Platow-Kolumne

Ben Bernanke kassiert Dunkelgelb

29.01.10 15:12 Uhr

Ben Bernanke kassiert Dunkelgelb | finanzen.net

Der Fußballfan würde sagen: Dunkelgelbe Karte für Ben Bernanke!

Am Donnerstagabend gab der US-Senat gerade noch so sein „Okay“ für eine zweite Amtszeit des amtierenden Fed-Chairmans. Nur 70 Senatoren wollten den ehemaligen Princeton-Professor an der Spitze der US-Notenbank behalten, 30 zeigten ihm die rote Karte.

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Es war das schlechteste Ergebnis einer solchen Wahl überhaupt. Selbst Paul Volcker, der in den späten siebziger Jahren unpopuläre Maßnahmen gegen die Hochinflation durchsetzte, schnitt bei seiner Wiederwahl 1983 besser ab. Auch aktuell liegt Paul Volcker im direkten Vergleich vorne: Während der Inflations-Falke als geschätzter Berater von Barack Obama gerade seinen zweiten Frühling erlebt, muss sich Ben Bernanke massiver Kritik erwehren.

Der aktuelle Notenbankchef hat seine Vorschusslorbeeren durch spektakuläre Fehleinschätzungen verbraucht. Am peinlichsten wirkt heute wohl seine Prognose, die Finanzmarktkrise werde sich auf das Subprime-Segment beschränken und die Banken maximal 100 Mrd. US-Dollar an Abschreibungen kosten.

Nun ist irren menschlich, weder Sie noch wir sind vor Irrtümern gefeit. Der Unterschied ist nur: Wenn Sie oder wir danebenliegen, interessiert es die Weltwirtschaft sehr wahrscheinlich nicht. Ben Bernanke hingegen steht vor einer wahren Herkulesaufgabe: Er muss eine Exitstrategie austüfteln, mit der er die extrem expansive Geldpolitik beenden kann, ohne die Realwirtschaft abzuwürgen.

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Schafft er das nicht, droht ihm ein Schicksal wie das seines mittlerweile höchst umstrittenen Vorgängers Alan Greenspan. Der einstige „Dirigent der Weltwirtschaft“ (Watergate-Legende Bob Woodward) gilt wegen seiner Niedrigzinspolitik selbst bei ehemaligen Fans inzwischen als ein Hauptschuldiger der Finanz- und Wirtschaftskrise.

Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.