Longevity - Die Kunst des langen, gesunden Lebens

"Forever young, I want to be forever young…" - wer kennt ihn nicht, diesen unsterblichen Wunsch, den die deutschen Popband Alphaville in den 80er Jahren in ihrer Hymne besungen hat?
Die Sehnsucht nach ewiger Jugend, nach einem Leben ohne die Bürden des Alterns, ist tief in der Geschichte der Menschheit verwurzelt. Was damals vielleicht ein Ausdruck jugendlicher Sehnsucht oder ein ferner Traum war, bekommt heute eine ganz neue, greifbarere Dimension.
Das Wort "Longevity" ist plötzlich omnipräsent. In einer Welt, in der Menschen immer älter werden, rücken Themen wie gesunde Lebensweise, medizinischer Fortschritt und finanzielle Langlebigkeit in den Mittelpunkt. Nicht um die Jugend künstlich zu konservieren, sondern um die gewonnenen Jahre mit Vitalität und Sinn zu füllen.
Mehr als nur viele Kerzen - Das steckt wirklich hinter Longevity
Wer von Longevity spricht, meint nicht einfach nur ein hohes Alter. Im Kern geht es um die sogenannte "Gesundheitsspanne" - also die Jahre, die wir fit, aktiv und bei bester Gesundheit verbringen. Denn was nützt ein langes Leben, wenn die späten Jahre von Krankheit und Einschränkung geprägt sind? Das Ziel ist klar definiert - länger und gesünder leben. Die gute Nachricht ist, ein großer Teil davon liegt in unserer eigenen Hand. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, soziale Teilhabe und der Verzicht aufs Rauchen sind mächtige Werkzeuge für ein langes, vitales Leben. Auch ausreichend Schlaf, Stressbewältigung und mentale Fitness spielen eine entscheidende Rolle.
Warum der Longevity-Boom gerade jetzt?
Mehrere mächtige Kräfte treiben diesen Trend an. Zum einen die demografische Entwicklung. Unsere Gesellschaft wird immer älter. Der runde Geburtstag, der 2024 in Deutschland am häufigsten gefeiert wurde, war der 60. Geburtstag. Dies liegt daran, dass der geburtenstärkste Jahrgang in Deutschland 1964 geboren ist, und 2024 also 60 Jahre alt wurde. Die Zahl der Menschen über 60 wird sich bis 2050 weltweit verdoppeln. Das schafft eine immense Nachfrage nach Lösungen für ein gesundes Altern. Parallel dazu explodiert das wissenschaftliche Wissen. Durchbrüche in der Genetik, Zellbiologie und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz lassen Interventionen, die einst wie Science-Fiction klangen, greifbar werden. Hinzu kommt ein wachsendes gesellschaftliches Bewusstsein für Gesundheit und Prävention. Trends wie Biohacking, Wearables zur Gesundheitsüberwachung und individualisierte Therapieansätze zeigen, dass die Menschen Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen wollen. Und wo Potenzial lockt, fließt Kapital. Milliardeninvestitionen befeuern die Forschung und Entwicklung im Longevity-Sektor. Venture-Capital-Fonds, Pharma-Giganten und technologiegetriebene Start-ups konkurrieren um die besten Ideen für ein längeres, besseres Leben.
Die Longevity-Ökonomie: Ein Milliardenmarkt mit Chancen
Für Anlegerinnen und Anleger erschließt sich hier ein faszinierendes Wachstumsfeld. Der Longevity-Markt wird bereits heute auf mehrere hundert Milliarden US-Dollar geschätzt - mit weiter steigender Tendenz. Die Chancen sind vielfältig. Sie reichen von der Biotechnologie, die an den molekularen Ursachen des Alterns forscht, über regenerative Medizin und digitale Gesundheitsanwendungen bis hin zu Pharmaunternehmen, Age-Tech-Start-ups, Robotik für die Altenpflege und Anbietern personalisierter Ernährungskonzepte. Auch Immobilien und Dienstleistungen, die auf eine alternde Gesellschaft ausgerichtet sind, gewinnen an Bedeutung. Der Umbau von Pflegeinfrastrukturen, altersgerechtes Wohnen und spezialisierte Freizeitangebote bergen enormes Potenzial.
"Für immer jung" - Wirklich erstrebenswert?
Die Vision, dem Altern ein Schnippchen zu schlagen, ist faszinierend. Doch sie wirft auch ernste Fragen auf. Wer profitiert von teuren Longevity-Therapien? Vertiefen sie bestehende soziale Ungleichheiten? Wie verändern sich Gesellschaft, Familie und der individuelle Lebenssinn, wenn wir deutlich länger leben? Die ethische Debatte ist in vollem Gange. Oft kristallisiert sich dabei heraus, dass es primär um mehr Lebensqualität geht, nicht nur um mehr Lebensjahre um jeden Preis. Wie passen bestehende Rentensysteme, Arbeitsmodelle und soziale Strukturen zu einem Leben, das sich um Jahrzehnte verlängert? Neue Konzepte des Lebensarbeitszeitmodells, Bildung im Alter und generationenübergreifende Verantwortung werden wichtiger denn je.
Länger leben, länger planen: Ihr Vermögen im Blick
Ganz konkret betrifft uns alle die finanzielle Seite der Langlebigkeit. Das sogenannte "Langlebigkeitsrisiko" - die Sorge, die eigenen Ersparnisse zu überleben - rückt stärker in den Fokus. Eine solide Finanzplanung, die Inflation, steigende Gesundheitskosten und einen potenziell deutlich längeren Anlagehorizont berücksichtigt, wird immer wichtiger. Dabei geht es nicht nur um mehr Geld für ein längeres Leben, sondern auch um eine kluge Strukturierung des Vermögens. Flexibilität, Liquidität und Anpassungsfähigkeit werden zu zentralen Kriterien. Produkte wie Entnahmepläne, diversifizierte Portfolios und nachhaltige Investments gewinnen an Relevanz. Man muss langfristige Strategien entwickeln, die mit der Lebensrealität Schritt halten.
Eine Zukunft mit Potenzial
Longevity ist mehr als ein Versprechen - es ist eine sich entfaltende Realität mit enormem Potenzial für ein gesünderes, längeres Leben. Für Investoren bieten sich neue, zukunftsträchtige Möglichkeiten. Und für jeden von uns unterstreicht es die Notwendigkeit, sowohl unsere Gesundheit als auch unsere Finanzen vorausschauend und individuell zu gestalten. Die Reise in diese längere, gesündere Zukunft hat gerade erst begonnen. Nutzen wir die Chancen, die sich daraus ergeben. Es ist eine spannende Zeit, die wir aktiv mitgestalten können.
von Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln.
Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Ihren Meinungen und Online-Anlagestrategien finden Sie auf https://www.v-check.de/
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.