Interview

GK Software: "Der wichtigste Markt für uns wird Nordamerika"

19.12.14 14:30 Uhr

GK Software: "Der wichtigste Markt für uns wird Nordamerika" | finanzen.net

Die SAP-Kooperation trägt Früchte: Gemeinsam mit dem DAX-Konzern hat GK Software ein erstes Projekt im südlichen Afrika gewonnen.

Werte in diesem Artikel
Aktien

263,05 EUR 0,10 EUR 0,04%

Die Lösungen des Softwarespezialisten für den Einzelhandel werden in mehr als 10 Ländern auf über 7.000 stationären und mobilen Geräten eingeführt. Auch bei der Expansion im US-Markt setzt GK auf die Expertise des SAP-Vertriebs. Finanzen.net sprach mit GK-Finanzvorstand André Hergert über die Bedeutung des Afrika-Auftrags, die gut gefüllte Projektpipeline und neue Impulse für die Aktie.

Wer­bung

Finanzen.net: Herr Hergert, GK kann auch 2014, wie die jüngsten Nachrichten zeigen, am Jahresende neue Projekte abschließen. Wie zuversichtlich sind Sie für die letzten Wochen des Jahres und das erste Quartal des neuen Jahres?
André Hergert:
Unsere Erfahrungen zeigen seit vielen Jahren, dass Entscheidungen in unserer Branche häufig im 4. Quartal fallen. Diesem Branchentrend folgend, konnten wir in den letzten Wochen zwei Projekte in Südafrika gewinnen. Bei einem Blick in unsere gut gefüllte Pipeline sind wir davon überzeugt, dass auch in naher Zukunft weitere Entscheidungen in Projektsituationen fallen werden, in denen wir sehr gut aufgestellt sind. Eine Prognose, ob die Vertragsunterzeichnung noch in der Weihnachtszeit geschieht, ist naturgemäß schwierig. Wichtiger für uns ist es, diejenigen Projekte, an denen wir seit geraumer Zeit arbeiten, abzuschließen. Damit wird es uns gelingen in einer mittelfristigen Perspektive unsere Kundenbasis auszudehnen, in neue Märkte einzutreten und ein nachhaltiges Wachstum des Unternehmens zu generieren.

In welchen Regionen rechnen Sie sich derzeit die größten Wachstumschancen aus?
Ich bin überzeugt, dass der wichtigste Markt für unsere Zukunft Nordamerika sein wird. Das Einzelhandelsvolumen in der größten Volkswirtschaft der Welt übertrifft das von Europa deutlich und die Zahl der von uns adressierbaren Unternehmen ist daher erheblich größer. Wir erwarten hier in absehbarer Zeit Erfolge der gut aufgestellten Vertriebsmannschaft von SAP und unterfüttern diese bereits seit Jahresanfang mit eigenen Mitarbeitern vor Ort. Daneben bleibt der europäische Markt für uns von hoher Bedeutung. Das bedeutet nicht, dass wir unsere gemeinsamen Aktivitäten mit SAP in anderen Märkten wie Südafrika oder dem Nahen Osten nicht weiter forcieren würden. Das größte Potenzial für uns liegt jedoch in den Vereinigten Staaten.

Am 8. Dezember haben Sie den Abschluss eines ersten bedeutenden Auftrags im südlichen Afrika bekannt gegeben. GK wird bei einem führenden südafrikanischen Einzelhändler mehr als 150 Hypermärkte in über 10 Ländern mit seinen Lösungen ausstatten. Welche Dimension und welche Bedeutung hat dieser Auftrag für GK?
Dieser Auftrag ist für uns der Eintritt in den südafrikanischen Markt, der nicht zu unterschätzen ist. Speziell in Südafrika finden wir einen entwickelten Markt mit einem beachtlichen Potenzial vor. Dazu kommt, dass viele südafrikanische Unternehmen, Tochtergesellschaften von internationalen Handelsunternehmen sind, so dass Erfolge in dieser Region auf weitere Handelslandschaften abstrahlen können. Von der Größe her handelt es sich um einen mittleren Auftrag, den wir mit einem Team vor Ort umsetzen werden. Einen weiteren kleinen Auftrag wird ein bereits geschulter Partner übernehmen.

