DEGIRO-CEO Anderluh: Privatanleger traden bei uns zu günstigen "Großhandelspreisen"

"Man muss sich eigentlich nicht fragen, warum wir so günstig sind, sondern warum die Konkurrenz so teuer ist" - CEO Jasper Anderluh im Interview mit finanzen.net über den Borkerservice und das Trading-Geschäftsmodell von DEGIRO.
finanzen.net: Herr Anderluh, an wen richtet sich das Angebot von DEGIRO?
Jasper Anderluh: Das Angebot von DEGIRO richtet sich an verschiedene Anlegertypen. Dazu gehört natürlich
ein breites Angebot an Produkten. Auf der einen Seite können sich Kunden ein breit
diversifiziertes Portfolio aufbauen, was durch die vielen weltweit angebotenen Börsen
ermöglicht wird. Das Portfolio kann dann wie bei einem klassischen Aktien-Broker langfristig
gehalten werden. Auf der anderen Seite richtet sich DEGIRO auch an sehr aktive Händler, die
am meisten von den niedrigen Gebühren profitieren. Damit meine ich Derivate- und
Zertifikatehändler.
Zusätzlich hervorzuheben ist der äußerst günstige Handel von US-Wertpapieren. Durch
dieses Angebot wird allen Anlegern der Zugang zum amerikanischen Aktienmarkt erleichtert.
Damit einher geht die Möglichkeit sich ein möglichst breit diversifiziertes Portfolio aufzubauen.
Wie funktioniert eine Registrierung sowie der Handel über DEGIRO?
Anderluh: Die Registrierung bei DEGIRO wird vollständig online abgeschlossen. Zur Identifizierung ist kein kompliziertes Post Ident Verfahren nötig, wir verwenden die Erstüberweisung als Identifizierung. Wir versuchen unseren Kunden auch den schnellst möglichen Handel zu ermöglichen. Deswegen ist die Ordermaske einfach gestaltet und ermöglicht die Ordereingabe innerhalb weniger Sekunden. Sowohl der Handels- als auch Registrierungsprozess kann also als einfach und schnell zusammengefasst werden. Das geht aber nicht auf Kosten der Sicherheit. Kunden haben bei DEGIRO ein festes Referenzkonto über welches alle Überweisungen von und zu DEGIRO abgewickelt werden.
Sie bieten Anlegern den Handel an fast allen Börsen weltweit. Was ist an DEGIRO bezüglich der Gebühren so besonders?
Anderluh: DEGIRO ist in Europa durchschnittlich mehr als 80 % günstiger als die Konkurrenz. Der Grund, warum wir so niedrige Gebühren anbieten ist das hohe Volumen, das über unsere Infrastruktur gehandelt wird. Man muss sich eigentlich nicht fragen, warum wir so günstig sind, sondern warum die Konkurrenz so teuer ist. Bei unserer Gebührenstruktur sind wir auch vollkommen transparent. Der Preis, den Kunden in unserem Preisverzeichnis sehen, beinhaltet alle Fremdkosten wie z. B. Börsen- oder Clearinggebühren.
Können Sie uns ein Rechenbeispiel nennen, in welchem die günstigen Konditionen besonders sichtbar werden?
Anderluh: Ich gebe Ihnen zwei Beispiele, wo die günstigen Gebühren sichtbar werden. Bei DEGIRO bezahlen Kunden für eine Transaktion von deutschen Aktien im Wert von 10.000 € eine Gebühr von 2,80 €. Der Durchschnitt bei von uns verglichenen Brokern liegt bei 19,55 €. Es gibt sogar einige Broker, die für eine solche Transaktion mehr als 30 € verlangen. Noch günstiger sind bei uns die Gebühren für US-Wertpapiere. Wenn Sie 100 Apple Aktien bei DEGIRO kaufen, bezahlen Sie für diese Transaktion 0,85 €. Der Durchschnitt liegt bei anderen jenseits der 20 €. Wichtig zu erwähnen ist noch einmal, dass alle Transaktionsgebühren inklusive aller Fremdgebühren angegeben werden. Es gibt für Anleger also keine bösen Überraschungen.
In den vergangenen Jahren ist Ihr Unternehmen enorm gewachsen. Wie haben Sie begonnen?
