KONJUNKTUR IM BLICK/Raten ohne Daten

10.10.25 14:56 Uhr

Von Hans Bentzien

DOW JONES--Die am Montag beginnenden Woche könnte eine Woche der US-Konjunkturdaten werden - wenn die nur kämen. Tun sie aber nicht, denn die Bundesbehörden sind geschlossen. Für Analysten heißt es also "Raten ohne Daten". Besonders schmerzlich dürften Investoren und Analysten die Verbraucher- und Erzeugerpreisdaten vermissen, die normalerweise am Mittwoch und Donnerstag veröffentlicht werden würden. Immerhin kommen einige regionale Aktivitätsindikatoren, und in Deutschland stehen die ZEW-Konjunkturerwartungen an.

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US-Verbraucherpreisdaten werden nicht veröffentlicht

Nachdem viele US-Regierungsbehörden wegen des nicht vorhandenen Haushalts für das neue Fiskaljahr geschlossen wurden, werden auch bestimmte Konjunkturdaten nicht mehr erhoben. Am schmerzhaftesten macht sich das Fehlen des US-Arbeitsmarktberichts für September (in der vergangenen Woche) und nun des Inflationsberichts für diesen Monat bemerkbar. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg hat das Bureau of Labor Statistics zwar die Datenerhebung für den Verbraucherpreisindex trotz den Shutdown begonnen, doch dürften deren Ergebnisse frühestens Ende des Monats vorliegen.

Analysten versuchen sich mit alternativen Inflationsmessgrößen zu behelfen - zum Beispiel dem "Inflation Nowcast"-Modell der Cleveland Fed, den Echtzeitdaten von OpenBrand für langlebige Konsumgüter und den Lebensmittelpreisen von Datasembly. Die Erwartungen, dass die Inflation weiter steigen wird, beruhen zum Teil auf Berichten, wonach die von Einkaufsmanagern für Rohstoffe und Vorprodukte sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor gezahlten Preise steigen.

Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor des Institute of Supply Management (ISM) ergab, dass die von Dienstleistungsunternehmen gezahlten Preise im vergangenen Monat gestiegen sind. Der ISM-Preisindex für das verarbeitende Gewerbe zeigte, dass die Rohstoffpreise im September den zwölften Monat in Folge gestiegen sind, obwohl das allgemeine Tempo der Preissteigerungen langsamer war als im August.

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US-Konjunkturdaten mit Preiskomponenten in der kommenden Woche sind der Empire State Manufacturing Index (Mittwoch, 14.30 Uhr) und der Philadelphia Fed Index (Donnerstag, 14.30 Uhr). Daneben gibt es Daten aus Europa.

ZEW-Konjunkturerwartungen steigen im Oktober

Im September haben die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für Deutschland ermittelten Konjunkturerwartungen noch von unerwartet guten Daten aus der Industrie profitieren können - damit ist es nun wohl erstmal vorbei. Der unerwartete beziehungsweise unerwartet deutliche Rückgang von Auftragseingängen, Produktion, Umsätzen und Exporten dürfte den befragten Investoren auf den Magen geschlagen haben. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten gleichwohl, dass der Index auf 42,6 (September: 37,3) Punkte gestiegen ist. Die Daten werden am Dienstag (11:00 Uhr) veröffentlicht.

IWF könnte Wachstumsprognosen etwas anheben

Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank halten ihre traditionelle Jahrestagung in Washington ab und es könnte sein, dass der IWF in Rahmen seines Weltwirtschaftsausblicks die Wachstumsprognosen für 2025 und 2026 etwas anhebt. IWF-Chefin Kristalina Georgieva hatte in ihrer Auftaktrede gesagt, dass sich die Weltwirtschaft seit April besser als erwartet entwickelt habe und dass sich das Wachstum in den nächsten beiden Jahren voraussichtlich nur wenig abschwächen werde. Im April hatte der IWF für 2025 und 2026 Wachstumsraten des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,8 (2024: 3,3) und 3,0 Prozent vorausgesagt.

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Neben dem Weltwirtschaftsausblick (15.00 Uhr) wird am Dienstag außerdem der globale Finanzstabilitätsbericht veröffentlicht (16.15 Uhr), der Warnungen wegen der hohen Bewertung des US-Aktienmarkts enthalten wird. Am Mittwoch (14.45 Uhr) kommt der Fiscal Monitor.

Kontakt: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/sha/cbr

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October 10, 2025 08:56 ET (12:56 GMT)