Anlagenotstand: Mit Multi-Asset-Fonds mehr Kohle machen

Mangels Zinsen sind vermeintlich sichere Geldanlagen allein keine langfristige Lösung. Dabei lassen sich bei überschaubaren Risiken durchaus höhere Renditen erzielen.
von Thomas Romig, Gastautor von €uro am Sonntag
Konservative Anleger haben es derzeit schwer. Denn faktisch erhalten sie auf dem Kapitalmarkt keinen nominalen Zins. Darüber hinaus müssen sie befürchten, dass ihr Vermögen angesichts der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank langfristig einen realen Wertverlust erleidet. Ebenfalls nicht einfach ist das Umfeld für risikofreudigere Anleger, die ein Investment in Aktien oder andere stärker schwankende Papiere nicht scheuen. Denn wegen der bereits erfolgten Geldschwemme der Notenbanken finden sich nur noch selten Schnäppchen. Zudem stellt sich bei derartigen Investments immer die Frage des Einstiegszeitpunkts.
Wer nun auf guten Rat hofft, dem macht die Regulierung einen Strich durch die Rechnung. Denn Berater bei Finanzdienstleistern erhielten über die vergangenen Jahre hinweg zunehmend weniger Anreize, Privatanleger zu risikobehafteten Anlagemöglichkeiten wie Aktien zu beraten. Damit bleibt auch die Chance auf höhere Renditen verwehrt.
Mittlerweile ist vielen Anlegern aber klar geworden, dass das klassische Sparbuch oder Geldmarktkonto allein keine Lösung ist. Es beschleicht sie das Gefühl, dass sie chancenorientierter und damit risikofreudiger anlegen müssen. Allerdings können sie die Frage nicht beantworten, wann und mit welchem Anlagevehikel sie in den Kapitalmarkt einsteigen sollten. Das gilt vor allem angesichts der teilweise deutlich höheren Kursschwankungen einzelner Investments.
Nicht nur auf den "Autobahnen des Kapitalmarkts" fahren
So schwierig die aktuelle Situation auch erscheint: Es gibt Wege, darauf zu reagieren. Eine der grundlegenden Möglichkeiten ist die Diversifikation, sprich Risikostreuung. Das Mischen verschiedener, internationaler Anlageklassen mit unterschiedlichem Risiko und möglichst geringem Gleichlauf der Kursschwankungen kann das Gesamtrisiko des Portfolios deutlich senken. Wer sein Kapital zum Beispiel über Aktien, festverzinsliche Anlagen, Rohstoffe und Immobilien streut, erfüllt einen wichtigen Aspekt des Risikomanagements. Und den gibt es am Kapitalmarkt gewissermaßen gratis.Nicht ganz so einfach ist ein aktives und flexibles Portfoliomanagement zu bewerkstelligen. Denn neben der Gesamtsteuerung der Investition in die einzelnen Anlageklassen bedeutet es auch eine flexible und umsichtige Anlage in attraktive Nischen des Kapitalmarkts. Zu diesen zählen etwa Dividendenderivate oder forderungsbesicherte Wertpapiere, sogenannte Asset Backed Securities. Anders ausgedrückt geht es darum, nicht nur auf den bekannten Autobahnen des Kapitalmarkts unterwegs zu sein, sondern auch die lohnenswerten Nebenstraßen zu finden. Bei aller Konzentration auf die Rendite darf dabei aber das eingegangene Risiko nicht aus dem Blick geraten.
Gerade das flexible Portfoliomanagement setzt voraus, dass sich der Anleger langfristig und regelmäßig mit dem Kapitalmarkt beschäftigt. Es erfordert viel Zeit, die Vielzahl an Anlagemöglichkeiten tiefgreifend abzudecken. Zeit, die oftmals nur professionelle Manager von Multi-Asset-Fonds aufbringen können. Diese Anlagevehikel können je nach Marktumfeld international flexibel in verschiedene Anlageklassen investieren und somit jeweils die attraktivsten Renditechancen nutzen. Daher bieten sie sich grundsätzlich als Lösung für den Anlagenotstand an.
