Nahostkrieg

USA tritt in Krieg ein: Irans Atomanlagen angegriffen - Sorgen vor weiterer Eskalation

22.06.25 20:57 Uhr

USA mit Angriff auf Irans Atomanlagen - Droht jetzt ein offener Krieg mit den USA? | finanzen.net

Die USA sind in der Nacht zu Sonntag in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingetreten und haben drei iranische Atomanlagen angegriffen. Das verkündete US-Präsident Donald Trump auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social.

"Wir haben unseren erfolgreichen Angriff auf die drei iranischen Atomanlagen Fordow, Natanz und Isfahan abgeschlossen", schrieb Trump am Sonntag gegen 2:00 Uhr MESZ. Es sei "eine vollen Bombenladung" auf Fordow abgeworfen worden, so der US-Präsident weiter. Nun befänden sich alle Flugzeuge wieder außerhalb des iranischen Luftraums und auf dem Heimweg.

"Herzlichen Glückwunsch an unsere großartigen amerikanischen Soldaten. Es gibt keine andere Armee auf der Welt, die so etwas hätte tun können. JETZT IST DIE ZEIT FÜR FRIEDEN!", so Trump in seinem Beitrag weiter.

Trump mit Ansprache an die Nation

In einer kurzen Ansprache an die Nation wandte sich Trump zudem an die US-Bevölkerung. Laut "n-tv" sagte er dabei, dass "entscheidende Anlagen zur Uran-Anreicherung" des Iran komplett zerstört worden seien. Bombardiert worden seien die unterirdische Uran-Anreicherungsanlage in Fordo sowie die Standorte Natans und Isfahan, sagte Trump im Weißen Haus. Iran müsse sich jetzt für den Weg des Friedens entscheiden, sonst würden künftige Attacken viel größer. Ob der Iran Vergeltung üben wird, bleibt abzuwarten. Auf den Stützpunkten des US-Militärs in der Region - etwa im Irak, in Katar oder in Kuwait - sind US-Medien zufolge insgesamt gut 40.000 Soldaten stationiert.

"Wenn der Frieden nicht schnell kommt, werden wir die anderen Ziele mit Präzision, Schnelligkeit und Geschick angreifen, die meisten von ihnen können in wenigen Minuten ausgeschaltet werden", warnte Trump die Führung in Teheran. Das Ziel der USA sei die Zerstörung der iranischen Kapazitäten zur Anreicherung gewesen und die Beendigung der nuklearen Bedrohung durch den "weltweit größten staatlichen Sponsor des Terrors", erklärte Trump.

Auch in einem weiteren Beitrag auf Truth Social warnte Trump davor, dass jede Vergeltung des Irans gegen die USA "mit viel größerer Gewalt beantwortet" werde, als heute Nacht zu sehen gewesen sei.

Bei Angriffen im Iran auch von U-Booten gefeuert

Die USA haben nach eigenen Angaben die unterirdischen iranischen Atomanlagen mit 14 der massiven bunkerbrechenden Bomben des Typs GBU-57 angegriffen. Diese seien bei dem Einsatz unter dem Codenamen "Mitternachtshammer" auf die stark gesicherte Uran-Anreicherungsanlage Fordo und in Natans abgeworfen worden, sagte Generalstabschef Dan Caine auf einer Pressekonferenz. Zudem seien Atomanlagen in Isfahan von einem U-Boot aus mit Marschflugkörpern beschossen worden.

Caine betonte, die insgesamt 125 an den nächtlichen Angriffen beteiligten US-Flugzeuge seien offenbar von der iranischen Luftabwehr gar nicht wahrgenommen worden. Es sei nicht ein Schuss der Iraner auf die Flugzeuge registriert worden. Die israelische Armee hatte schon vor Tagen betont, dass sie über weiten Teilen des Irans inzwischen die Lufthoheit besäßen.

Wie groß die erzielten Schäden seien, werde zurzeit geprüft, betonte Caine. Der oberste Militär der USA widersprach damit indirekt US-Präsident Donald Trump, der kurz nach den Angriffen von einer völligen Zerstörung gesprochen hatte. Strahlung wurde nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA nicht freigesetzt. Auch Tote gab es iranischen Angaben zufolge nicht.

