Börse Frankfurt-News: Warten auf neue Impulse (Wochenausblick)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nach einer weiteren Woche mit Gewinnen gilt es für den deutschen Leitindex nun,
die Marke von 13.000 zu überwinden. Ob die DAX-Bullen die Kraft dazu haben, ist
für Charttechniker noch offen. Aus fundamentaler Sicht spricht für
Marktexperten mittelfristig vieles für weiter steigende Kurse.
20. Juli 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Bislang ist von Sommerpause an den
Aktienbörsen wenig zu spüren. "Die Märkte zeigen sich nach wie vor überraschend
robust", beschreibt Thomas Metzger vom Bankhaus Bauer. Der deutsche Aktienindex
legte seit Monatsbeginn gut 5 Prozent zu. Vergangene Woche arbeitete sich der
deutsche Bluechip-Index mit einem Plus von 2,1 Prozent in Richtung 13.000
Punkte-Marke und eröffnete am Morgen mit 12.928 Punkten leicht im Plus.
Entspannung ist spürbar
Für viele Investoren scheint die Pandemie trotz weltweit weiter steigender
Infektionen im Griff und die Rezession Schnee von gestern, wie Metzger
feststellt. Zu den größten Treibern der Aktienmärkte gehörten nach wie vor die
staatlichen Konjunkturpakete und Maßnahmen der Notenbanken. Dadurch würden die
Märkte in quasi unbegrenztem Ausmaß mit neuem Geld geflutet. Trotz bestehender
Risiken wurde Metzger zufolge dadurch die relative Attraktivität von
Dividendenwerten im Vergleich zu anderen Anlageklassen nochmals erhöht. "Zudem
dürften die Maßnahmen langfristiger gelten und wirken als die Einschränkungen
der Wirtschaft durch Corona anhalten."
Viele Anleger hätten im Übrigen bislang vom Aufschwung an den Märkten nicht
profitiert. "Es ist also noch genügend Angst und damit Kapital vorhanden, das
nur auf Rückschläge wartet um investiert zu werden." Auch wenn die Luft nun
langsam dünn werde, sollte dies die Märkte nach Auffassung Metzgers weiterhin
stützen.
Nervenprobe um EU-Aufbaufonds
Über das zähe Ringen der EU-Staats- und Regierungschefs um die Ausgestaltung
des 750 Milliarden Euro schweren Wiederaufbaufonds zeigt sich kaum einer
überrascht. Die Verhandlungen gehen heute in die Verlängerung. Die Nord- und
Südländer kämpfen wie erwartet hart um die Verteilung, wobei sich die
Teilnehmer Medienberichten zufolge mittlerweile auf Zuschüsse von 390 statt der
bislang angedachten 500 Milliarden Euro zubewegen.
Kaum Spielverderber
Den gelungenen Auftakt in die US-Berichtssaison für das zweite Quartal wertet
Christian Apelt von der Helaba überwiegend positiv. "Das ist zwar mehr mit
vorher stark reduzierten Erwartungen als mit robusten Gewinnen zu erklären."
Dennoch würden Aktien davon voraussichtlich profitieren.
Auch die Analysten von M.M.Warburg erwarten eine Fortsetzung der aktuellen
Hausse. Marktteilnehmer gingen hinsichtlich der Unternehmenszahlen ohnehin
bereits vom Schlimmsten aus. "Analysten rechnen derzeit mit einem
Gewinnrückgang um 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr." Eine Anpassung der
Prognosen aufgrund der vielerorts verbesserten Wirtschaftsdaten habe es
hingegen nicht gegeben. "Von daher halten wir es für sehr wahrscheinlich, dass
es den meisten Unternehmen gelingen wird, die in sie gesetzten Erwartungen zu
übertreffen." Das gelte für die USA und Europa.
Einzelne Branchen hart getroffen
"Lediglich in einzelnen Sektoren könnten die desaströsen Prognosen, mit denen
Analysten derzeit jonglieren, tatsächlich eintreffen", schätzt M.M.Warburg.
Etwa würden der europäische Ölsektor und die Automobilbranche vermutlich herbe
Verluste verkünden. "In den USA könnten zyklische Branchen schlechte Zahlen
abliefern." Wichtiger als das Zahlenwerk seien allerdings die Ausblicke der
Unternehmen.
Die Hürden sind hoch
Aus technischer Perspektive stellen die aktuell erreichten Widerstände beim
deutschen Leitindex nach Ansicht von Christoph Geyer eine Belastung dar. "Der
DAX hat sich unter der Marke von 13.000 Punkten festgebissen", beobachtet der
Commerzbank-Charttechniker. Zwar bestehe weiterhin die Chance auf einen
Ausbruch nach oben. Diese werde aber zunehmend geringer. Die Indikatoren gäben
keinen Hinweis auf die weitere DAX-Reise. Eine Richtungsentscheidung falle
vermutlich noch in dieser Woche. Geyer rechnet unter anderem aufgrund
saisonaler Faktoren mit einem Trendbruch.
von: Iris Merker
20. Juli 2020, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)