Steinbrück: Transferunion kommt

Diese Fernsehbilder haben sich ins Gedächtnis vieler Deutscher eingebrannt: ...
... Angela Merkel und Peer Steinbrück stehen nebeneinander, mit ziemlich verbissenen Gesichtsausdrücken, und verkünden dem staunenden Wahlvolk: „Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind. Auch dafür steht die Bundesregierung ein.“ Geschehen am Sonntag, den 5. Oktober 2008.
Zwei Jahre nach diesem denkwürdigen Wochenende, an dem sich die Kanzlerin und der damalige Bundesfinanzminister zu dieser „Garantieerklärung“ genötigt sahen, weil sie einen Bankensturm der Privatanleger befürchteten, scheint die Kernschmelze des Finanzsystems abgewehrt. Die Wirtschaft floriert, DAX & Co. notieren sogar höher als damals.
Angela Merkel ist noch immer Bundeskanzlerin. Der andere Protagonist, Peer Steinbrück, ist nicht mehr in Amt und Würden. Entsprechend offen kann er sprechen – und tut dies neuerdings auch, wie am Donnerstagabend in Frankfurt, als die Kanzlei Schilling, Zutt & Anschütz den Ex-Minister zu einer Podiumsdiskussion mit Gerhard Stratthaus über „Die Zukunft der Finanzmärkte“ geladen hatte.
Natürlich sei die No-Bailout-Klausel des Maastricht-Vertrags im Frühjahr „unterlaufen“ worden, als die EU Griechenland mit Milliardenhilfen vor der Insolvenz bewahrte. Schließlich wäre uns bei Untätigkeit „die Währungsunion um die Ohren geflogen“. Der unangenehme Nebeneffekt sei freilich, dass die Transferunion immer näher rückt. Wer dafür zahlen wird, stellt Steinbrück ebenfalls unmissverständlich klar: „Die Währungsunion muss zusammengehalten werden, und das kann die Deutschen auch etwas kosten.“
Vielleicht treten er oder Angela Merkel schon bald wieder vor die Fernsehkameras und verkünden: „Wir sagen den Deutschen, dass der Euro sicher ist. Auch dafür stehen Sie mit Ihren Steuergeldern ein.“
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.