Wer­bung

Gibt es im afrikanischen Markt Besonderheiten, zum Beispiel im Gegensatz zu Europa oder zu Nordamerika?
Prinzipiell ähneln sich die meisten Einzelhandelsmärkte in ihren Anforderungen an die Lösungen, die benötigt werden. Auch die aktuellen Themen wie Omni-Channel, moderne Architekturen oder Customer Engagement sind die gleichen. Das ist ja auch der Grund dafür, dass internationale Lösungsangebote für die Einzelhändler so wichtig sind: Sie erhalten einen einheitlichen Blick auf die Entwicklung ihres Geschäftes aus allen wesentlichen Blickrichtungen. Natürlich bietet jeder Markt immer auch Spezialitäten wie z.B. das ausgefeilte Leergut-Handling in Deutschland oder die Steuer-Regeln in den USA. Im südlichen Afrika fallen vor allem die breite Angebotspalette der Händler auf, die eher unseren Warenhäusern ähnelt, sowie das Thema Value Added Services. Dahinter verbirgt sich u.a. die Möglichkeit, viele Dinge an der Kasse in bar zu bezahlen - vom Strafzettel über die Stromrechnung bis hin zu Prepaid-TV. Die neuen Projekte in Südafrika werden daher dazu beitragen, dass wir neue Themen in unsere Lösungen aufnehmen und diese damit weiter anreichern können.

Auch in Nordamerika trägt Ihre Kooperation mit SAP Früchte. Nach Bentley Leathers konnten Sie im laufenden Jahr mit Loblaw Companies Kanadas größtes Einzelhandelsunternehmen als Kunden gewinnen. Welche Bedeutung hat dieses Referenzprojekt für GK?
Loblaw ist in Nordamerika die Nr. 16 und damit nicht nur führend in Kanada sondern gleichzeitig ein sichtbarer Leuchtturm auf dem gesamten nordamerikanischen Kontinent. Da Loblaw auch in die USA ausgreift, strahlt es in den wichtigsten Wachstumsmarkt der GK Software aus. Darüber hinaus bietet uns Loblaw ab dem kommenden Jahr noch weitere Vertriebsschancen, da bislang nur ein Produkt aus unserem Portfolio dort zum Einsatz kommt. Das Loblaw-Projekt hat damit durchaus das Potenzial, mittelfristig in die Reihe unserer bedeutendsten Projekte aufzusteigen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass wir im kommenden Jahr unser erstes Projekt erfolgreich abschließen, um den Kunden auch von unseren Projektumsetzungskapazitäten zu überzeugen.

Mit welcher Strategie wollen Sie in den USA, dem wichtigsten Einzelhandelsmarkt der Welt, Fuß fassen? Ist Ihre US-Tochter ein reines "Anhängsel" von SAP oder wie muss man sich die Aufgabenverteilung vorstellen?
Unsere Internationalisierungsstrategie beruht auf dem klaren Diktum, dass wir uns mit unserer eigenen Vertriebsmannschaft vor allem auf unsere Heimatmärkte und auf Opportunitäten bei Nicht-SAP-Kunden konzentrieren. International und dabei natürlich vor allem auch in den USA setzen wir nach wie vor auf die starke Vertriebsmannschaft der SAP, die bereits über zahlreiche Kundenzugänge verfügt. Wir unterstützen SAP dort, wo unsere spezielle Expertise vor allem im Bereich des Presales-Consultings notwendig ist. Dabei sehen wir uns nicht als Anhängsel von SAP, sondern als Partner in einem Feld, in dem ein ganz besonderes Know-how erforderlich ist, das wir in hoher Qualität zur Verfügung stellen können. Letztendlich gibt uns der Erfolg der Partnerschaft Recht, denn ohne den SAP-Vertrieb hätten wir weder in Kanada noch in Südafrika erfolgreich Projekte gewinnen können.

