Es war einmal … Lehman Brothers

Vor wenigen Tagen jährte sich die Pleite von Lehman Brothers zum zweiten Mal.
Am 15.9.2008 meldete die einst stolze Investmentbank nach 158 Jahren wechselvoller Unternehmensgeschichte Insolvenz an. Die Zäsur war tief: Nicht erst in der Rückschau, sondern schon damals unterschieden viele Anleger bald in „vor Lehman“ und „nach Lehman“.
In den Tagen um die Lehman-Pleite hatten vermutlich auch Sie das Gefühl, Börsengeschichte im Zeitraffer zu erleben. Die Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac standen vor dem Zusammenbruch, beim Versicherungsgiganten AIG klaffte ein schwarzes Loch von 100 Mrd. US-Dollar, Merrill Lynch rettete sich unter das Dach der Bank of America ... Der Zusammenbruch des Weltfinanzsystems war plötzlich nicht mehr nur eine Wahnvorstellung weltfremder Spinner.
Zwei Jahre später stellen wir mit wohligem Gruseln fest: Der Weltuntergang fand wieder einmal nicht statt. Vom Dauer-Sorgenkind Nikkei 225 abgesehen, notieren die wichtigsten Aktienindizes wie S&P 500, Nasdaq Composite, Eurostoxx 50 oder DAX heute ungefähr auf den Niveaus wie zu Zeiten des Lehman-Bankrotts. Also alles paletti?
Keineswegs! Der bloße Vergleich der Indexstände damals versus heute führt in die Irre, zumal es „nach Lehman“ erst einmal 40% abwärts ging. Vor allem aber wurde nicht genug getan, um die nächste Finanzkrise (oder die Fortsetzung der alten) zu verhindern. Die Geschäftsbanken (und „seit Lehman“ auch einige Zentralbanken) sind vollgesogen mit Papieren, deren Wert zumindest zweifelhaft ist. Und die Verschuldung ist nicht beseitigt, sondern wurde lediglich zum Großteil auf die Staatshaushalte verlagert.
Bleiben Sie also wachsam. Der „Fall Lehman“ hat (wie jüngst auch der „Fall Griechenland“) gezeigt, dass die schlimmsten Krisen oft an Stellen entstehen, an denen es nur wenige Experten erwarten.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH i.G. übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.