformen aufläuft. "Wenn jeder gegen mich ist, dann habe ich am meisten Spaß", sagte der 41-Jährige.
Der einstige Bürgermeister von Florenz war im Februar 2014 als jüngster Regierungschef in der Geschichte des Landes mit dem Versprechen angetreten, die alte Politik zu "verschrotten". Jeden Monat sollte es eine Reform geben - eingetreten ist das nicht.
Für seine Gegner ist Renzi ein arroganter Machtpolitiker. Er selbst bezeichnete sich als "hin und wieder böse, arrogant und manchmal impulsiv". Darin liegen auch die Eigenschaften, die andere schätzen. "Sein Charakter ist kämpferisch, ironisch, stolz, argumentativ. Renzi ist wie Machiavelli. Er will die Politik ändern", beschrieb ihn der jetzige Bürgermeister von Florenz, Dario Nardella.
Renzi liebt die große Bühne und die Inszenierung. Er steht hinter der EU, aber geht auch mit "Brüssel-Bashing" auf Stimmenfang. Vor allem in der Flüchtlingskrise will er mehr Lastenverteilung. Er präsentiert sich jugendlich und posierte für den "Rolling Stone" oder zeigte sich in der Modezeitschrift "Vogue" mit seiner Frau, der Lehrerin Agnese Landini, und den drei Kindern in toskanisch-rustikalem Ambiente.
Schon bei den Pfadfindern habe sich ihm das Motto eingeprägt, die Welt zu einem besseren Platz zu machen, heißt es in seiner Biografie. Aufgewachsen in der Gemeinde Rignano sull'Arno bei Florenz, studierte er Jura, arbeitete im Familienunternehmen und schlug schnell die politische Laufbahn ein. Beim Wahlkampf für das Bürgermeisteramt in Florenz setzte er schon auf das Versprechen, das politische Establishment abzusägen. Mittlerweile gehört er selbst dazu./reu/DP/zb
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