Wie unsicher sind Aktien wirklich?

"Wer gut essen will, kauft Aktien, wer gut schlafen will, kauft Anleihen", überspitzte einst Börsen-Altmeister André Kostolany.
Der Grundgedanke leuchtet ein: Kaufe Anleihen und halte sie bis zur Fälligkeit, dann bekommst du regelmäßig Zinsen und eine garantierte Rückzahlung – für Fast Food in der Pommesbude reicht das auf jeden Fall. Wenn du aber beim Nobelitaliener schlemmen willst, musst du etwas mehr riskieren – auch wenn dir die Kapriolen der Börse dann zeitweise den Schlaf rauben.
Was das „gut essen“ betrifft, passt Kostolanys Bonmot perfekt zur realen Börsenwelt. Die Mehrrendite von Aktien über Anleihen ist in Relation zum eingegangenen Risiko sogar exorbitant – Wirtschaftsstudenten kennen dieses Phänomen als „Equity Premium Puzzle“. Das „gut schlafen“ scheint allerdings nur für kürzere Zeitabschnitte zu gelten – langfristig sind selbst Staatsanleihen alles andere als „bombensicher“.
Wir müssen dazu nicht die Angst vor dem Bankrott Griechenlands bemühen, sondern nur einen Blick in die Vergangenheit werfen. Von 1900 bis 2009 lag der reale Ertrag deutscher Anleihen bei durchschnittlich -2,0% pro Jahr. Minus! Die Hyperinflation 1923 und die Währungsreform 1948 pulverisierten das Vermögen von Anleihebesitzern. Deutsche Aktien stürzten 1948 zwar auch um 88% ab, konnten diese Verluste aber innerhalb eines Jahrzehnts wieder aufholen, so dass sie im Gesamtzeitraum mit real +3,0% p. a. rentierten.
Wir glauben nicht, dass diese langfristige Aktienprämie, die während der vergangenen 110 Jahre Bestand hatte, in Zukunft plötzlich einfach so verschwindet. Daraus folgt: Die überwältigende Mehrheit der Deutschen legt für die Altersvorsorge völlig falsch an. Nicht vermeintlich „sichere“ Anleihen sollten ein Langfristdepot dominieren, sondern renditestarke Aktien! Dann können Anleger im Alter gut essen – und gut schlafen.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.