Per ETF erstmals in Chile investieren
Chile boomt. Doch bislang war es für Anleger kaum möglich, dort zu investieren. Mit dem CS ETF (IE) on MSCI Chile ändert sich das. Chancen und Risiken des neuen ETF.
von Silke Kampmann, €uro am Sonntag
Wenn Investoren an Lateinamerika denken, denken sie meist an Brasilien. Es gibt zahlreiche börsengehandelte Indexfonds (ETFs), die für deutsche Anleger den brasilianischen Leitindex Bovespa abbilden. Doch der Schatten des großen Nachbarn verdeckt einen kleinen, aber ertragreichen Markt: Chile. Bisher nur schwer zugänglich, können deutsche Anleger nun über den swapbasierten CS ETF (IE) on MSCI Chile erstmals in den chilenischen Aktienmarkt investieren.
Der Referenzindex MSCI Chile enthält 30 Werte und bildet die Rendite großer und mittelgroßer Unternehmen in dem südamerikanischen Land ab. Die im Index enthaltenen Aktien repräsentieren etwa 85 Prozent der Marktkapitalisierung des investierbaren chilenischen Aktienmarktes. Die Versorger dominieren mit knapp 25 Prozent das Branchenranking, gefolgt von Industriewerten mit 21 und Grundstoffen mit 19 Prozent. Größte Einzeltitel sind die Energieversorger Empresas Copec, Enersis und Empresa Nacional de Electricidad.
Chile ist die drittgrößte Volkswirtschaft Südamerikas und gilt als wirtschaftlicher Musterknabe. Die Wirtschaftsordnung ist marktwirtschaftlich orientiert. Die meisten Bereiche sind liberalisiert und privatisiert. Gemessen am Pro-Kopf-Einkommen in US-Dollar ist Chile das reichste und exportstärkste Land Lateinamerikas. Die Ausfuhren machen etwa ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts aus. Seit dem 19. Jahrhundert profitiert Chile von seinen natürlichen Rohstoffen. Kupferabbau und die Verarbeitung zu hochreinem Kupfer sind die treibende Kraft der wirtschaftlichen Entwicklung. Das Land verfügt über die größten bekannten Kupfervorkommen der Welt und ist der weltgrößte Kupferexporteur. Eine weitere wichtige Exportsäule ist die Fischwirtschaft. Nach Norwegen ist Chile heute der zweitgrößte Lachsproduzent der Welt.
Dank einer soliden und stark lokal verankerten Wirtschaft sind die Folgen der Finanzkrise dort weniger zu spüren als in Europa oder den USA. Für 2010 wird ein Wirtschaftswachstum von mehr als vier Prozent erwartet. „Chiles Wirtschaft ist die gesündeste in Lateinamerika“, fasst Maarten-Jan Bakkum, Global Emerging Markets Strategist bei ING Investment Management, zusammen.
Von der Hochkonjunktur profitiert natürlich auch der Aktienmarkt. In den vergangenen zwölf Monaten hat der MSCI Chile mehr als 60 Prozent zugelegt. Allerdings sind chilenische Aktien kein Schnäppchen. „Der Aktienmarkt wird von heimischen Investoren wie Pensionsfonds dominiert. Die starke Investitionstätigkeit dieser Fonds treibt die Bewertungen nach oben“, erläutert Bakkum. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis für chilenische Papiere liegt bei 17. Zum Vergleich: Für Titel des deutschen Leitindex DAX beträgt es derzeit etwa zehn.
Trotzdem ist Chile ein Investment wert. „Der Aktienmarkt in Chile gehört im laufenden Jahr zu den sich am besten entwickelnden Schwellenländerbörsen“, betont Bakkum. Staatliche Investitionen in die Infrastruktur und in den Immobilienmarkt, die nach dem großen Erdbeben im Februar nötig wurden, werden die Wirtschaft des Landes weiter antreiben, so der Schwellenländer-Experte Bakkum.
Der ETF im Überblick:
ISIN: IE 00B 5NL L89 7
Anbieter: Credit Suisse
Index: MSCI Chile
Abbildungsverhältnis: ca. 1 : 100
Auflage: 9.9.2010
Erstnotiz: 9.9.2010
Fondswährung: US-Dollar
Ausgabeaufschlag: 0 %
Jährliche Gebühr: 0,65 %
Börse: Frankfurt, Stuttgart
Service-Nr.: 069/269 11-110
Fazit: Chiles Aktienmarkt boomt. Wermutstropfen sind die hohen Bewertungen. Zur Beimischung.