Das US-Militär hatte bisher nur Israel bei der Verteidigung unterstützt, aber betont, dass man nicht an den Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Iran beteiligt sei. Das hat sich jetzt geändert - mit unvorhersehbaren Folgen. Mit dem überraschenden Angriff übergingen die USA Deutschland und andere europäische Staaten, die noch am Freitag mit Teheran über weitere Verhandlungen im Streit über das iranische Atomprogramm gesprochen hatten.

Verteidigungsminister Pete Hegseth: Trump wollte friedliche Lösung

Trump hätte nach Worten von US-Verteidigungsminister Pete Hegseth eine friedliche Lösung des Konflikts mit dem Iran bevorzugt. Doch die Iraner hätten gemauert, sagte Hegseth vor Journalisten in Washington. Trump hatte eine "bedingungslose Kapitulation" der Führung in Teheran und ein völliges Ende der Urananreicherung gefordert, was der Iran ablehnte. Israel bombardiert den Iran seit dem 13. Juni, weil das Land nach Darstellung Jerusalems kurz vor der Erlangung einer Atombombe gestanden habe.

Die USA sind nach dem Schlag gegen den Iran jedoch nach eigenen Angaben offen für Gespräche. Hegseth sagte auf die Nachfrage eines Journalisten nach diplomatischen Möglichkeiten: Er könne nur bestätigen, dass öffentliche und private Nachrichten an die Iraner über mehrere Kanäle geschickt worden seien - um ihnen die Möglichkeit zu geben, an den Verhandlungstisch zurückzukommen. Es sei bei den US-Angriffen nicht um einen Sturz der Führung in Teheran gegangen, betonte Hegseth. Bis vor kurzem hatten die USA über längere Zeit mit dem Iran über das Atomprogramm verhandelt.

Vance: Führen nicht Krieg gegen Iran, sondern gegen Atomprogramm

US-Vize JD Vance setzt nach dem Schlag gegen drei Atomanlagen im Iran auf die Rückkehr zu Gesprächen. "Wir führen keinen Krieg gegen den Iran, sondern gegen Irans Atomprogramm", sagte der Vizepräsident dem TV-Sender NBC. "Wir wollen keinen Krieg mit Iran." Man wolle Frieden, allerdings einen Frieden ohne ein Atomprogramm. Wenn die Iraner dieses Programm ein für alle Mal aufgeben sollten und US-Militär nicht angreifen, könne das Land gute Beziehungen zu den USA haben. Es gebe nun eine Möglichkeit für einen "Reset".

Deutschland, Frankreich und Großbritannien riefen den Iran zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. "Den Iran fordern wir auf, Verhandlungen über ein Abkommen aufzunehmen, das alle Bedenken zu seinem Atomprogramm ausräumt", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem britischen Premier Keir Starmer.

Iran bestätigt Angriffe auf Atomanlagen

Der Iran bestätigte einen Angriff auf die Atomanlagen des Landes. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete allerdings nur, dass ein Teil des Bereichs um die Uran-Anreicherungsanlage Fordo beschädigt worden sei. Sie zitierte einen Sprecher des Krisenstabs der betroffenen Provinz Ghom, demzufolge die Lage in den Gebieten nun jedoch wieder ruhig sei. Ein hochrangiger Sicherheitsbeamter der Provinz Isfahan bestätigte laut der mit den mächtigen Revolutionsgarden verbundenen Nachrichtenagentur Tasnim zudem Angriffe "in der Nähe" der Atomanlagen von Isfahan und Natans.

Nach dem US-Angriff auf Fordo besteht nach Darstellung einer iranischen Behörde kein Risiko. Es bestehe keinerlei Gefahr für die Bevölkerung von Ghom und die umliegenden Gebiete, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna unter Berufung auf die Krisenmanagementzentrale der betroffenen Provinz. Die Anlage Fordo liegt etwa 100 Meter tief unter der Erde. Es ist unklar, ob bei einer schweren Bombardierung radioaktive Strahlung aus der Anlage austritt. Wärmebilder von Nasa-Satelliten zeigten unterdessen auffällige Wärmequellen, die auf Brände infolge der Bombardierung bei der Anlage hindeuten.

