Wenn die Euphorie weicht...

4:1 gegen England, 4:0 gegen Argentinien… Selbst eingefleischten Fußball-Muffeln wird es nach diesen Kantersiegen schwerfallen, nicht in die Lobgesänge für die Fußball-Nationalmannschaft einzustimmen.
Zig Millionen verfolgten am Samstagnachmittag gebannt, wie die DFB-Elf einen Top-Favoriten auf den Weltmeistertitel schwindelig spielte.
Vermutlich werden auch zum Halbfinale gegen die spanische Selección Deutschlands Straßen leergefegt sein. Großkonzerne wie Daimler geben ihren Mitarbeitern schon einmal vorsorglich frei. Wie ein Glücksnebel wabert die Fußballeuphorie über „Schland“ – und hindert wohl auch so manchen Börsianer daran, die Lage an den Finanzmärkten mit der gebotenen Nüchternheit zu analysieren.
Denn wenn wir ehrlich sind: Die Lage an den Börsen ist zuletzt schlechter geworden: Nicht nur der fundamentale Datenkranz aus Konjunkturdaten, Frühindikatoren oder Kreditausfallprämien überzeugt immer weniger, auch charttechnisch sprang die Börsenampel vor wenigen Tagen auf „Dunkelgelb“. Denn der von uns mit Argusaugen beobachtete S&P 500 scheint nach dem Fall unter 1050 Punkte eine große Top-Formation zu vollenden, ganz so, wie wir es Ihnen in der Ausgabe vom 23.6. angekündigt hatten – nur leider noch schneller als damals befürchtet.
Natürlich ist die Entwicklung an der Börse grundsätzlich genauso offen wie der Ausgang des Halbfinales gegen Spanien. Mit einer „Energieleistung“ könnte der S&P 500 die Marke von 1050 Punkten zurückerobern und wieder über die 200-Tage-Linie springen. Wahrscheinlich ist das aber nicht.
Eines wissen wir dagegen sicher: Wir sollten das „Sommermärchen 2“ genießen, solange wir noch können. Spätestens am 11. Juli, dem Tag des WM-Finales, ist Schluss. Hoffentlich endet dann nicht auch eine Ära an der Börse– nämlich die Rally seit Frühjahr 2009.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.