So liberalisiert die Flexirente das deutsche Rentensystem

Wer in Deutschland früher in Rente gehen möchte, der muss mit Abschlägen rechnen. Das System der Flexirente kann hier eine Alternative sein. Dabei müssen einige Punkte beachtet werden.
Für den Renteneintritt existieren in Deutschland bestimmte Altersgrenzen. Wer früher in Rente gehen will, muss unter Umständen mit Abschlägen rechnen. Seit 2017 gibt es jedoch die Flexirente. Dabei handelt es sich um ein Modell, welches einen flexibleren Renteneintritt ermöglichen soll. Dabei müssen einige Dinge beachtet werden.
Hinzuverdienstgrenze wurde erhöht
Mit dem Begriff der Flexirente werden unterschiedliche Modelle zusammengefasst, die im Rahmen des Flexirentengesetzes 2017 eingeführt wurden. Eine Änderung hat unter anderem die Grenze für Hinzuverdienste erfahren, wie t-online berichtet. Personen, die vor Erreichung ihres Regelalters in Rente gingen, durften vor der Gesetzeseinführung lediglich 450 Euro im Monat und zwei Mal pro Jahr 900 Euro hinzuverdienen. Seit dem 1. Juli 2017 liegt die Höchstgrenze bei 6.300 Euro im Jahr und 525 Euro im Monat. Aufgrund der Corona-Krise hat der Bund die Hinzuverdienstgrenze nochmals auf 46.060 Euro im Jahr angehoben. Die Ampel-Koalition hat bereits weitere Modifizierungen der Flexirente angedeutet. Gegenüber t-online bestätigten Fachpolitiker von den Grünen und der SPD, dass die Ampel-Koalition die Hinzuverdienstgrenze dauerhaft auf diesem Niveau belassen möchte. Genauere Details zur Umsetzung dieses Vorhabens wurden dabei nicht genannt.
Teilrente sorgt für individuelle Anpassungsmöglichkeiten
Neben der gestiegenen Verdienstgrenze ermöglicht das Flexirentengesetz auch eine stärkere Individualisierung der Rente. Die Hinzuverdienstgrenze ergibt sich dann aus der Festlegung einer individuellen Teilrente. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn bereits von Anfang an klar ist, dass die reguläre Hinzuverdienstgrenze überschritten wird. Die gemeldete Teilrente muss dabei mindestens zehn Prozent der Vollrente entsprechen, die man unter normalen Umständen erhalten würde. Die Deutsche Rentenversicherung stellt auf ihrer Webseite einen Flexirentenrechner zur Verfügung. Damit können interessierte errechnen, wie hoch der Hinzuverdienst sein müsste, um eine bestimmte Teilrente zu erhalten. Die Regeln der herkömmlichen Hinzuverdienstgrenze gelten analog. Das heißt, auch bei der Teilrente werden die Einnahmen, die über die Grenze hinaus gehen, von der Rente abgezogen. Die Teilrente kann für die Zukunft jederzeit angepasst werden.
Für eine längere Erwerbsarbeitszeit gibt es zusätzliche Rentenpunkte
Personen, die vor Erreichung ihrer Regelaltersgrenze in Rente gehen wollen, müssen zum Teil hohe Abschläge in Kauf nehmen. Dabei werden für jeden Monat 0,3 Rentenpunkte abgezogen. Es besteht auch die Möglichkeit, Rentenpunkte zu kaufen, um Abschläge auszugleichen. Das Konzept der Rentenpunkte findet bei einem späteren Renteneintritt Anwendung. Wer über seine Regelaltersgrenze hinaus arbeitet, erhält 0,5 Rentenpunkte je Monat. Ein weiteres Jahr in der Erwerbstätigkeit kann einen Rentenzuschlag von sechs Entgeltpunkten einbringen. Außerdem zahlt man weiter in die Rentenkasse ein - was die spätere Rentenauszahlung zusätzlich erhöht. Zusätzliche Rentenpunkte erhält man nur, solange man noch keine Rente bezieht. Die Flexirente bietet sich vor allem für Personen an, die entweder früher oder später als vorgesehen aus dem Berufsleben aussteigen, aber auf ihre Rente nicht verzichten wollen.
M. Wieser / Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Ruslan Guzov / Shutterstock.com, Daniela Staerk / Shutterstock.com