Die Zeichen stehen auf Wachstum
Das Ökonomen-Barometer von €uro am Sonntag und n-tv hat im Februar seinen Aufwärtstrend fortgesetzt - ungeachtet der Zuspitzung der Ukraine-Krise und des Schuldenstreits mit Griechenland.
Werte in diesem Artikel
von Wolfgang Ehrensberger, €uro am Sonntag
Mit 59,1 Punkten liegt der Barometerwert nicht nur um rund drei Punkte über dem Januar-Stand, sondern auch 20 Punkte über dem Tiefstand von Oktober 2014. Der Wert zeigt deutlich in Richtung höheren Wirtschaftswachstums jenseits der 50-Punkte-Linie, die Stagnation darstellt.
Auch die Prognose für die kommenden zwölf Monate legte um knapp sechs Prozent auf 63 Punkte zu. Insgesamt orientieren sich die Experten nicht an den Krisenherden, sondern an den wieder günstigeren Konjunkturdaten, dem niedrigen Ölpreis und dem schwächeren Euro. So wuchs das deutsche Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal mit 0,7 Prozent mehr als doppelt so stark wie das der Eurozone.
In eine ähnliche Richtung hat bereits das Konjunkturbarometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim gewiesen. Der am Dienstag veröffentlichte ZEW-Indikator war zum vierten Mal in Folge gestiegen und liegt mittlerweile bei 53 Punkten - der höchste Wert seit einem Jahr.
Kritik an EZB-Anleihekäufen
Das geplante Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) sehen die meisten Ökonomen kritisch - gemessen an den damit verbundenen Zielen, also Stimulierung der Kreditvergabe und Vermeidung von Deflationsrisiken (siehe Grafik). EZB-Präsident Mario Draghi hatte im Januar das Programm angekündigt. Es sieht vor, dass die EZB zwischen März 2015 und September 2016 Wertpapiere im Volumen von bis zu 1,1 Billionen Euro aufkauft.
Zwei Drittel der im Ökonomen-Barometer befragten Experten glauben, dass das Programm letztendlich zu einer Haftungsunion führt und zu einer indirekten Staatsfinanzierung. 42 Prozent sehen große Risiken für den deutschen Steuerzahler. Lediglich ein Fünftel der Befragten erwartet, dass das Programm zur wirtschaftlichen Erholung in Europa beitragen wird.
Oliver Landmann (Uni Freiburg) nimmt dabei EZB-Chef Mario Draghi aus der Schusslinie: "Die Politik hat die EZB mit der Aufgabe der Stabilisierung der Eurozone weitgehend allein im Regen stehen gelassen. Jetzt, da Mario Draghi versucht, noch zu retten, was zu retten ist, ist Kritik wohlfeil." Ökonomen wie Wilfried Fuhrmann von der Uni Potsdam sehen den Zweck des Programms in der Entschuldung zulasten der privaten Sparer und Steuerzahler. "Die EZB betreibt politisch gebilligte Umverteilung."
Nach Einschätzung von Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz, bringt das Kaufprogramm schwerwiegende negative Nebenwirkungen: Finanzmarktblasen, Enteignung der Sparer, verzögerte Bereinigung von Bankbilanzen und verringerte Anreize für nötige Reformen in den einzelnen Ländern.
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