Lob aus Israel - Iran warnt vor "dauerhaften Folgen"

Aus Israel kam Lob für den US-Angriff auf den Iran. So bezeichnete Israels Ministerpräsident Netanjahu das Eingreifen der USA laut "n-tv" als "mutige Entscheidung" von historischer Tragweite. "Ihre mutige Entscheidung, die nuklearen Anlagen Irans mit der gewaltigen und gerechten Macht der Vereinigten Staaten ins Visier zu nehmen, wird die Geschichte verändern", sagte Netanjahu in einer Video-Botschaft. Verteidigungsminister Israel Katz sprach von einem historischen Schritt. Ziel sei es, "sicherzustellen, dass der Iran keine Atomwaffen besitzt - Waffen, die Israel, die Länder der Region und das nationale Sicherheitsinteresse der USA selbst gefährdet hätten".

Irans Außenminister Araghtschi warf den USA auf dem Kurznachrichtendienst X hingegen einen "schweren Verstoß gegen die UN-Charta, das Völkerrecht und den Atomwaffensperrvertrag" vor und warnte die USA vor einem Gegenschlag.

"Die Ereignisse von heute Morgen sind ungeheuerlich und werden dauerhafte Folgen haben. Jedes einzelne Mitglied der UN muss angesichts dieses äußerst gefährlichen, gesetzlosen und kriminellen Verhaltens alarmiert sein. Im Einklang mit der UN-Charta und ihren Bestimmungen, die eine legitime Reaktion in Selbstverteidigung erlauben, behält sich der Iran alle Möglichkeiten vor, seine Souveränität, seine Interessen und sein Volk zu verteidigen", schrieb Araghtschi in seinem Beitrag.

Raum für Diplomatie sehe er kaum noch. Die Tür zur Diplomatie solle immer offen gehalten werden, "doch das ist derzeit nicht der Fall", sagte Araghtschi in Istanbul vor Journalisten. "Sie verstehen nur die Sprache der Drohung und der Gewalt", sagte er unter Bezug auf die USA. Araghtschi hatte zuletzt noch mit den USA über das Atomprogramm verhandelt.

Araghtschi hatte zuletzt noch mit den USA über das Atomprogramm verhandelt. Irans Vertretung bei den Vereinten Nationen forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats, wie der staatliche Rundfunk berichtete. Die proiranische Huthi-Miliz im Jemen verurteilte die US-Angriffe als "brutale und feige Aggression". Sie seien "eine eklatante Verletzung" der Souveränität des Irans sowie "ein klarer Bruch" internationalen Rechts, erklärte die Organisation.

Irans Atomenergieorganisation verurteilte die US-Angriffe auf ihre Nuklearanlagen scharf. Die Organisation rief die Weltgemeinschaft auf, die Bombardierungen ebenfalls zu verurteilen. Die Angriffe auf die Atomanlagen Fordo, Natans und in Isfahan bezeichnete die Organisation als "barbarischen Aktion", die gegen internationales Recht verstoße.

Vorwürfe machte Teheran auch der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA. Die Angriffe seien "unter der Gleichgültigkeit oder gar Mitwirkung" der IAEA erfolgt. Irans Atomorganisation erklärte, dass trotz der "bösartigen Verschwörungen der Feinde" Irans Nuklearprogramm nicht gestoppt werde.

Mögliche Gegenschläge des Irans

In Teheran und weiteren iranischen Städten gab es wegen der US-Angriffe staatlich organisierte Protestkundgebungen. Zu den Demonstranten zählte auch der Präsident Massud Peseschkian, wie die Nachrichtenagentur Fars berichtete. Zu den möglichen Gegenschlägen des Irans könnten weitere Luftangriffe auf Israel, Attacken auf US-Truppen im Nahen Osten sowie eine Schließung der Schifffahrtsstraße von Hormus gehören.

US-Außenminister Marco Rubio warnte Teheran davor, die für Öltransporte aus dem Persischen Golf wichtige Seeroute zu blockieren. "Falls sie das tun, wäre das ein weiterer schwerer Fehler. Es wäre wirtschaftlicher Suizid für sie", sagte er dem TV-Sender Fox News.

Mehrere Verletzte nach Raketenangriff auf Israel

Irans mächtige Revolutionsgarden, die Elitestreitmacht des Landes, feuerten unterdessen erneut Raketen auf Israel. In Israel heulten wieder die Sirenen. Bei den erneuten Raketenangriffen des Irans auf Israel sind nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes 16 Menschen verletzt worden. Es habe mindestens zehn Einschläge gegeben, auch im Zentrum des Landes. In der Küstenmetropole Tel Aviv waren dumpfe Explosionen zu hören. Inzwischen könne die Bevölkerung die Schutzräume wieder verlassen, teilte das israelische Militär mit. Such- und Rettungskräfte seien an mehreren Orten im ganzen Land im Einsatz, von wo eingeschlagene Geschosse gemeldet worden seien.