Wer­bung

Ende 2013 hatte GK - ebenfalls gemeinsam mit SAP - mit Migros den größten Schweizer Einzelhändler als Kunden gewonnen. Wie weit ist dieses Projekt inzwischen gediehen? Liegen Sie hier im Zeitplan?
Das Projekt bei der Migros hat wegen des umfangreichen Omni-Channel-Fokus‘ planmäßig eine lange Blueprintphase, in der es darum geht, eine neue Architektur für den Einzelhandel der Zukunft zu schaffen. Wir befinden uns hier im Plan und erwarten, dass wir die Blaupause für zahlreiche Omni-Channel-Prozesse der Zukunft schaffen werden, die auch künftigen Projekten bei anderen Kunden zugutekommen wird.

Während GK im Ausland gemeinsam mit SAP große Projekte an Land ziehen konnte, gab es im heimischen Markt zuletzt kaum Erfolgsmeldungen. Worauf führen Sie dies zurück oder täuscht dieser Eindruck?
Die Zahl der Projekte im deutschen Markt ist naturgemäß beschränkt. Im Jahr 2014 gab es nur wenige Projekte, die zur Entscheidung anstanden. Neben einem langjährigen Bestandskunden, der sich erneut für uns entschieden hat, waren wir in einem weiteren bedeutenden Projekt sehr gut positioniert. Leider befindet sich das betroffene Unternehmen aktuell in einem Verkaufsprozess, so dass wir hier nicht zum Zuge gekommen sind. Generell gilt weiterhin, dass der deutschsprachige Raum zu klein ist, als dass für die GK Software hier langfristig das Wachstumspotenzial vorhanden ist, das wir für die Zukunft benötigen. Das bedeutet nicht, dass wir kein Potenzial gerade auch in Deutschland sehen. Im Gegenteil, für die Zukunft sind unsere Erwartungen in unserem Heimatmarkt wieder deutlich höher.

Kommen wir auf Ihr Produktportfolio zu sprechen. Welche Innovationen haben Sie aktuell in der Pipeline? Wie sehen Sie sich im Konkurrenzvergleich positioniert?
Wir investieren seit Jahren konstant in Forschung und Entwicklung, da die Geschwindigkeit der Veränderungen im Einzelhandel eine permanente Weiterentwicklung unserer Lösungswelt erfordert. Seit 2012 haben wir umfangreich in unsere Lösungswelt investiert, um vor allem die Themen Omni-Channel-Retailing und Cloud-Computing in unseren Produkten noch stärker zum Tragen zu bringen. Mit zahlreichen Produktinnovationen rund um das Thema Unified Omni-Channel-Platform, die wir gemeinsam mit SAP und hybris entwickeln, wollen wir weiterhin deutlich vor dem Wettbewerb agieren und die Trends im Einzelhandel mitbestimmen. Dazu haben wir unsere Lösungen durch offene Schnittstellen erweitert, an die sich externe Softwareentwickler andocken können, um durch eigene Apps zusätzlichen Mehrwert zu schaffen.

Die Mitarbeiterzahl ist in den letzten Monaten auf 593 gestiegen. Haben Sie sich damit bereits für die nächsten großen Projekte gewappnet oder sehen Sie den Mitarbeiteraufbau als reines Investment in die Zukunft?
Wir haben auch 2014 weiter in Personal investiert, um uns für die Anforderungen der Zukunft zu wappnen. Dabei kam es uns auch darauf an, die Qualität im Unternehmen weiter zu erhöhen, was sich naturgemäß in den Personalkosten wiederspiegelt. Darüber hinaus haben wir begonnen, zusätzliche externe Kräfte zu nutzen, um Spitzen in der Auslastung schnell und kostengünstig abfangen zu können. Diesen Weg werden wir weitergehen, da wir damit rechnen, dass sich in Zukunft die Anzahl der Projekte, die zu implementieren und zu warten sind, weiter erhöhen wird. Daneben hat 2014 die Ausbildung von Partnern in der GK Academy begonnen, die nach einer Zertifizierung weitgehend selbstständig Projekte umsetzen werden. Bestimmte große Projekte bei Schlüsselkunden in Fokusmärkten werden wir jedoch weiterhin selbst implementieren, um unsere Lösungswelt durch das entsprechende Know-how zu stärken und zu verbreitern.

