Josef Ackermann - Vom Dorf in die große Finanzwelt
Josef "Joe" Ackermann ist wohl der umstrittenste Bankmanager Deutschlands. Mit seinen gewagten Äußerungen hat der gebürtige Schweizer für manche Schlagzeile gesorgt.
Schon früh erkannte er: "Wer sich nicht darauf einstellt, wie die Welt funktioniert, wird niemals erfolgreich sein." Sein Erfolg gibt ihm Recht.
Aus dem Dorf in die weite Welt
Josef Meinrad Ackermann wurde am 7. Februar 1948 im Dorf Mels im Schweizer Kanton St. Gallen als ältester von drei Brüdern geboren. Vom Ehrgeiz und der Begeisterung seines Vaters Karl für alles Schöne angesteckt, lernte Ackermann bereits in seiner Kindheit Französisch und Englisch, konkurrierte mit seinen Brüdern beim Skifahren oder Tischtennis und spielte Klavier. Nicht nur der junge "Sepp", wie Ackermann in seiner Jugend genannt wurde, liebte die Musik, sondern auch heute noch gehören Klavierspielen und Singen zu den Hobbys des einflussreichen Bankmanagers, mit denen er manchmal sogar Gäste unterhält.
Nach Erhalt seiner Hochschulreife entschied sich der ehrgeizige "Sepp" Ackermann trotz seiner Begabung für Mathematik und Naturwissenschaften für das Allerweltsfach BWL. 1968 schrieb sich Ackermann an der elitären Handelshochschule St. Gallen ein. Parallel zu seinem Studium absolvierte er außerdem eine militärische Laufbahn bei der Schweizer Armee und erhielt dort schließlich den Dienstgrad eines Obersts sowie den Spitznamen "Joe".
1973 schloss Josef Ackermann sein Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ab und promovierte 1977 zum Thema "Einfluss des Geldes auf das reale Wirtschaftsgeschehen". Im gleichen Jahr heiratete er die Finnin Pirkko Mölsä, die er während des Studiums kennengelernt hatte und mit der er noch heute zusammenlebt. Das Paar hat eine gemeinsame Tochter.
Aufstieg und Abgang bei der Credit Suisse
Nach seiner Promotion blieb Josef Ackermann der Hochschule St. Gallen bis 1989 als Lehrbeauftragter für Finanzpolitik und Wirtschaftstheorie erhalten. Daneben trieb er aber auch seine berufliche Karriere voran.
Bereits 1977, direkt nach seiner Promotion, erhielt Josef Ackermann seine erste Anstellung bei der Großbank Credit Suisse, die damals noch unter dem Namen Schweizerische Kreditanstalt firmierte. Er arbeitete an verschiedenen internationalen Standorten des Instituts und gelangte dabei bis in die Führungsetage. 1990 stieg er in das Leitungsgremium der Großbank auf, 1993 wurde er zu ihrem Präsidenten berufen.
Diesen Job machte Joe Ackermann aber nur drei Jahre lang. Als die Bank 1996 umstrukturiert wurde – und in Zuge dessen den Namen Credit Suisse erhielt – fühlte sich der ehrgeizige Banker nicht gebührend berücksichtigt und schmiss hin. Nur wenige Stunden später hatte er bereits drei erstklassige Stellenangebote auf dem Tisch: das attraktivste kam von Hilmar Kopper, Vorstandssprecher bei der Deutschen Bank.
Berufliche Laufbahn bei der Deutschen Bank
1996 begann Josef Ackermann als Vorstandsmitglied seine steile Karriere bei der Deutschen Bank. Zu seinen Verantwortungsbereichen gehörten unter anderem das Großkundengeschäft und das Investment Banking. Bereits im Jahr 2000, nur vier Jahre nach seinem Einstieg bei der Deutschen Bank und damit ungewöhnlich früh, wurde Ackermann als Nachfolger von Rolf Breuer zum Vorstandssprecher des Kreditinstituts gewählt. Diesen Posten trat er im Mai 2002 an. Im Februar 2006 wurde Ackermann Vorstandsvorsitzender und damit als Schweizer der erste ausländische Chef der Deutschen Bank.