Bei der Attacke wenige Stunden nach den US-Bombardierungen im Iran waren etwa 30 Raketen auf Israel abgefeuert worden, berichtete Irans staatlicher Rundfunk. Gut eine Woche nach Ausbruch des Kriegs zwischen Israel und dem Iran hatten die USA in der Nacht iranische Atomanlagen angegriffen. Die Revolutionsgarden - Irans Elitestreitmacht - hatten zuletzt am Freitag ballistische Raketen auf Israel gefeuert und dabei Ziele in der Mittelmeerstadt Haifa getroffen.

UN-Generalsekretär Guterres warnt vor Folgen

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich nach den US-Angriffen "zutiefst beunruhigt" und warnte vor katastrophalen Folgen für die Welt. "In dieser gefährlichen Stunde ist es von entscheidender Bedeutung, eine Spirale des Chaos zu vermeiden", sagte Guterres in der Nacht. Die Mitgliedsstaaten seien aufgefordert, ihren Verpflichtungen aus der UN-Charta nachzukommen. "Es gibt keine militärische Lösung. Der einzige Weg nach vorne ist die Diplomatie. Die einzige Hoffnung ist der Frieden", sagte Guterres.

Scharfe Kritik von Top-Demokraten nach US-Angriffen im Iran

Führende Demokraten haben die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, Ziele im Iran anzugreifen, scharf kritisiert und auch die Rechtmäßigkeit des Militäreinsatzes infrage gestellt. Kein Präsident sollte das Recht haben, dieses Land auf eigene Faust und ohne klare Strategie in den Krieg zu führen, erklärte der demokratische Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer. Der Republikaner Trump müsse dem Kongress und den Menschen in Amerika Rede und Antwort stehen. "Die Gefahr eines größeren, längeren und vernichtenderen Kriegs ist nun dramatisch angestiegen", erklärte Schumer.

Genauso wie Schumer forderte der Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, eine sofortige Unterrichtung des Kongresses durch die Regierung. "Präsident Trump hat das Land in Bezug auf seine Absichten getäuscht, hat es versäumt, eine Ermächtigung des Kongresses für den Militäreinsatz einzuholen und geht das Risiko einer amerikanischen Verstrickung in einen potenziell desaströsen Krieg im Nahen Osten ein", erklärte Jeffries. Die Gefahr, dass die USA in einen Krieg verwickelt würden, habe "dramatisch zugenommen".

Schumer sprach sich zudem dafür aus, ein Gesetz in den Senat einzubringen, dass das Recht des Präsidenten begrenzen würde, ohne Zustimmung des Kongresses Militäreinsätze im Ausland zu befehlen. Das Vorhaben hat angesichts der Mehrheit der Republikaner in der Kammer jedoch keine realistischen Erfolgsaussichten.

Die frühere Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, warf Trump vor, rechtswidrig gehandelt zu haben. Mit der Anordnung des Militäreinsatzes ohne Zustimmung des Parlaments habe Trump "die Verfassung ignoriert", erklärte die Abgeordnete. Von seinen Republikanern, die aktuell in beiden Kongresskammern die Mehrheit haben, bekam Trump hingegen reichlich Lob und Zustimmung für die Angriffe auf die iranischen Atomanlagen.

Sorge vor weiterer Eskalation groß

Nach den US-Angriffen auf Atomanlagen im Iran wächst international die Sorge vor einer dramatischen Eskalation des Krieges. Westliche Länder sowie die UN und die Atomenergiebehörde IAEA forderten zur Entschärfung der Lage und einer diplomatischen Lösung auf. Dem Iran näherstehende Länder wie China und Russland verurteilten das amerikanischen Vorgehe scharf. Auch Irans verbündete Milizen in der Region wie die Hisbollah im Libanon oder die Huthis im Jemen verurteilten die US-Angriffe, beließen es aber zunächst bei Worten.