Ende 2013 hat GK den Vorstand auf zwei Personen verkleinert und im Gegenzug ein Group Management Board neu installiert. Wie fällt Ihr Fazit nach den ersten zwölf Monaten aus? Hat sich die neue Managementstruktur bewährt?
Wir fühlen uns sehr komfortabel mit der neuen Managementstruktur, da Entscheidungen damit in einem breiteren Kreis von Fachleuten diskutiert und vorbereitet werden können, ohne den Vorstand auszubauen. Das Know-how der aus dem Unternehmen gekommenen und der 2012 neu gewonnenen Manager stärkt uns dabei sehr und hilft gleichzeitig, die Verantwortung im Unternehmen besser zu verteilen.

Kommen wir abschließend auf den Aktienkurs zu sprechen: Nach der großen Euphorie, die Ende 2013 herrschte, ist es in den letzten Monaten wieder ruhig um die GK-Aktie geworden. Sehen Sie sich derzeit unter Wert gehandelt?
Wir haben leider den typischen Kursverlauf gesehen, wenn der Newsflow relativ schwach ist und vor allem die Zahl der Neuabschlüsse hinter den Erwartungen zurückbleibt. Ich bin davon überzeugt, dass wir dem vor allem mit weiteren Erfolgen im operativen Geschäft und den entsprechenden Zahlen entgegenwirken können. Für 2015 erwarte ich, basierend auf den gegenwärtig vorliegen Informationen, dass wir hier wieder deutlich besser aufgestellt sein werden und dass daraus dann auch Impulse für den Kursverlauf unserer Aktie entspringen werden.

Herr Hergert, vielen Dank für das Gespräch.

Haftungsausschluss/Disclaimer:

Das aktuelle Interview dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Meinungen und Aussagen der Interviewpartner spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich diejenige des Interviewpartners. Das Interview ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
Für Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung übernommen.

Ausgewählte Hebelprodukte auf GK SOFTWARE

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf GK SOFTWARE

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Bildquellen: GK Software AG

Nachrichten zu GK SOFTWARE SE

Keine Nachrichten im Zeitraum eines Jahres in dieser Kategorie verfügbar.

Eventuell finden Sie Nachrichten, die älter als ein Jahr sind, im Archiv

Wer­bung

Analysen zu GK SOFTWARE SE

DatumRatingAnalyst
05.05.2023GK SOFTWARE SE VerkaufenSMC Research
05.04.2023GK SOFTWARE SE HaltenSMC Research
02.03.2023GK SOFTWARE SE HaltenSMC Research
05.12.2022GK SOFTWARE SE KaufenSMC Research
25.08.2022GK SOFTWARE SE KaufenSMC Research
DatumRatingAnalyst
05.12.2022GK SOFTWARE SE KaufenSMC Research
25.08.2022GK SOFTWARE SE KaufenSMC Research
09.08.2022GK SOFTWARE SE KaufenSMC Research
13.06.2022GK SOFTWARE SE KaufenSMC Research
02.05.2022GK SOFTWARE SE KaufenSMC Research
DatumRatingAnalyst
05.04.2023GK SOFTWARE SE HaltenSMC Research
02.03.2023GK SOFTWARE SE HaltenSMC Research
01.02.2021GK SOFTWARE SE HaltenEquits
07.11.2017GK SOFTWARE HaltenEquits
13.09.2017GK SOFTWARE HaltenEquits
DatumRatingAnalyst
05.05.2023GK SOFTWARE SE VerkaufenSMC Research
10.06.2008GK SOFTWARE nicht zeichnenPerformaxx-Anlegerbrief

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für GK SOFTWARE SE nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"
mehr Analysen