Doch in den Jahren zuvor gab es auch ein dunkles Kapitel in seinem Leben: 2004 waren „Joe“ Ackermann und weitere deutsche Manager vor dem Landgericht Düsseldorf im Mannesmann-Prozess angeklagt. Die Anklage lautete auf Untreue zum Nachteil der Mannesmann AG, es sollen auf Veranlassung von Ackermann und anderen Managern ungerechtfertigte Prämienzahlungen geflossen sein. Ackermann machte sich hier in doppelter Hinsicht unbeliebt. Sein Ausspruch "Dies ist das einzige Land, in dem diejenigen, die Erfolg haben und Werte schaffen, deswegen vor Gericht gestellt werden" rief in der breiten Öffentlichkeit genauso Empörung hervor wie das vor dem Gerichtssaal präsentierte Victory-Zeichen und bescherte ihm endgültig den Ruf des Superkapitalisten. Im Prozess wurde er dennoch freigesprochen. Ein zweites Verfahren endete 2006 gegen Zahlung von Geldauflagen. Josef Ackermann bezahlte 3,2 Millionen Euro und kam ohne Vorstrafe davon. Doch auf das Tief folgte auch wieder ein Hoch. 2008 wurde Josef Ackermann von Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich seines 60. Geburtstags zu einem Dinner ins Kanzleramt eingeladen. Seinen Geburtstag feierten dort mit ihm nicht nur Angela Merkel sondern auch 26 weitere geladene Gäste aus Wirtschaft und Gesellschaft. Ein Jahr später im Bundestagswahlkampf und mitten in der Krise rief die Feier eine erneute Welle der Empörung hervor.
Bereits im Jahr 2007 machte Ackermann die ersten Bemerkungen darüber, seine Karriere bei der Deutschen Bank 2010 beenden zu wollen. Vielleicht auch, weil er ein Angebot der Citigroup, dem größten Finanzkonzern in den USA, erhalten hatte, das er jedoch ausschlug. Nachdem ihm aber zwei Jahre später – er hatte der Deutschen Bank im ersten Quartal 2009 wieder zu Gewinnen verholfen – eine Vertragsverlängerung bis 2013 angeboten wurde, nahm er diese an. Mitte 2011 kam dann der Paukenschlag: Ackermann sollte im Mai 2012 zugunsten einer neuen Doppelspitze als Vorstandsvorsitzender zurücktreten und in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank wechseln. Aktionärsschützer kritisierten diesen Plan, zu dem es jedoch nie kommen sollte. Im November 2011 gab Ackermann bekannt, dass er sich im folgenden Jahr vollständig aus den Geschäften der Deutschen Bank zurückziehen werde.
Sein Ruf
Laut Tagesspiegel hat sich Josef Ackermann während seiner Karriere bei der Deutschen Bank "vom meistgehassten Manager Deutschlands zum Vordenker und Hoffnungsträger entwickelt". 2009 erhielt er die Auszeichnung „European Banker of the Year“, die für hervorragende Leistungen in der Bankenwelt verliehen wird. Diese Gelegenheit nutzten die Globalisierungskritiker Attac jedoch auch um Josef Ackermann parallel dazu den Negativpreis „European W.A.N.K.E.R. of the Year“ zu verleihen.
Mehrere Politiker benutzen die Bezeichnung "Ackermänner" als abwertende Benennung für verantwortungslose Manager und in der breiten Öffentlichkeit gilt „Joe“ Ackermann als arrogant, sozial verantwortungslos und habgierig. Letzteres ist auch auf sein hohes Gehalt zurückzuführen, das er konsequent verteidigte, da ein niedrigeres Gehalt dazu führen würde, dass seine Mitarbeiter und Kollegen "jeden Respekt verlieren [würde]. Man würde sagen, der hat keinen Marktwert." In seiner Zeit als Vorstandschef der Deutschen Bank führte Josef Ackermann mehrfach die Ranglisten der am besten verdienenden DAX-Vorstände an. 2006 lag sein Gehalt inklusive Aktienoptionen bei 13,2 Millionen Euro.
Josef Ackermann hat seine Finger überall mit im Spiel. Nicht nur bei der Deutschen Bank, sondern auch als Berater von Politikern, Präsident des weltweiten Bankenverbands IIF, Vorstand des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) und Aufsichtsratsmitglied mehrere Großkonzerne wie Siemens und Royal Dutch Shell. Mit diesen Erfolgen im Rücken hat Ackermann wohl einen weiteren seiner Leitsprüche erfüllt: "Wer überleben will, muss zwar nicht unbedingt so schnell laufen können wie der Bär, aber bitte doch schneller als die Mitläufer."