Hier stimmt was nicht! Kongress mit Nebenwirkung
04.10.17 14:13 Uhr

Ab 18. Oktober ist es wieder so weit. Alle fünf Jahre trifft sich die Elite Chinas zum Kongress der kommunistischen Partei.
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von Jörg Lang, Euro am Sonntag
Dabei werden Amtsinhaber bestätigt, ausgetauscht und die Marschroute der nächsten Jahre beschlossen. Auch wenn aus Chinas Machtzirkel wenig nach außen dringt, scheint die Nervosität dieses Mal groß zu sein. Viele Monate zuvor hat die Regierung um Präsident Xi Jinping, dessen erste Amtsperiode endet, Maßnahmen auf den Weg gebracht, um den Abfluss der Währungsreserven zu stoppen.
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So wurden Finanzfirmen wie Anbang und HNA an die kurze Leine genommen. Übernahmen im Ausland haben seitdem um 80 Prozent abgenommen. Und für ausländische Firmen, die in China operieren, ist es nun fast unmöglich, Profite ins Ausland zu übertragen. Und selbst chinesische Touristen müssen jeden Kauf von mehr als 1.000 Renminbi (umgerechnet 127 Euro) den Behörden melden. All diese Maßnahmen sorgen dafür, dass der Abfluss der chinesischen Währungsreserven gestoppt wurde. Im Windschatten wertete der Renminbi auf.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich die Machthaber vor dem Kongress Zeit erkauft haben. Klar ist, dass das Land vor harten Entscheidungen steht. Der Aufstieg wurde durch eine Ausweitung der Schulden finanziert. China steht mit mehr als 40 Billionen Dollar in der Kreide. Gut ein Viertel davon sind Verbindlichkeiten, die nicht bedient werden. Das ist ein Vielfaches des Eigenkapitals aller Banken zusammen. Gut möglich sei, sagt etwa Investor Kyle Bass, der auch die US-Immobilienkrise vorausgeahnt hatte, dass die Machthaber nach dem Kongress mehr Luft aus dem Kessel lassen. Behält er recht, stünden die Finanzmärkte in den kommenden Monaten vor Herausforderungen. Das beginnt bei gerade wieder erstarkten Rohstofffirmen, geht über Banken in den Rohstoffländern Australien und Kanada und endet bei einer Abwertung des Renminbi. Denn der Abbau der Schulden geht mit einer schwachen Währung besser.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.
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