ROUNDUP: Klingbeil bei G7 - Dialog mit den USA im Zollstreit

21.05.25 19:17 Uhr

BANFF (dpa-AFX) - Für Lars Klingbeil ist es der erste Auftritt als Bundesfinanzminister auf der großen globalen Bühne: Beim G7-Treffen in Kanada geht es für den SPD-Politiker direkt um die aggressive Zollpolitik der USA und ihre Folgen für den Welthandel. Die Suche nach Auswegen aus dem schwelenden Streit überlagert die Konferenz der führenden westlichen Industrienationen (G7) in dem Ferienort Banff in den Rocky Mountains. Klingbeil wirbt für gemeinsame Lösungen - und will Frontstellungen gegen die USA vermeiden.

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Am Rande des G7-Finanzministertreffens traf sich der neue Ressortchef und Vizekanzler aus Deutschland zu einem Gespräch unter vier Augen mit US-Minister Scott Bessent. Es sei ein "offener, konstruktiver Austausch" gewesen und länger als geplant, hieß es danach aus Delegationskreisen. Beide wollten sich in Washington wieder treffen, auf Einladung Bessents.

Folgen des Handelsstreits auf beiden Atlantik-Seiten

Klingbeil habe die Bedeutung enger transatlantischer Beziehungen gerade in den aktuellen Herausforderungen betont, hieß es aus den Kreisen weiter. Er warb dafür, die Handelsstreitigkeiten schnellstmöglich beizulegen, da sie Unternehmen und Arbeitsplätze auf beiden Seiten des Atlantiks bedrohten.

US-Präsident Donald Trump hat hohe Zölle auf Waren aus aller Welt verhängt oder angekündigt und mit mehreren Kehrtwenden Verunsicherung ausgelöst. Spannungen gibt es deswegen mit der EU, aber auch mit China. Der G7-Gruppe gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA an.

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Klingbeil hatte schon bei seiner Ankunft in Kanada deutlich gemacht, dass er eine Frontstellung der sechs übrigen G7-Staaten gegen die USA vermeiden will. Es sei im Sinne aller im G7-Format, "dass wir uns nicht auseinanderdividieren lassen, sondern dass wir gemeinsam den Handel vorantreiben und dass wir gemeinsam dafür sorgen, dass wir uns gegenseitig stärken", sagte er nach der Landung der Regierungsmaschine auf dem Flughafen in Calgary.

Deutschland will wieder Wachstum liefern

Das G7-Treffen mit seinen Amtskollegen will Klingbeil auch dafür nutzen, das Programm der neuen schwarz-roten Bundesregierung zu präsentieren - mit der Botschaft, dass die Export- und Industrienation Deutschland nach Jahren der Schwäche wieder ihren Teil zur Stärkung des globalen Wachstums beitragen will. Man werde kräftig investieren, den Standort stärken und Jobs sichern.

Ein Zeichen setzen soll die Konferenz aus deutscher Sicht auch für die von Russland angegriffene Ukraine. Die Rolle der USA in dieser Frage löst bei den europäischen Partnern ebenfalls Irritationen aus. Klingbeil forderte, es müsse das "glasklare Signal" gesetzt werden, dass die G7 weiter fest an der Seite der Ukraine stehen. Darum solle es auch in Beratungen mit dem ukrainischen Finanzminister in Banff gehen. Im Blick steht auch der künftige Wiederaufbau.

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Bei der Tagung vor der kanadischen Bergkulisse ging es für den "Neuen" aus Berlin auch darum, Kontakte zu den Amtskollegen und den Spitzen der Welt-Finanzorganisationen aufzubauen. In die Tiefe der Fachthemen muss der bisherige politische Generalist auch noch eintauchen. Er habe sich gut auf das Treffen vorbereitet, sagte Klingbeil nach der Landung in Kanada auf eine Frage dazu. Internationale Begegnungen habe er auch als Parteichef schon gehabt./sam/DP/he