Investieren beginnt im Kopf: Wie Emotionen unsere Geldanlage steuern

Investieren gilt oft als eine rein rationale Angelegenheit, bestimmt durch Fundamentaldaten, Marktanalysen und volkswirtschaftliche Entwicklungen. Doch in Wahrheit spielt die Psychologie eine entscheidende Rolle. Emotionen wie Angst und Gier beeinflussen Kauf- und Verkaufsentscheidungen oft stärker als harte Fakten. Wer als Anleger langfristig erfolgreich sein will, sollte sich nicht nur mit Zahlen auskennen, sondern auch mit den psychologischen Mechanismen hinter seinen Entscheidungen.
Studien zeigen, dass Menschen Verluste doppelt so stark empfinden wie Gewinne gleicher Höhe. Diese sogenannte Verlustaversion führt oft dazu, dass Anleger zu früh Gewinne mitnehmen, aus Angst, sie könnten wieder verschwinden. Gleichzeitig halten sie verlustreiche Positionen zu lange, in der Hoffnung, dass sich der Markt wieder erholt. Das Resultat: Die Performance leidet.
Stellen Sie sich vor, Sie sind Manager eines Fußballteams. Erfolgreiche Vereine behalten ihre besten Spieler und verkaufen diejenigen, die nicht eingeschlagen haben. An der Börse hingegen machen viele Anleger genau das Gegenteil: Sie verkaufen die gut laufenden Aktien zu früh und halten an den schlechten fest, in der Hoffnung, dass sie sich doch noch erholen. Erfolgreiche Investoren dagegen setzen auf Disziplin und vordefinierte Verkaufsstrategien, um emotionsgetriebene Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Herdentrieb: Warum wir der Masse folgen
Der Mensch ist ein soziales Wesen und folgt oft der Mehrheitsmeinung - ein Verhalten, das sich auch an der Börse zeigt. Wenn Aktienkurse stark steigen, wollen viele Anleger auf den Zug aufspringen, aus Angst, etwas zu verpassen (FOMO: Fear of Missing Out). Umgekehrt wird in Panik verkauft, wenn Kurse fallen, auch wenn die langfristigen Perspektiven unverändert gut sind. Warren Buffett bringt es auf den Punkt: "Sei gierig, wenn andere ängstlich sind, und ängstlich, wenn andere gierig sind."
Das zeigt sich auch im Konsumverhalten: Menschen kaufen gerne Produkte, wenn sie als "Sonderangebot" gekennzeichnet sind. Ein Auto, das 20% günstiger angeboten wird als im Vorjahr, verkauft sich leichter als eines, das 40% teurer geworden ist. An der Börse ist es genau umgekehrt: Anleger kaufen lieber Aktien, die bereits stark gestiegen sind, anstatt die "Schnäppchen" zu nutzen, wenn Kurse gefallen sind.
Der Bestätigungsfehler: Wenn wir nur das sehen, was wir sehen wollen
Menschen neigen dazu, Informationen zu bevorzugen, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigen. Dieser Bestätigungsfehler kann dazu führen, dass Anleger nur positive Nachrichten zu ihren Investments wahrnehmen und Warnsignale ausblenden. Ein kritischer Blick und eine breite Informationsbasis sind entscheidend, um nicht in diese Falle zu tappen.
Strategien um Emotionen in den Griff zu bekommen:
• Feste Regeln: Wann kaufe ich? Wann verkaufe ich? Was ist mein Ziel?
• Diversifikation: Wer sein Risiko streut, bleibt gelassener bei Schwankungen.
• Langfristige Perspektive: Kurzfristige Marktschwankungen sind normal. Wer auf den langfristigen Trend achtet, vermeidet Panikreaktionen.
Die besten Investoren wissen, dass ihre eigene Psyche oft ihr größter Feind ist. Disziplin, Rationalität und ein bewusstes Auseinandersetzen mit den eigenen Denkmustern können helfen, typische Fallstricke zu vermeiden. So lassen sich nicht nur bessere Renditen erzielen, es lässt sich auch entspannter investieren.
von Stefan Held, KSW Vermögensverwaltung AG, Nürnberg
Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Ihren Meinungen und Online-Anlagestrategien finden Sie auf https://www.v-check.de/
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