Tarifverhandlungen

Öffentliche Arbeitgeber fordern Lohn-Zurückhaltung wegen Corona-Krise

01.09.20 16:49 Uhr

Öffentliche Arbeitgeber fordern Lohn-Zurückhaltung wegen Corona-Krise | finanzen.net

Zum Auftakt der Tarifverhandlungen für die rund 2,3 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen hat Innenminister Horst Seehofer die Gewerkschaften gemahnt, auf die schwierige Finanzlage in der Corona-Krise Rücksicht zu nehmen.

Vielen Beschäftigten sei in der Pandemie ein schwerer Dienst abverlangt worden, sagte der CSU-Politiker am Dienstag in Potsdam. Die schwierige Finanzlage der öffentlichen Hand dürfe aber nicht ausgeblendet werden. Die Gewerkschaft Verdi, die 4,8 Prozent mehr Lohn fordert, betonte ihre Streikfähigkeit auch zu Corona-Zeiten. Er hoffe auf ein frühes Angebot der Arbeitgeber, auf das man sich einigen könne, sagte Verdi-Chef Frank Werneke in der ARD. "Falls es anders kommt, sind wir natürlich auch in der Lage zu streiken. Streiken kann man auch mit 1,50 Abstand."

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Der Deutsche Landkreistag nannte die Forderung überzogen. "In einem Gesamtrahmen mit noch nicht wieder erholter Wirtschaft, millionenfacher Kurzarbeit und drohender zweiter Corona-Welle sollten sich die Gewerkschaften vor dem Hintergrund deutlich geringerer kommunaler Einnahmen zumindest ein Stück weit in Lohnzurückhaltung üben", erklärte der Präsident des Landkreistags, Reinhard Sager. Dies gelte besonders, da es sich um krisensichere Verwaltungsarbeitsplätze handele. Allein die Forderungen für die Beschäftigten und die Auszubildenden beziehungsweise Praktikanten würden die kommunalen Arbeitgeber jährlich rund 5,7 Milliarden Euro zusätzlich kosten.

Verdi fordert eine Erhöhung der Entgelte um 4,8 Prozent, mindestens aber 150 Euro mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Vergütung der Auszubildenden soll danach um 100 Euro angehoben, die Altersteilzeitregelungen verbessert und die Arbeitszeit im Osten an die im Westen angeglichen werden. Weitere Verhandlungstermine sind für den 19. und 20. September sowie für den 22. und 23. Oktober angesetzt.

Berlin (Reuters)

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