Auch arabische Länder verurteilten den Angriff. Der Libanon äußerte die Sorge, in den Krieg hineingezogen zu werden. Unklar ist, wie eine Vergeltung des Irans aussehen könnte - und auch ob die USA weitere Angriffe fliegen werden. Noch nicht klar ist zudem, wie groß das Ausmaß der Schäden an den angegriffenen Anlagen im Iran ist. Strahlung trat laut der IAEA nicht aus.

Die internationale Gemeinschaft rief zu sofortiger Deeskalation auf. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dringt auf eine diplomatische Lösung. "Jetzt ist der Moment für den Iran gekommen, sich auf eine glaubwürdige diplomatische Lösung einzulassen", schrieb von der Leyen auf der Plattform X. Auch Großbritanniens Premier Keir Starmer sieht den Iran in der Pflicht zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch. Dem Iran dürfe niemals gestattet werden, eine Atomwaffe zu entwickeln, und die USA hätten Maßnahmen ergriffen, um diese Bedrohung einzudämmen. EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas warnte vor einer weiteren Eskalation.

Der Oman bezeichnete die US-Angriffe als "rechtswidrige Aggression", der Irak nannte sie eine "ernsthafte Bedrohung für Frieden und Sicherheit im Nahen Osten". Die Huthi im Jemen sprachen von einem "klaren Bruch" internationalen Rechts. Ein Vertreter der Miliz erklärte, eine Antwort auf die US-Angriffe sei nur eine Frage der Zeit. Saudi-Arabien zeigte sich tief besorgt. Die internationale Gemeinschaft müsse sich bemühen, um die aktuelle Lage zu entschärfen, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums. Auch die Atommacht Pakistan - die Trump wegen seiner Vermittlung im Konflikt zwischen Indien und Pakistan am Samstag noch für den Friedensnobelpreis vorschlagen wollte - verurteilte die US-Angriffe.

Bundesregierung geht von großen Schäden aus

Die deutsche Bundesregierung geht nach Angaben von Regierungssprecher Stefan Kornelius davon aus, dass durch die Angriffe große Teile des iranischen Nuklearprogramms beeinträchtigt wurden. Eine "genaue Schadensanalyse" zu den US-Luftangriffen sei aber erst später möglich.

Merz sprach nach Angaben aus Regierungskreisen am Sonntag mit Macron und Starmer und wollte sich auch mit weiteren Partnern abstimmen. Die Dreier-Erklärung wurde nach Angaben der Bundesregierung auf Initiative von Merz verabschiedet. Deutschland, Frankreich und Großbritannien bekräftigten ihren Einsatz für Frieden und Stabilität für alle Länder der Region und ihre Unterstützung für die Sicherheit Israels. Man habe stets klar zum Ausdruck gebracht, dass sich der Iran niemals Nuklearwaffen verschaffen dürfe.

Bundesaußenminister Johann Wadephul forderte Gespräche. "Jeder weiß: Es muss eine Verhandlungslösung geben", sagte der CDU-Politiker in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". Deutschland und seine europäischen Verbündeten wollten diesen Prozess unterstützen. Die Anreicherung von Uran, die der Iran betrieben habe, sei "weit über jede sinnvolle zivile Nutzung" hinausgegangen, erklärte Wadephul weiter.

Unionsfraktionschef Jens Spahn sah nach den US-Angriffen eine Chance auf Frieden im Nahen Osten. "Das iranische Regime will Israel vernichten, den Nahen Osten dominieren und unterstützt aktiv den russischen Kriegstreiber. Eine Zerstörung des iranischen Atomprogramms bietet die Chance, der Region und den Menschen dauerhaft Stabilität und Frieden zu bringen", schrieb der CDU-Politiker auf X.

Experten: Keine Gefahr durch Strahlung

Nach erster Einschätzung der internationalen Atombehörde IAEA wurde keine Strahlung außerhalb der Einrichtungen freigesetzt. Laut des namhaften Nuklearforschers Georg Steinhauser geht von den beschädigten Anlagen keine Gefahr für die Welt aus. "Selbst wenn die Zentrifugen zum Zeitpunkt des Angriffs gelaufen sind und mit Uran bestückt waren: Das wäre eine geringe Menge gewesen, und Uran ist bedingt durch seine lange Halbwertzeit fast nicht radioaktiv", sagte der Professor an der technischen Universität Wien der dpa. Die IAEA berief nach Angaben ihres Chefs eine Dringlichkeitssitzung für Montag ein.

