Computer – Die besseren Anleger?

Es ist eine Urangst der Menschheit, thematisiert in unzähligen Science-Fiction-Filmen ...
... wie „2001“, „Terminator“ oder „Matrix“: Erst überflügeln Computer uns Menschen in Sachen Intelligenz, dann übernehmen sie die Herrschaft.
Entsprechend groß war der Aufschrei im Jahr 1997, als erstmals ein amtierender Schach-Weltmeister ein Match über sechs Partien gegen eine Maschine verlor. Da Schach-Spitzenspielern Intelligenz und Fantasie attestiert werden, war die damalige Niederlage Garri Kasparows ein schwerer Schlag für alle, die an die Überlegenheit des Menschen über die Maschine glaubten. Seither können Computer noch sehr viel schneller rechnen, weshalb zuletzt selbst die Besten der Besten kaum noch Chancen gegen die geballte Rechenkraft von Rybka, Stockfish oder Deep Fritz hatten.
Sind Maschinen dem menschlichen Geist also generell überlegen? Und sollten wir uns auch an der Börse besser auf Computerhandelssysteme verlassen? Tatsächlich sind viele der Eigenschaften, die einen Computer im Schach unschlagbar machen, auch an der Börse von Vorteil: Der Rechner kann riesige Datenmengen in Sekundenbruchteilen analysieren, ist vollkommen emotionslos, nicht von der Tagesform abhängig, nicht abzulenken, macht keine „Leichtsinnsfehler“ und hat nicht das geringste Problem, eigene Entscheidungen schnell und ohne falsche Eitelkeit zu korrigieren.
Andererseits mangelt es Rechnern an Eigenerfahrung und gesundem Menschenverstand. Eher qualitative Informationen wie z. B. „die Unternehmensstrategie“ kann er schwer verarbeiten und bewerten. Deshalb sollte ein Computer menschliche Anlageentscheidungen nicht ersetzen, wohl aber ergänzen. Wenn der Mensch durch geringe Rechenpower, Emotionen oder Eitelkeit zu scheitern droht, sollte er den „Blechdepp“ nutzen, um bessere Entscheidungen zu treffen – an der Börse wie am Schachbrett.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH i.G. übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.