Anderluh: Wir begannen 2008 mit einem kleinen Team als Broker für institutionelle Investoren. In den ersten Jahren stieg das über unsere Plattform gehandelte Volumen kontinuierlich an und wir entschlossen uns im Herbst 2013 unsere Türen auch für Privatanleger zu öffnen. Durch den so nicht erwarteten Erfolg in den Niederlanden haben wir schnell entschieden, unsere Plattform auch in anderen europäischen Märkten anzubieten. Die schnelle Expansion wurde durch den Erfolg in den neuen Ländern natürlich erleichtert. Mittlerweile haben wir mehr als 100 Mitarbeiter und wollen uns auch in anderen Märkten etablieren.
Wie hat sich das Deutschland-Geschäft seit dem Start im vergangenen September entwickelt?
Anderluh: Es hat ein wenig gedauert, bis wir uns auf dem deutschen Markt einen Namen gemacht haben. Nach dem Besuch der World of Trading Messe im November und dem Start einer verstärkten Marketingkampagne am Ende des letzten Jahres hat sich unser Wachstum in Deutschland aber rasant beschleunigt.
Unser anfängliches Ziel war es in Deutschland mehrere Tausend Kunden in einem Jahr für uns gewinnen. Dieses Ziel haben wir schon jetzt, nach 9 Monaten im Markt, weit übertroffen. Wir können mit dem Start sehr zufrieden sein, wollen uns natürlich aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Viele Verbesserungen stehen in den nächsten Monaten an, um den Kunden unser Angebot noch schmackhafter zu machen. Wir glauben, dass unser Ziel in 3 Jahren 25 % Marktanteil gemessen am Transaktionsvolumen zu erreichen, realistisch ist.
... und was sind Ihre nächsten Ziele?
Anderluh: Nach dem Launch in Großbritannien sind wir nun in 18 Ländern aktiv und verarbeiten im Jahr 30 Milliarden an Transaktionsvolumen über unsere Infrastruktur. Wir wollen in allen Ländern, in denen wir aktiv sind, eine gesunde Kundenbasis aufbauen. In Folge planen wir aber unsere Marktpräsenz auch außerhalb Europas zu erweitern.
Für den deutschen Markt planen wir für die nächsten Monate die Erweiterung unserer Ordertypen. Insbesondere die Trailing Stop Loss Order ist für unsere Kunden sehr wichtig. Für dieses Jahr steht auch die Anbindung an die Börse Stuttgart und amerikanische Optionsbörsen noch auf dem Programm.
Grundsätzlich ist es so, dass wir ein sehr junges Unternehmen sind und immer versuchen so
viele Verbesserungen wie möglich durchzuführen.
Gestatten Sie bitte noch eine persönliche Frage. Herr Anderluh, was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Anderluh: Sowohl mein Erfolgsgeheimnis als auch das unseres Unternehmens ist es so offen wie möglich miteinander umzugehen. Das Gründerteam ist interdisziplinär aufgestellt und diese Zusammenarbeit hat bis jetzt sehr gut funktioniert. Vor allem ist es wichtig, dass die wichtigsten Mitarbeiter Verantwortung übernehmen können und ihnen sehr viel Vertrauen von Seiten der Geschäftsführung entgegengebracht wird. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Effizienz in unserem Unternehmen. Das erlaubt uns die Transaktionsgebühren so niedrig zu halten.
Zusätzlich haben wir als DEGIRO davon profitiert, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Die harmonisierte europäische Gesetzgebung im Rahmen der Mifid-Richtlinie hat uns bei unserer Expansion geholfen.
Zur Person:
CEO DEGIRO
Dr. Jasper Anderluh (geb. 1978)
Herr Anderluh studierte Elektronikingenieurswesen an der Delft Universität. Er gewann
dort das Siemens Future World Stipendium, das es ihm erlaubte Versicherungs- und Finanzmathematik an der TU Berlin zu studieren.
Nach seiner Rückkehr nach Delft und dem Studienabschluss kombinierte er ein PhD-Studium in Finanzmathematik in Delft mit einer quantitativen Analystenpostion bei AOT, dem Vorgänger der BinckBank. Bei BinckBank wurde er Leiter der quantitativen Forschungsabteilung und Mitglied des Treasury und Risk-Kommittees.
2007 schloss Herr Anderluh seinen PhD ab und gründete im Jahr 2008 das Unternehmen, das sich anfangs auf automatisierten Börsenhandel und die Administration von Finanzprodukten konzentrierte. Zuerst benutzten nur institutionelle Kunden die weltweite Infrastruktur des Brokerage. Seit 2013 bietet DEGIRO seine Brokerservices auch für Privatkunden in ganz Europa an und ist schon der zweitgrößte Broker in den Niederlanden.
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Bildquellen: DEGIRO