ROUNDUP: Verband sieht Fortschritte bei Einbau digitaler Stromzähler
BERLIN (dpa-AFX) - Verbraucher bekommen über digitale Stromzähler mehr Transparenz über ihren Stromverbrauch und können Kosten senken. Der Einbau dieser intelligenten Messsysteme (Smart Meter) nimmt aus Sicht des Elektroindustrieverbands ZVEI endlich Fahrt auf. Dies betreffe den Pflichtausbau, aber auch aus Herstellersicht sei die Entwicklung positiv.
"Die Nachfrage ist stark gestiegen", sagte ZVEI-Präsident Gunther Kegel der Deutschen Presse-Agentur. "Das zeigt: Der Rollout läuft nicht nur im Pflichtbereich stabil, sondern gewinnt auch darüber hinaus an Dynamik."
Die "Smart-Meter-Initiative" von Stromanbietern zeigte sich dagegen enttäuscht von der Geschwindigkeit des Smart-Meter-Rollouts.
Digitale Stromzähler
Ein intelligentes Messsystem ist ein digitaler Stromzähler, der mit einem Kommunikationsmodul ausgestattet ist. Darüber kann der Stromverbrauch viel genauer und transparenter nachverfolgt werden als bei herkömmlichen Zählern.
Ein Smart Meter ist die technische Voraussetzung für einen sogenannten dynamischen Stromtarif - dieser ermöglicht es Verbrauchern, Strom zu Zeiten zu nutzen, in denen er an der Börse günstiger ist. Seit Januar müssen alle Energieanbieter solche Tarife anbieten.
"Rollout" von Smart Metern
Um die Digitalisierung der Energiewende voranzubringen, hatte die frühere Ampel-Regierung einen Fahrplan für den Einbau von Smart Metern beschlossen. Der Einbau ist verpflichtend bei allen Verbrauchern ab einem Jahresstromverbrauch über 6.000 Kilowattstunden sowie bei sogenannten steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen.
Für den Pflichtbereich müssen in den kommenden Jahren bestimmte Quoten erfüllt werden. Alle anderen Verbraucher haben die Möglichkeit, den Einbau von Smart Metern zu verlangen.
Nach früheren Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums ist das Ziel, dass bis 2032 Smart Meter flächendeckend in Haushalten und Unternehmen zum Einsatz kommen. Laut ZVEI können Netzbetreiber mit Hilfe von Smart Metern erkennen, wie sich Lasten im Netz verteilen. So ließen sich Engpässe frühzeitig erkennen, Spannungsabfälle vermeiden und der Stromfluss vorausschauend steuern. Das sorge für eine effizientere Nutzung der Netzinfrastruktur.
Verband sieht Einbau auf Kurs
Laut aktuellen Zahlen der Bundesnetzagentur wurden von Januar bis Juni 2025 mehr als 16 Prozent der Pflichteinbaufälle umgesetzt. Das entspricht rund 760.000 installierten intelligenten Messsystemen. Damit liege der Rollout klar auf Kurs, um das Ausbauziel von 20 Prozent bei den Pflichteinbaufällen bis Jahresende zu erreichen, so Kegel. Gesetzliche Änderungen hätten entscheidende Impulse gesetzt. "Verfahren wurden vereinfacht, Prozesse beschleunigt und die Wirtschaftlichkeit für Messstellenbetreiber verbessert."
Insgesamt liegt der Anteil intelligenter Messsysteme nach Zahlen der Bundesnetzagentur bei allen sogenannten Messlokationen derzeit aber bei nur 3 Prozent. Unter den Pflicht-Rollout fallen laut ZVEI 8,5 Prozent aller Messlokationen. Der Smart-Meter-Rollout müsse stärker in die Öffentlichkeit getragen werden, so Kegel. "Wir müssen den Menschen zeigen, welchen konkreten Nutzen Smart Meter bieten - für sie selbst, für das Netz und für die Energiewende insgesamt."
Initiative: Wachstum stagniert
Matthias Martensen, Chef des Stromanbieters Ostrom, sprach von einem stagnierenden Wachstum bei Smart Metern. Der Rollout sei für die meisten der sogenannten grundzuständigen Messstellenbetreiber schlicht nicht wirtschaftlich. Es seien bessere Bedingungen nötig - sowohl für wettbewerbliche Messstellenbetreiber als auch die Einführung von weniger komplexen und teuren "Smart Meter Light". Martensen ist Mitgründer der "Smart-Meter-Initiative", bestehend aus vier Stromanbietern./hoe/DP/stk