Kinderdepot

Staatliches Depot für Kinder: So funktioniert die Frühstart-Rente

10.08.25 16:57 Uhr

Staat zahlt durch Frühstart-Rente 10 Euro im Monat - reicht das für die Rente unserer Kinder? | finanzen.net

Die Frühstart-Rente soll ab 2026 jungen Menschen den Einstieg in die Altersvorsorge erleichtern. Der Staat plant regelmäßige Einzahlungen in ein Kapitalmarktdepot für Kinder im schulpflichtigen Alter. Trotz der ambitionierten Idee bleiben viele Fragen zur Umsetzung offen.

• Neues Rentenpaket beschlossen
• Frühstart-Rente soll künftige Generationen besser absichern
• Praktische Umsetzung nicht konkret

Ein staatliches Depot für jedes Kind

Mit der Frühstart-Rente plant die Bundesregierung ab dem 1. Januar 2026 ein neues Modell der privaten Altersvorsorge. Der Staat möchte für Kinder vom 6. bis zum 18. Lebensjahr monatlich zehn Euro in ein persönliches Depot einzahlen, sofern sie eine Schule oder eine andere Bildungseinrichtung besuchen. Die Beträge sollen langfristig in Kapitalmarktprodukte investiert werden. Es soll also ein "individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisierte Altersvorsorgedepot" angelegt werden, wie es im Koalitionsvertrag heißt. Wer die Verwaltung des Depots übernimmt oder in welche Anlageklassen investiert wird, bleibt bislang unklar. Nichtsdestotrotz soll das angesparte Kapital bis zur Rente unangetastet bleiben und im Alter steuerfrei ausgezahlt werden. Außerdem sei es laut Koalitionsvertrag "vor staatlichem Zugriff geschützt". Zudem ist festgehalten, dass Eltern oder andere Angehörige ab dem 18. Lebensjahr freiwillige Einzahlungen leisten können. Die Beiträge dürfen einen noch nicht festgelegten jährlichen Höchstbetrag nicht überschreiten.


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Zugang, Ausschlüsse und Reichweite

Das Fördermodell richtet sich an rund 700.000 Kinder pro Jahrgang. Insgesamt könnten über zwölf Jahrgänge etwa acht Millionen junge Menschen einbezogen werden. Der Zugang ist an den Besuch einer Bildungseinrichtung in Deutschland gekoppelt. Zwar existiert noch keine genaue Definition, es ist jedoch davon auszugehen, dass Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen, Auszubildende oder Teilnehmende an bestimmten Weiterbildungen grundsätzlich anspruchsberechtigt sein könnten, so tagesschau.de. Die Unklarheit darüber, inwiefern Kinder oder Jugendliche mit abweichenden Bildungswegen einbezogen werden, sorgt für Kritik. Wer beispielsweise ein freiwilliges soziales Jahr absolviert oder zeitweise keine Bildungseinrichtung besucht, verliert möglicherweise die Förderung, vermutet Lukas Menkhoff vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im Gespräch mit tagesschau.de. Doch gerade diese Kinder und Jugendlichen "bräuchten das Geld im Alter", so Menkhoff.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die finanzielle Wirkung. Wirtschaftswissenschaftler stellen infrage, ob das Modell in seiner aktuellen Form einen substanziellen Beitrag zur Altersvorsorge leisten kann. So warnt Christoph M. Schmidt, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), im Gespräch mit tagesschau.de vor einer "trügerischen Sicherheit", da bei einer monatlichen Förderung von nur 10 Euro selbst bei optimistischen Renditen Versorgungslücken entstehen können. Schmidt zufolge lenke die Frühstart-Rente damit vom eigentlichen Reformbedarf des Rentensystems ab.

Finanzielle Belastung und Zeitdruck

Die geplante Förderung verursacht erhebliche Kosten, so Friedrich Merz bereits im vergangenen Jahr gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Pro Jahrgang entstehen bei zehn Euro im Monat rund 84 Millionen Euro. Bei zwölf Jahrgängen liegt die Gesamtsumme jährlich bei rund einer Milliarde Euro. Bislang ist noch nicht geklärt, wie diese Summe dauerhaft im Bundeshaushalt abgebildet werden soll. Angesichts angespannter Haushaltslagen stellt sich die Frage nach langfristiger Finanzierungssicherheit. "Deutschland steht vor massiven Herausforderungen bei der Finanzierung unserer Sozialsysteme, der notwendigen Infrastrukturinvestitionen und der Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft. [Trotzdem plant die Regierung] ein neues Ausgabeprogramm im Milliardenbereich, anstatt die dringend notwendige Reform der Gesetzlichen Rentenversicherung anzugehen", kritisiert Schmidt.

Zudem sehen Fachleute Probleme beim Zeitplan: "Mit dem Start zum 1. Januar dürfte es schwierig werden", erklärte der Chef des genossenschaftlichen Fondshauses der Union Investment, Hans Joachim Reinke, gegenüber dem Handelsblatt. Bis Anfang 2026 sollen die gesetzlichen Grundlagen, technischen Schnittstellen und Anlageprodukte bereitstehen. Das halten viele für unrealistisch, so auch CDU-Finanzpolitiker Carsten Brodesser. Auf Anfrage von Capital gab er an, dass sich das Projekt vermutlich "um einige Monate" verzögern werde, da passende Angebote von Banken und Versicherern noch ausstehen.

Idee mit Potenzial und Grenzen

Inhaltlich wird das Modell der Frühstart-Rente von verschiedenen Seiten grundsätzlich begrüßt. So betont Menkhoff, dass "Kinder früh in Kontakt mit Aktien kommen und so die Scheu verlieren, ist richtig". Der Präsident des RWI argumentiert dagegen: "Der Staat verschwendet Steuermittel, um regelmäßig auf ein Konto einzuzahlen, ohne dass die Empfänger dieser Zuwendungen damit in irgendeiner Weise Spar- oder gar Verzichtsüberlegungen anstrengen müssen. Der eigentliche Lerneffekt des Sparens - heute zu verzichten, um morgen mehr zu haben - geht dabei vollständig verloren".

Grundlegend herrscht Skepsis. Die Kritik richtet sich weniger gegen die Idee als gegen die konkrete Umsetzung. Geringe Förderbeträge, unklare Einbeziehungskriterien und fehlende Anschlusslösungen gefährden die Wirksamkeit des Vorhabens. Ob aus der Frühstart-Rente ein wirkungsvolles Instrument zur Altersvorsorge wird oder ob es lediglich ein symbolpolitisches Projekt bleibt, hängt von den nächsten Schritten der Bundesregierung ab.

Redaktion finanzen.net

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