Völkerrechtler: US-Angriff auf Iran war rechtswidrig

Der Angriff der USA auf Atomanlagen im Iran war aus Sicht des Völkerrechtsexperten Jochen von Bernstorff "eindeutig rechtswidrig". "Ich sehe da wenig Spielraum für eine völkerrechtliche Rechtfertigung", sagte der Professor für Staatsrecht, Völkerrecht, Verfassungslehre und Menschenrechte an der Universität Tübingen der Deutschen Presse-Agentur.

Die Amerikaner seien derzeit nicht selbst angegriffen worden, insofern liege kein Fall von individueller Selbstverteidigung vor. Da aber auch im Fall von Israel das Argument Selbstverteidigung nach einhelliger Meinung nicht greife, könnten sich die USA nach Einschätzung von Bernstorffs nicht auf kollektive Selbstverteidigung berufen. "Das gibt den Amerikanern kein Recht zur militärischen Unterstützung der israelischen Angriffe."

Sollte der Iran nun zurückschlagen, müsse er sich an humanitäres Völkerrecht und Kriegsrecht halten. Er dürfe also keine zivilen Objekte angreifen, sagte der Experte, der auch schon im Auswärtigen Amt und am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg gearbeitet hat.

Der Iran habe aber ein Recht auf Selbstverteidigung, solange der Angriff besteht oder unmittelbar danach. "Zurückschlagen des bewaffneten Angriffs ist erlaubt. Aber es muss verhältnismäßig zum Aggressionsakt der USA sein." Die Ziele müssten eine militärische Funktion haben, damit der Angriff gerechtfertigt sei.

"Das Völkerrecht macht beim Gewaltverbot keinen Unterschied zwischen einem Mullah-Regime und einer Demokratie", sagte von Bernstorff. Politische Erwägungen - etwa dass die Islamische Republik keine Atomwaffen besitzen solle - spielten keine Rolle für die völkerrechtliche Frage, ob man gegen einen anderen Staat Gewalt anwendet.

Ein präventives Selbstverteidigungsrecht gegen Gefahren, die sich in der Zukunft realisieren könnten, erkenne das Völkerrecht nicht an, erklärte der Fachmann. Auch dann nicht, wenn es sich um zukünftige Bedrohungen durch den Besitz von Massenvernichtungswaffen handele.

Dass Deutschland mit in den Konflikt hineingezogen werden könnte, sieht der Professor nicht: Da der Angriff der USA aus seiner Sicht völkerrechtswidrig war, würde im Fall eines Gegenschlags kein Nato-Bündnisfall greifen. "Es besteht dann keine Pflicht beizustehen." Eine Mitwirkung an einem bewaffneten Angriff könnte sogar eher als Beihilfeleistung eingestuft werden. "Es gibt keinen Bündnisfall, solange das Vorgehen der USA nicht völkerrechtskonform ist."

Wie sich der Krieg entwickelt hat

Israel greift seit Tagen Ziele im Iran an - darunter Atomanlagen, führende Militärs, Atomwissenschaftler, Verteidigungsstellungen, Ziele in Städten und Öl- und Erdgasfelder. Das erklärte Hauptziel ist es, die Islamische Republik an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. Der Iran reagierte mit Gegenangriffen auf Israel.

Trump hatte am Donnerstag erklären lassen, innerhalb von zwei Wochen eine Entscheidung über eine mögliche Beteiligung der USA an dem Krieg zu treffen. Zuvor hatte er auf dem Verhandlungsweg versucht, den Iran von seinem umstrittenen Atomprogramm abzubringen. Eine weitere Runde der vom Oman vermittelten Gespräche zwischen den USA und dem Iran war ursprünglich für den vergangenen Sonntag geplant gewesen - doch Israels Angriffe machten den Plan zunichte.

Der Krieg zwischen den beiden Erzfeinden Israel und Iran ist eine bedeutende Eskalation der ohnehin dramatischen Lage im Nahen Osten. Israel führt seit dem Hamas-Massaker in Israel vom 7. Oktober 2023 Krieg gegen die Islamisten im Gazastreifen. Zwischenzeitlich bombardierte Israel auch die mit dem Iran verbündete Hisbollah-Miliz im Libanon, die Huthis im Jemen und bestimmte Ziele in Syrien.

Redaktion finanzen.net / dpa-AFX

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