Empty-Desk-Syndrom: Wenn der Ruhestand zur Herausforderung wird

Der Übergang in den Ruhestand markiert für viele Menschen eine bedeutende Veränderung. Während einige die neu gewonnene Freiheit genießen, empfinden andere eine unerwartete Leere und einen Verlust an Sinnhaftigkeit. Das Empty-Desk-Syndrom beschreibt dieses Phänomen, das insbesondere ehemalige Führungskräfte und beruflich stark engagierte Personen betrifft.
Die Bedeutung des Empty-Desk-Syndroms
Das Empty-Desk-Syndrom bezeichnet eine emotionale Krise, die nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben auftritt. Der leere Schreibtisch steht symbolisch für den Verlust von Routine, sozialer Interaktion und beruflicher Anerkennung. Menschen, die über Jahrzehnte hinweg eine klare Tagesstruktur und ein hohes Maß an Verantwortung hatten, empfinden den plötzlichen Wechsel in einen unstrukturierten Alltag oft als herausfordernd. Laut Karriere Einsichten betrifft dieses Syndrom insbesondere Personen, deren Identität eng mit ihrer beruflichen Tätigkeit verknüpft war. Der Wegfall dieser Struktur kann zu Gefühlen der Orientierungslosigkeit und Wertlosigkeit führen.
Typische Ursachen und besonders gefährdete Gruppen
Besonders gefährdet sind Menschen, deren Beruf nicht nur eine Einkommensquelle, sondern auch ein zentraler Bestandteil ihrer Identität war. Wer über Jahrzehnte hinweg Führungsverantwortung getragen oder ein Unternehmen geleitet hat, ist stärker von dieser Problematik betroffen. Laut Karrierebibel trifft das Syndrom etwa jede dritte Führungskraft. Männer scheinen tendenziell anfälliger zu sein als Frauen, da sie sich oft stärker über ihren beruflichen Status definieren. Eine unzureichende Vorbereitung auf den Ruhestand verstärkt das Risiko zusätzlich. Fehlende Interessen außerhalb des Berufs und ein geringes soziales Netzwerk können die Anpassung an die neue Lebensphase erschweren.
Symptome und Auswirkungen
Das Empty-Desk-Syndrom äußert sich auf verschiedene Weise. Häufig treten Gefühle der Sinn- und Wertlosigkeit auf. Ohne die gewohnte berufliche Aufgabe fehlt eine klare Tagesstruktur, was innere Unruhe und Frustration auslösen kann. Soziale Isolation wird ebenfalls häufig beobachtet, da viele Kontakte aus dem Berufsleben nicht automatisch in den privaten Alltag übergehen. In schwereren Fällen entwickeln sich Depressionen oder Angstzustände. Laut einem Bericht von Forschung & Lehre fällt es insbesondere Männern schwer, mit dieser neuen Situation umzugehen, da der plötzliche Wegfall von Verantwortung und Anerkennung tiefgreifende psychische Auswirkungen haben kann.
Bewältigung und Prävention
Eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Ruhestand bereits in den Jahren vor dem endgültigen Abschied aus dem Berufsleben kann helfen, das Empty-Desk-Syndrom zu vermeiden. Eine frühzeitige Entwicklung neuer Interessen und Hobbys ermöglicht einen leichteren Übergang in die neue Lebensphase. Wer weiterhin eine feste Tagesstruktur beibehält, kann den Verlust an Routine ausgleichen und einem Gefühl der Ziellosigkeit entgegenwirken. Soziale Kontakte spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle.
Auch die Weitergabe von Wissen in Form von Mentoring oder Beratung bietet eine Möglichkeit, weiterhin einen Beitrag zu leisten und eine neue Rolle zu finden. Viele Rentner haben durch ehrenamtliche Arbeit oder gezielte Weiterbildungsmaßnahmen eine erfüllende, neue Aufgabe entdeckt. Die bewusste Gestaltung des Ruhestands kann dazu beitragen, die damit verbundenen Herausforderungen zu meistern und diese Lebensphase positiv zu nutzen.
Redaktion finanzen.net
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