Wer sich einen Multi-Asset-Fonds aussucht, für den ist es nicht zielführend, ausschließlich die Wertentwicklung über einen bestimmten historischen Zeitraum als Kriterium heranzuziehen. Vielmehr gibt es einige Regeln, die zu beachten sind.
Sie betreffen zum Beispiel das Chance-Risiko-Profil des Anlegers, welches sich aus seinen Zielen ergibt. Ein konservativ ausgerichteter Fonds - etwa mit wertsicherndem Charakter - wird bei stark steigenden Aktienmärkten nicht so gut abschneiden können wie ein aggressiv ausgerichteter. Das liegt an seiner restriktiven Risikotoleranz.
Deswegen ist das konservative Konzept, das sich ein risikoaverser Anleger aussuchen könnte, noch lange keine schlechte Anlage. Folgen den guten Aktienjahren nämlich ein paar schlechte mit negativen Renditen, wird das konservative Produkt auch deutlich weniger an Wert einbüßen. Damit wird es der Risikovorstellung des konservativen Anlegers gerecht.
Andere Regeln betreffen das Fondsmanagement. Es sollte über mehrere Marktzyklen hinweg Erfahrung besitzen und somit bereits viele Kapitalmarktsituationen gemeistert haben. Zudem sollte es seine Flexibilität und Kompetenz bei der Nutzung verschiedener internationaler Investmentinstrumente durch seine bisher erzielten Anlageergebnisse unter Beweis gestellt haben.
Fondsmanager sollten flexibel und ungebunden entscheiden
Multi-Asset-Strategien haben sich als vermögensverwaltende Komplettlösungen am Markt etabliert. Doch das veränderte Marktumfeld mit einem stärkeren Gleichlauf bei der Kursentwicklung verschiedener Anlageklassen und niedrigeren Renditeniveaus schafft neue Herausforderungen. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass sich Aktien und Anleihen im Gleichschritt auf- beziehungsweise abwärts bewegen können. Dadurch erzielt die Vermögensaufteilung auf klassische Anlageklassen nicht mehr unbedingt den gewünschten Effekt eines besseren Risiko-Rendite-Profils. Eine Entwicklung, der das Fondsmanagement gerecht werden muss.Selbstverständlich müssen die Fondslenker auch in der Lage sein, die vereinbarten Risikoparameter einzuhalten. Hierfür sollten sie ungebunden und flexibel entscheiden können. Auch sollte sichergestellt sein, dass die Interessen des Fondsmanagements mit denen der Anleger in Einklang stehen. Gut ist, wenn es strukturierte, langfristige Leistungsziele gibt und wenn die Fondsmanager durch signifikante Eigeninvestments in die Strategie, die sie verwalten, am Ergebnis beteiligt sind - im positiven wie im negativen Fall.
Schließlich gilt es, Regeln in Bezug auf den Anlagehorizont zu befolgen. Für den langfristigen Erfolg einer Investition ist es entscheidend, Risikoprämien am Markt zu vereinnahmen. Um diese optimal auszuschöpfen, sollten Anleger ihren Anlagehorizont so wählen, dass er mindestens einen Kapitalmarktzyklus umfasst. Ein Minimum von vier bis fünf Jahren ist angebracht. Darüber hinaus gilt: Je größer die Schwankungen einer Investition, desto länger der Anlagehorizont.
Kurzvita
Thomas Romig, Leiter Multi Asset bei Assenagon
Romig verfügt über
18 Jahre Berufspraxis
in der Vermögensverwaltung. Vor seinem Wechsel zu Assenagon im März 2015 war er Leiter Multi-Asset-Management bei Union Investment. In dieser Position verantwortete er zuletzt zwölf Milliarden Euro in vier unterschiedlichen
Investmentstrategien.
Bedeutende Ratinggesellschaften würdigten die herausragenden Leistungen der von Romig verantworteten Fonds immer wieder mit Auszeichnungen und Preisen.
Assenagon ist ein auf die Steuerung von Kapitalmarktrisiken spezialisierter Assetmanager mit
Sitz in München. Seit der Gründung im Jahr 2007 haben institutionelle Investoren dem Unternehmen ein Vermögen von mehr als 14 Milliarden Euro anvertraut.
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