Platow-Kolumne

Börsenbetreiber vor Zeitenwende

11.02.11 17:52 Uhr

Börsenbetreiber vor Zeitenwende | finanzen.net

Kommt die transatlantische Superbörse doch noch?

Am Mittwochabend bestätigten die Deutsche Börse AG und die NYSE Euronext überraschend, über eine Fusion zu verhandeln. Der Coup nützt vor allem den NYSE-Aktionären: Vor der Fusionsankündigung hatte die NYSE eine Marktkapitalisierung von ungefähr 6,7 Mrd. Euro, die Deutsche Börse AG 11,4 Mrd. Euro, was ein Verhältnis von 37:63 ergibt. Die NYSE-Eigner sollen aber mit einer Quote von 40:60 an der neuen Megabörse beteiligt werden! Die Konsequenz: Während die Aktie der NYSE Euronext am Mittwoch um 17,3% emporschnellte, gewann das Papier der Deutschen Börse bis zur Handelsaussetzung lediglich 1,7% und am Folgetag 4,6%. Bis Freitagnachmittag haben die Börsenbewertungen der beiden Verlobten das „Mischungsverhältnis“ von 40:60 fast erreicht.

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Langfristig könnte die Fusion auch den Anteilseignern der Deutschen Börse nutzen, von 300 Mio. Euro Kosteneinsparungspotenzial ist die Rede. Allerdings ist dies wohl kaum das Hauptmotiv für den Zusammenschluss. Denn wer in der Branche nicht als Jäger auftritt, findet sich schnell in der Opferrolle wieder. So haben die jüngsten Eheanbahnungen zwischen der London Stock Exchange und der kanadischen TMX einerseits und der Singapore Exchange und der australischen ASX andererseits den Konsolidierungsdruck auf die Börsen des Westens nochmals verstärkt. Die Zeiten, als die Wall Street wie selbstverständlich als Nabel der Finanzwelt galt, gehen allmählich zu Ende.

Einige der jüngsten Megafusionen können Sie daher auch als Versuche werten, den Bedeutungsverlust der westlichen Finanzmärkte aufzuhalten. Auf lange Sicht muss wohl auch die „Deutsche Börse NYSE“ einen asiatischen Partner ins Boot holen, um im Wettbewerb gegen die Handvoll amerikanisch-europäisch-asiatischer Superbörsen der Zukunft bestehen zu können.

Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.