Rekorde im Sommer
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Ulrich Kirstein mit der Presseschau
Die sind dann mal weg, nämlich knapp 1.000 Punkte im Dax in einer Woche. Und heute besonders, Freitag der 13. Was soll man dazu sagen? Was wird am meisten gehandelt und ist im Plus? Rüstungswerte! Israels Angriff auf den Iran macht sich bemerkbar, nichts ist es mit der Friedensdividende.
Talfahrt
Schon Anfang der Woche kann das Abkommen zwischen China und den USA den deutschen Leitindex nicht überzeugen: "Dax reagiert verhalten auf Handelsabkommen", entnehmen wir der Börsen-Zeitung. Weiter ging es dann am heutigen Freitag, die Börsen-Zeitung hält uns auf dem Laufenden: "Nahostkonflikt schickt Aktien auf Talfahrt". Nicht alles fällt: "Krieg im Nahen Osten: Ölpreis explodiert nach Israels Angriff auf den Iran". Aber, es gibt auch latent positive Signale: "Licht am Ende des Tunnels - Deutsche Wirtschaft wächst", meldet das Handelsblatt - dann hoffen wir einmal, dass die Geopolitik das Licht nicht wieder ausknipst. Und ein weiterer Lichtblick: "EZB: Euro ist zweitwichtigste Währung der Erde", klärt Zeit Online auf. Im All wahrscheinlich eher nicht. Zuletzt ahnen wir, warum die Commerzbank ihren Namen zu Recht trägt: "Merz hält Vorgehen von Unicredit für ‚nicht akzeptabel‘", berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Es wird also nichts aus der Commorcelbank, zumindest nicht so rasch.
Sonnenschutz für die Ostsee
Schon gedruckt und ausgeliefert war Focus Money vor dem Militärschlag Israels, logischerweise. Das Finanzmagazin erscheint jetzt immer freitags, damit es taufrisch in die Presseschau gelangt (vielen Dank dafür). Aber auf dem Titel sind die "Börsen auf Rekordkurs" und weiter heißt es: "Jetzt kommen die Kleinen - so finden Sie die besten Werte aus der zweiten Reihe". Weshalb im Hintergrund Indizes wie der Dax, Dow Jones, NASDAQ oder EuroStoxx durchgestrichen sind. Bei Der Aktionär schießt Sonnenmilch als Kurskurve aus einer Flasche mit "Sonnenschutz fürs Depot - bis zu 150 % Gewinn". Hier gibt es also die "Sommer Rally Exklusiv" - leider finden wir sie so ganz und gar nicht, wenn wir auf die aktuellen Kurse blicken. Aber der Sommer kommt ja erstens noch und ist zweitens lang. Näher am aktuellen Kriegsthema bewegt sich die WirtschaftsWoche, allerdings liegt sie geografisch dann doch daneben: "Kampfzone Ostsee". Hatten wir schon einmal einen galoppierenden Bullen auf dem Cover eines Finanzmagazins? Bewahre! Bei Börse Online ersetzt einer das "A" im Dax und die Zahl "30.000" lässt vermuten, dass er da bald stehen sollte. Der Dax, nicht der Bulle. "Die heißesten Comeback-Kandidaten und Trend-Gewinner" werden im Heft präsentiert. Bescheid weiß Euro am Sonntag: "Börsen-Gurus schlagen Alarm: Der Crash kommt!"
Schlag 1: Bayerisches Bier
Eindeutig einen Rückschlag für Bayern macht der Münchner Merkur aus. Nein, nicht des FC Bayern - die Clubweltmeisterschaft fängt ja gerade erst an. Vielmehr für das bekanntlich wichtigste Nahrungsmittel und die schönste Alliteration: Bayerisches Bier. Obwohl es quasi im Mutterland des Bieres noch immer 620 Brauereien gibt, spielt die Musik woanders: "Großkonzerne beherrschen Bierwelt", lesen wir ernüchternd. Nur drei Großkonzerne brauen mehr als die Hälfte des weltweiten Bieres: AB InBev aus Belgien, Heineken aus den Niederlanden und China Resources Snow Breweries. Nur zwei bayerische Brauereien finden sich unter den Top 40: Oettinger und Paulaner auf den Rängen 30 und 31. Merke also: Wertschätzung und Verbrauch stimmen nicht immer mit der Produktion überein. Dabei heißt es doch bei Haindling: Bayern, des samma mir/Bayern und des bayerische Bier/Bayern und des Reinheitsgebot, des is unser flüssiges Brot.
Schlag 2: Berlin oder München
Im 19. Jahrhundert trachtete München danach, die Kunststadt im Deutschen Reich zu sein, weit vor Berlin. Das gelang mal besser, mal weniger. Inzwischen will München vor allem wirtschaftlich die Nase vorn haben, ein Ziel, das allein durch die Anzahl an Dax-Unternehmen hinlänglich erreicht zu sein scheint. Aber der Abendzeitung schwant Übles: "Wirtschaft: Überholt uns Berlin?". Das Blatt zitiert dabei aus dem "Global City Index" des britischen Beratungsinstituts Oxford Economics. Unter weltweit untersuchten 1.000 Wirtschaftsregionen liegen München und das Umland in Deutschland noch immer an der Spitze, auf Rang 22. Berlin nimmt Platz 29, Hamburg 39 und Frankfurt sogar nur 62 ein. Doch die Briten gehen davon aus, dass in nicht allzu langer Zukunft Berlin die Nase vorn haben dürfte. Dürfen die das? Nun, schon aktuell liegt die Wirtschaftskraft Münchens mit 283 Mrd. Dollar nur knapp vor Berlin mit 280 Mrd. Dollar. Höchst bedenklich für das Selbstbewusstsein der Landeshauptstadt, wo geht’s zum nächsten Bier?
Heimischer Herd
Alle Jahre wieder kommen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes (destatis) heraus und sorgen bei Eltern europaweit für Erleichterung oder Panikattacken. Wie lange harren die Kids im Elternhaus aus, bis sie flügge werden? "Raus aus dem Hotel Mama", schreibt der Münchner Merkur, die Frage ist nur, "wann", dem manche Eltern ein "endlich" hinterherhauchen dürften? Deutschland liegt hier im Mittelfeld Europas, mit bereits 23,9 Jahren verlassen die Kinder ihre heimischen Zimmer mehr oder weniger endgültig. Am besten umsorgt und gekocht im Hotel Mama wird offensichtlich in Kroatien, hier ziehen die Kinder erst mit stattlichen 31,3 Jahren aus. Am schnellsten trennen sich in den nordischen Ländern Schweden, Dänemark und Finnland die Kinder von den Eltern oder umgekehrt. Hier verlassen alle mit 21,x Jahren den heimischen Herd - vielleicht wird im Kinderzimmer nicht geheizt? Zum Trost - oder nicht - für alle Eltern: Es sind Durchschnittszahlen!
Ulrich Kirstein ist Pressesprecher der Börse gettex. Der Betriebswirt und Kunsthistoriker schreibt über Literatur und Börse, interviewt alle 14 Tage in Börse am Donnerstag den Leiter Marktsteuerung und hat u.a. mit Christine Bortenlänger Börse für Dummies und Aktien für Dummies verfasst.