Weltweite Aktienmärkte mit divergentem Verhalten

Ein Blick auf die Aktienmärkte anderer Länder zeigt eine interessante Entwicklung auf:
Während die Abwärtsbewegung der weltweiten Leitindizes im Jahr 2008 auf ähnliche Art und Weise erfolgte, verläuft die Erholung seit März 2009 verläuft höchst unterschiedlich.
Das beste Beispiel einer divergenten Erholung liefern Leitindizes der Nachbarstaaten Griechenland und Türkei. Während die Erholung in Griechenland mager ausfiel, konnte sich der türkische Leitindex seit März 2009 mehr als verdoppeln.


Interessant ist der Blick auf die Ausbildung von Divergenzen im Zuge einer eventuellen Phase der Top-Bildung. An den US-Märkten wurde das Hoch vom Januar 2010 durchweg im März übertroffen (Dow Jones Index, S&P 500, Nasdaq 100). Der DAX zog in der vergangenen Woche nach.
Hingegen bildete sich im Shanghai Composite Index - trotz des großen Wachstumsschubs - bereits Mitte 2009 einen bis heute gültiger Hochpunkt aus.

Der Hongkonger Hang Seng Index markierte sein bisher gültiges Verlaufshoch im November 2009 (hier nicht gezeigt). Damit bestätigt der Index die relative Schwäche des chinesischen Aktienmarktes gegenüber dem US-Markt. Doch damit ist China nicht allein: Auch die Leit-Indizes der im vergangenen Jahr so hervorragend gelaufenen Rohstoff-staaten Australien und Brasilien (nächster Chart) haben ihr Januar-Hoch bisher nicht überwinden können.

Klare Gewinner in Europa sind die Dänen (das nach Umfragen beständig glücklichste Volk der Welt)…

…sowie der ungarische Aktienmarkt (nächster Chart).

Zum Thema Ungarn hatten wir in unserem „Daily“ einen Bloomberg-Bericht zitiert, wonach hier die Sparmaßnahmen gegriffen haben. Die Neuverschuldung konnte zurückgefahren werden. Die Anleger honorieren offensichtlich die im Zuge des Engagements des IWF erzielte Reduzierung der Neuverschuldung.
Fazit: In 2008 erfolgte der Rückgang der internationalen Aktienmärkte synchron. Die Erholungsmuster seit März 2009 weisen hingegen erhebliche Divergenzen auf. Die US-Aktienindizes zeigen Stärke. Auffällig ist die vergleichsweise schwächere Entwicklung in China und in wichtigen rohstoffreichen Ländern. Da auch die Währungen rohstoffreicher Länder gegenüber dem US-Dollar seit Mitte März schwächeln (Australischer und kanadischer Dollar sowie der brasilianische Real), scheinen durchaus Anzeichen für eine Verlangsamung des globalen Wachstums vorhanden zu sein. Die Indizes der rohstoffreichen Länder, die bis Ende 2009 ein „automatischer Kauf“ waren, sind dies nicht mehr. Die Ausbildung der Divergenzen dürfte sich zunächst weiter fortsetzen.
Robert Rethfeld ist Wirtschaftsjournalist und Mitglied der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Seit Mitte 2002 betreibt er die Website www.wellenreiter-invest.de, eine Online-Publikation für wirtschaftliche, finanzielle und gesellschaftliche Entwicklungen.Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.